BHP steigt aus Fracking aus
22. August 2017Fracking, wie die Förderung von Gas und Öl in tiefen Gesteinsschichten genannt wird, war vor ein paar Jahren ein heißes Geschäft in den USA. Und alle wollten dabei sein. Dann rutschte der Ölpreis auf den Weltmärkten weg, und die teure Förderung von Schieferöl und –gas rechnete sich kaum mehr. Jetzt zieht BHP Billiton die Reißleine und will die Sparte ganz abstoßen.
Der bisherige BHP-Verwaltungsratschef Jac Nasser hatte kürzlich eingeräumt, dass die Investitionen von 20 Milliarden US-Dollar in das Schieferölgeschäft vor sechs Jahren im Nachhinein ein Fehler gewesen seien. Analysten zufolge dürfte der Konzern heute bei einem Verkauf wohl nur die Hälfte der Summe erzielen. BHP ist derzeit der achtgrößte Förderer von Schieferöl in den Vereinigten Staaten.
Kandidat der Hedgefonds
BHP Billiton beugt sich damit auch dem Druck seiner Investoren, allen voran diverser Hedgefonds. Am Dienstag erklärte der Konzern, der Bereich Schieferöl zähle nicht mehr zum Kernbereich der eigenen Geschäfte. Genau das hatten Hedgefonds wie Elliott Management oder Tribeca schon länger gefordert. Sie wollen so den Aktionären mehr Geld zukommen lassen.
Die neue Linie geht auf den neuen Verwaltungsratschef Ken MacKenzie zurück, der zwar erst im kommenden Monat offiziell ins Amt kommt, aber die Entscheidung bereits in Gesprächen mit Investoren vorbereitet hatte. MacKenzie war der Kandidat des australischen Hedgefonds Escala für den Chefposten.
Der Neue kommt mit sehr guten Geschäftszahlen ins Amt. BHP legte am Dienstag seine Bilanz vor: Im Ende Juni abgelaufenen Geschäftsjahr machte das australisch-britische Unternehmen einen Nettogewinn von 5,89 Milliarden US-Dollar (4,98 Milliarden Euro). Im Vorjahr hatte der Konzern noch 6,4 Milliarden Dollar Minus gemacht, das war der größte Verlust seiner Firmengeschichte.
Neue Geschäftsfelder
BHP Billiton gilt als größter, wertvollster und wohl auch umstrittenster Bergbaukonzern der Welt. Der Rohstoffriese fördert weltweit Eisenerz, Kohle und Kupfer. Außerdem ist der Konzern bisher im Handel mit Erdöl und Kalisalz aktiv. Im Jahr 2015 war BHP Billiton gemeinsam mit dem brasilianischen Konzern Vale in die größte Umweltkatastrophe in der Geschichte Brasiliens verwickelt: Bei einer Erzmine brachen Dämme, giftiger Schlamm überflutete ein Tal, verseuchte über hunderte von Kilometern den Rio Doce und tötete 17 Menschen.
Der wichtigste Konkurrent von BHP Billiton kommt einer Liste der Unternehmsberatung PwC zufolge ebenfalls aus Australien: Rio Tinto ist vor allem im Geschäft mit Eisenerz stark. Ein weiterer großer Player im Rohstoff-Geschäft ist die Schweizer Unternehmensgruppe Glencore: Sie verdient ihr Geld vor allem mit der Förderung von und dem Handel mit Bauxit, Eisenlegierungen, Kupfer und Kohle.
BHP Billiton will sich nun neuen Geschäftsfeldern zuwenden, und das Geld dazu müsste auch dank des Verkaufs der Schieferöl-Sparte reichen. Die Wende in der Autoindustrie hin zum Elektroantrieb erfordert neue Rohstoffe in großen Mengen: Nickelsulfat, ein wichtiger Bestandteil von Autobatterien. Jetzt will BHP Billiton zum größten Lieferanten des Rohstoffs werden. Bis 2019 will der Konzern Millionen in den Ausbau einer Produktionsanlage stecken, die 100.000 Tonnen Nickelsulfat im Jahr auswerfen soll.
ar/bea (dpa, rtr, ap – Archiv)