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Bildergeschichten (8)

Tillmann Bendikowski9. Juli 2012

1932: Winnetou geht baden - Carl Zuckmayer bringt seiner Tochter das Schwimmen bei.

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Copyright: ullstein bild - Alfred Eisenstaedt
Bild: ullstein bild/Alfred Eisenstaedt

Generationen von deutschen Jungen (und zuweilen auch Mädchen) haben sich einst in die Welt des legendären Apachen-Häuptlings Winnetou geträumt. Doch nur wenige wagten es, ihren Traum auch auf andere zu übertragen. Der Schriftsteller Carl Zuckmayer tat es: Der bekennende Karl-May-Verehrer gab seiner 1926 geborenen Tochter den Namen Winnetou. Das Bild zeigt ihn, wie er der Sechsjährigen gerade Schwimmunterricht erteilt – mit ein wenig Phantasie lässt sich dabei an die Indianer denken, die Karl May in seinen Geschichten so elegant wie lautlos durchs Wasser gleiten ließ.

Für den Schriftsteller sind es gute Jahre: Seine Theaterstücke ziehen bereits ein großes Publikum an, 1931 feiert er mit der Uraufführung seines „Hauptmanns von Köpenick“ seinen – auch finanziell – größten Erfolg. Er arbeitet vor allem in Berlin, daheim ist er seit einigen Jahren in der Nähe von Salzburg. Von den Nazis verhasst, lebt er zunächst weiter in Österreich, ehe er 1938 vor den Deutschen nach Frankreich und schließlich in die USA emigrieren muss.

Um dort zu überleben, versuchen es die Zuckmayers seit 1941 auch als Farmer (bei Karl May hätte man sie vermutlich eher "Siedler" genannt) in den "Grünen Bergen" von Vermont. Eine ebenso neue wie beschwerliche Erfahrung. Die Eltern kauften sich Ziegen, so erinnerte sich später Tochter Winnetou, weil sie sich Kühe nicht leisten konnten – dabei wussten Vater und Mutter nicht einmal, wie Ziegen zu melken sind …
Zuckmayers Stücke sind in Deutschland heute nach wie vor präsent – doch mehr noch die wahren Geschichten vom Häuptling Winnetou. Er ist fraglos einer der populärsten Figuren der Kulturgeschichte, die eigentlich nur einen Schönheitsfehler hat: dass erstaunlicherweise auch Pierre Brice nicht ewig jung ist und dass er bei den Karl-May-Festspielen in Bad Segeberg nicht mehr auf der Bühne – pardon: auf dem Pferd – zu sehen ist.