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Berlinale zeigt afrikanische Hoffnungsträger

Audrey Parmentier
9. Februar 2017

Mut und Zuversicht stehen im Mittelpunkt der Berlinale. Das zeigt sich auch in den afrikanischen Festivalbeiträgen. Mit dabei sind viele junge Talente. Audrey Parmentier berichtet aus Berlin.

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Berlinale Filmstill Felicite

Erstmals bietet das Filmfestival der afrikanischen Filmindustrie eine neue Plattform: Der "Berlinale Africa Hub" ist eine Initiative des European Film Market - eines der wichtigsten Treffen der internationalen Filmindustrie, das zeitgleich zur Berlinale stattfindet. Der Fokus liegt hier auf Innovation - und das nicht ohne Grund, wie Matthijs Wouter Knol, Direktor des EFM, erläutert: "In Afrika gibt es so viele junge Leute wie nirgendwo anders auf der Welt - viele junge Leute unter 30, die alle mit Handys unterwegs sind, alle online Content schauen wollen."

Treffpunkt für den Africa Hub ist der Gropius Park. Jeden Tag soll hier diskutiert werden. Unter anderem wird es um Koproduktionen, Inhalte und Distributionswege gehen. Mit dem Africa Hub wolle man die großen Umwälzungen auf dem afrikanischen Kontinent sichtbar machen, sagt Knol. So gebe es eine gute Mischung aus spannenden Jungregisseuren und den erfahrenen und etablierten Filmemachern und Filmschaffenden aus Afrika. Das Africa Hub wird vom Auswärtigen Amt gefördert. Auch das Entwicklungsministerium will seine Unterstützung für den afrikanischen Film künftig verstärken. "Gut ausgebildete Filmschaffende leisten einen hervorragenden Beitrag zur Entwicklung ihrer Länder", erklärte Bundesminister Gerd Müller. "Sie sind Teil einer lebendigen Gesellschaft und fördern den Diskurs."

European Film Markt
Treffpunkt für Afrika-Filme ist dieses Jahr der Euorpean Film Market.Bild: DW/B.J. Danışman

Suche nach Vertrautem

Die afrikanische Filmindustrie ist auch in den unterschiedlichen Sektionen des Festivals sehr gut vertreten. Dabei hätten die Filmemacher mit ihren Beiträgen die "alltägliche Apokalypse, in der wir uns befinden", abgebildet, sagt Dieter Kosslick, der das Festival leitet.

Die Protagonisten reagierten mit Humor - oder mit dem Rückzug in vertraute Umgebungen. "Immer wieder dreht es sich in den Filmen um Familienstrukturen", sagt Kosslick, "aber nicht um die klassischen kleinen oder Mittelschicht-Familien, die wir kennen. Es geht darum, dass Leute ein Bedürfnis haben, in vertrauten Strukturen zu sein, mit vertrauten Menschen zusammen zu sein, jedenfalls mit Menschen, denen sie über den Weg trauen können."

Starke Frauen, persönliche Kämpfe

Da wären Filme wie "Félicité" von Alain Gomis. Die Sängerin Félicité tritt in einer Bar in Kinshasa auf - und versucht unterdessen verzweifelt, Geld für die Operation ihres Sohnes zu sammeln. Ein Film über die Ausbeutung des afrikanischen Kontinents sei es, sagt Kosslick - und gleichzeitig eine sehr zarte Liebesgeschichte.

Eine starke Frau porträtiert auch Dieudo Hamadi in seinem Festivalbeitrag: "Maman Colonelle" ist eine Hommage an die Soldatin Colonel Honorine Munyole, die sich dem Schutz vergewaltigter Frauen und misshandelter Kinder im Osten der Demokratischen Republik Kongo widmet.

Berlinale Filmstill Investigating Paradise
Recherchen zum Islam: "Investigating Paradise"

In seinem ersten Spielfilm "The Wound" beschäftigt sich der südafrikanische Regisseur John Trengove mit dem jährlichen Beschneidungsritual der Xhosa, in "Investigating Paradise" begleitet Merzak Allouache die Recherchen einer jungen algerischen Journalistin zum Bild des Paradieses im Islam.

Der Haitianer Raoul Peck, Stammgast des Berliner Festivals, ist gleich zweimal vertreten: im Berlinale Special mit "Der junge Karl Marx" - und im Panorama mit "I'm not your negro". Es ist ein Dokumentarfilm über das letzte Werk des US-Autoren James Baldwin, der sich darin an seine drei ermordeten Freunde erinnert: Malcom X, Medgar Evers und Martin Luther King. Ihr Kampf für ein gerechtes Amerika scheint aktuell wieder gefährdet.

Ein Zeichen setzen für Integration

Deutschland Dieter Kosslick Berlinale 2016 PK
Dieter Kosslick, Direktor der BerlinaleBild: Getty Images/AFP/O. Andersen

Auch in der Kategorie "Talents" sind afrikanische Regisseure und Schauspieler stark vertreten. Die steht diesmal unter dem Thema "Courage: against all odds". Mut ist definitiv das Motto dieser 67. Berlinale,  die wie letztes Jahr viele Aktivitäten für und mit Geflüchteten organisiert. Auch Spenden oder Kinopatenschaften kommen Flüchtlingen zugute. Laut seinem Direktor Dieter Kosslick will sich das Festival weiter für die Integration von Geflüchteten in Deutschland engagieren.