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Ende einer Ära

5. August 2016

Erst Inter Mailand, jetzt AC Mailand: Nun geht auch der zweite Traditionsclub an Chinesen. Italiens Ex-Premier Silvio Berlusconi gibt den AC Mailand an Investoren aus China ab. Die drängen verstärkt in den Fußballmarkt.

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Silvio Berlusconi feiert mit den Spielern des AC Mailand den Gewinn des Champions-League-Pokals (Foto: EPA/ORESTIS PANAGIOTOU/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Der ehemalige italienische Premier billigte einen Vorvertrag mit einer Investorengruppe, wie seine Familienholding Fininvest und der AC Mailand am Freitag mitteilten. Der Deal, an den beide Seiten nun gebunden seien, müsse bis Ende des Jahres vollendet werden, wenn die italienischen und chinesischen Behörden ihre Zustimmung gegeben hätten, hieß es. Damit geht nach Inter Mailand auch der zweite traditionsreiche Club der norditalienischen Metropole mehrheitlich an Chinesen.

Das Konsortium übernimmt laut Mitteilungen 99,93 Prozent an dem Traditionsverein. Die Übereinkunft werde mit 740 Millionen Euro bewertet, mit geschätzten Schulden von rund 220 Millionen Euro. An dem Konsortium Sino-Europe Investment Management Changxing ist auch der chinesische Staatsfonds Haixia Capital beteiligt. Der tatsächliche Kaufpreis ging aus den Mitteilungen nicht hervor. Mit der Vereinbarung verpflichten sich die neuen Besitzer auch zu Investitionen und einer finanziellen Stärkung des AC Mailand. Sie sollen demnach insgesamt 350 Millionen Euro über drei Jahre investieren. Hundert Millionen werden zum Zeitpunkt des Kaufs fällig.

AC Mailand soll wieder konkurrenzfähig werden

Während der Verhandlungen hat Fininvest laut eigenen Angaben als oberstes Ziel verfolgt, was Berlusconi stets verlangt hatte: Dass der Club finanziell gut ausgestattet sein müsse, um ihn im Wettbewerb mit den europäischen Spitzenteams konkurrenzfähig zu machen. Laut Mitteilung hatte die Fininvest-Holding der Familie Berlusconi bereits vor Monaten Gespräche mit den Chinesen aufgenommen.

Der AC Mailand mit dem Europapokal 1989 (Foto: picture-alliance/ansa)
1989 und 1990 gewann der AC Mailand den Europapokal der Landesmeister und prägte eine ÄraBild: picture-alliance/ansa

Im vergangenen Herbst war ein geplanter Deal mit dem thailändischen Investor Bee Taechaubol geplatzt. Berlusconi hatte zuletzt immer wieder zu verstehen gegeben, dass sich seine TV-Gruppe den Klub nicht mehr leisten könne, dass er aber als Aktionär weiterhin im Verein das Sagen haben wolle.

Milans beste Zeiten sind lange vorbei

Nach einer schweren Herzoperation, der er sich im Juni unterzogen hatte, hatte sich der 79-Jährige zur kompletten Trennung vom Verein entschlossen. Dazu hatte ihn auch seine Tochter Barbara, 31 Jahre alte Co-Geschäftsführerin des Klubs, gedrängt.

Erst im Februar hatte Berlusconi den 30. Jahrestag als Eigentümer des Renommierklubs gefeiert. Durch seine Mittel avancierte Milan schon Ende der 80er Jahre zur Nummer eins in Europa. Mittlerweile jedoch ist der Klub auch im Zuge der allgemeinen Finanzprobleme im Mittelmaß versunken. Mailands letzter Meister-Titel datiert aus dem Jahr 2011, Milans siebter und bislang letzter Triumph in der Champions League liegt bereits neun Jahre zurück.

Staatsplan Chinas für den Fußball

Investoren aus China kaufen sich derweil verstärkt bei europäischen Proficlubs ein: Ebenfalls am Freitag wurde die Übernahme des englischen Teams West Bromwich Albion durch eine Gruppe aus China bekannt. Es fehle nur noch die Bestätigung durch die zuständige Finanzbehörde Großbritanniens und die Premier League, hieß es. Anfang Juni hatte der chinesische Konzern Suning für 270 Millionen Euro die Mehrheit am italienischen Traditionsclub Inter Mailand gekauft.

Insgesamt wird in China stark in den Fußball investiert. Dahinter scheint auch Staats- und Parteichef Xi Jinping zu stecken: Er hofft, dass sich China für die Weltmeisterschaft qualifiziert, selbst ein solches Turnier austrägt und einen WM-Titel holt.

al/uh (dpa/sid)