Bibelfilm aus weiblicher Perspektive: Maria Magdalena
Nicht Jesus ist Hauptfigur in dem neuen Bibelfilm mit den Hollywoodstars Rooney Mara und Joaquin Phoenix, sondern Maria Magdalena. Damit tritt sie nun auch filmisch aus dem Schatten der ausschließlich männlichen Apostel.
Zwei Hollywood-Stars begegnen sich
Maria Magdalena, gespielt von Rooney Mara, wird von Jesus von Nazareth (Joaquin Phoenix) getauft. Was auf den ersten Blick wie die soundsovielte Wiederauflage einer kitschigen Hollywood-Bibelverfilmung erscheinen mag, verblüfft durch eine zurückhaltende Inszenierung und den Verzicht auf allzuviel Hollywood-Bombast. "Maria Magdalena" gehört zweifellos zu den besseren Bibel-Verfilmungen.
Wüste, Sand und Stille
Die Schauplätze des Films "Maria Magdalena", der in Italien gedreht wurde, sind vor allem eins: karg und menschenleer, staubig und öde. Die Protagonisten bewegen sich vor großartiger Landschaftskulisse, was dem Charakter des Films gut tut. Schließlich geht es um eine Passionsgeschichte - diesmal aus weiblicher Sicht. Erzählt wird das Leben Maria Magdalenas und ihre Begegnung mit Jesus.
Historie und Fiktion
"Maria Magdalena" hält sich weitgehend an vielfach transportierte Geschichten, die man aus der Bibel kennt. Erzählt wird die Geschichte von Jesus und seinen Jüngern - hier eine Szene mit Judas (Tahar Rahim). Aber natürlich haben Drehbuchautoren und Regisseur ihre Geschichte auch ausgeschmückt. Zum Beispiel wird die Persönlichkeit des Judas neu interpretiert.
Maria Magdalena in der Filmgeschichte
In dem jetzt weltweit in den Kinos anlaufenden Film von Regisseur Garth Davis ist Maria Magdalena die Hauptfigur. In den bisherigen Bibelfilmen stand sie stets im Schatten der männlichen Protagonisten - wie hier in dem wegen seiner Gewaltdarstellungen umstrittenen Film "Die Passion Christi" des australischen Schauspielers und Regisseurs Mel Gibson von 2004 - hier gespielt von Monica Bellucci.
Bibelfilme - Männerbünde
Auch Martin Scorsese setzte in seiner Bibelverfilmung "Die letzte Versuchung Christi" (1988) vor allem auf ein männliches Schauspielerensemble. Maria Magdalena wird in Scorseses Film zur Ehefrau von Jesus umgedeutet. Bei der Geburt eines gemeinsamen Kindes stirbt Maria.
Pasolini verzichtete auf Maria Magdalena
Der große italienische Regisseur Pier Paolo Pasolini verzichtete 1964 in seinem bis heute vielgelobten Bibelfilm "Das 1. Evangelium - Matthäus" ganz auf die Figur Maria Magdalenas. Pasolini setzte zwar auf Realismus und Laiendarsteller, verzichtete auf pompöse Musikuntermalung und üppige Ausstattung, doch die Figur der Maria Magdalena tauchte in seiner Filmhandlung nicht auf.
Jesus in Hollywood
Bibelfilme wurden in Hollywood schon zu Stummfilmzeiten produziert. Vor allem in den 1950er und 1960er Jahren drehten Produzenten und Regisseure biblische Ausstattungsopern mit großem Budget. 1961 entstand der fast dreistündige Film "König der Könige" von Nicholas Ray mit Jeffrey Hunter in der Hauptrolle. In einer Nebenrolle war Carmen Sevilla als Maria Magdalena zu sehen.
Jesus als Nebenfigur
Zuletzt wurde 2016, zumindest am Rande, die Geschichte von Jesus und seinen Jüngern in der Neuverfilmung von "Ben-Hur" erzählt. Dabei war der Brasilianer Rodrigo Santoro als Jesus zu sehen. Auch in "Ben Hur" spielte die Figur der Maria Magdalena keine Rolle.
Die Bibel zum Lachen
Und auch in der erfolgreichen Komödie "Leben des Brian" des britischen Komikerensembles Monty Python taucht Maria Magdalena nicht auf. Die Spaßtruppe aus England setzte wie die allermeisten Filmemacher zuvor auf die männlichen Charaktere und Protagonisten.
Rehabilitierung einer historischen Figur
Insofern bietet der neue Film "Maria Magdalena", der jetzt in die Kinos kommt, auch die Chance auf eine Neubewertung der biblischen Figur. Man darf den Film sicher aus mehreren Gründen kritisieren, doch verfügt er über einen Vorteil gegenüber den allermeisten früheren Bibelverfilmungen: Er bezieht die weibliche Perspektive mit ein.
Nicht Jesus ist Hauptfigur in dem neuen Bibelfilm mit den Hollywoodstars Rooney Mara und Joaquin Phoenix, sondern Maria Magdalena. Damit tritt sie nun auch filmisch aus dem Schatten der ausschließlich männlichen Apostel.