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Billiges Öl - Gift für die Börse?

Chris Cottrell / bea13. Januar 2016

Der fallende Ölpreis wird inzwischen oft für sinkende Börsenkurse verantwortlich gemacht. Bisher war es genau umgekehrt. Was ist da los?

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USA Ölfeld in Oklahoma Symbolbild Ölbranche zittert weiter
Bild: picture-alliance/epa

Erstmals seit zwölf Jahren ist der Preis für ein Fass Öl am Dienstag kurzzeitig unter die Marke von 30 US-Dollar gefallen, seitdem hat er sich wieder etwas erholt. An den großen Börsen gingen zeitgleich die wichtigen Indizes zunächst in den Keller, dann erholten sie sich wieder.

Ein Barrel (159 Liter) der US-Sorte WTI kostete zwischenzeitlich nur noch 29,97 Dollar, das war der tiefste Stand seit Dezember 2003. Der Preis für die Nordsee-Sorte Brent lag mit 30,40 Dollar auf dem Niveau von April 2004. Am Mittwoch konnten beiden Sorten wieder zulegen, was auch etwas Druck von den Börsenkursen nahm.

Das billige Öl hat in letzter Zeit viele Investoren nervös gemacht. Normalerweise bewegen sich Ölpreise und Börsenbarometer sehr selten im Gleichklang. Meist gilt: Steigen die einen, fallen die anderen oder bleiben unverändert. Firmen, die viel Öl verbrauchen, können bei niedrigen Preisen einfach günstiger produzieren.

Es geht abwärts

Eine Ausnahme sind natürlich die Aktien von Ölfirmen - ihr Wert steigt und fällt meist mit dem Ölpreis. Papiere von US-Energiekonzernen gehörten am Dienstag zu den größten Verlierern - und belasteten so auch den amerikanischen Börsenindex S&P 500.

"Die großen Börsenindikatoren enthalten viele Aktien von Firmen aus dem Energiesektor", sagt Fawad Razaqzada, Analyst beim Londoner Handelshaus City Index, der DW.

Der Ölpreis ist niedriger denn je - wer gewinnt, wer verliert?

Ein möglicher Grund dafür, dass sich Ölpreise und Indizes in letzter Zeit häufiger parallel entwickeln, könnte Razaqzada zufolge der extrem starke Ölpreisverfall im vergangenen Jahr sein - die Preise hatten sich halbiert. "Der starke Preisverfall beim Öl hat auch andere Rohstoffmärkte belastet", glaubt Razaqzada.

Viel Öl, wenig Nachfrage

Saudi Arabien und andere OPEC-Länder hoffen, über einen niedrigen Ölpreis ihre Marktanteile verteidigen und die Schiefergas-Konkurrenz aus den USA langfristig aus dem Markt drängen zu können. Denn das teure Fracking lohnt sich für US-Firmen nur, wenn der Ölpreis ein bestimmtes Niveau hält. Obwohl der Preis bereits niedrig ist, hat die OPEC ihre Förderquoten nicht gekürzt.

Die Konjunktur in China, dem weltweit größten Energieverbraucher, drückt ebenfalls auf den Ölpreis. Weil die Wirtschaft dort nicht mehr so stark wächst wie früher, nimmt auch die Nachfrage nach Öl weniger stark zu.

"Das hat die Märkte für Öl und andere Rohstoffe ziemlich erschreckt", sagt Spencer Welch, Leiter der Ölmarkt-Analyse beim Informationsdienstleister IHS. "Eine steigende Nachfrage in China ist wichtig für einen ausgeglichenen Ölmarkt."

Welch ist zuversichtlich, dass die Öl-Nachfrage in China in diesem Jahr deutlich zulegen wird, um durchschnittlich 350.000 Barrel pro Tag gegenüber dem Vorjahr. Demnach käme rund ein Drittel der zusätzlichen Nachfrage weltweit aus China. IHS rechnet mit einer Erholung am Ölmarkt im dritten Quartal 2016. Bis zum Jahresende werde der Ölpreis pro Barrel wieder auf 50 US-Dollar klettern.

Harte Einschnitte

In den vergangenen 18 Monaten hat Öl 70 Prozent seines Wertes verloren. Für Förderländer und Firmen hat das Konsequenzen. So gaben die OPEC-Mitglieder Bahrain und Oman am Dienstag bekannt, ihre Benzin-Subventionen zu reduzieren. In Bahrain stiegen darauf die Preise an den Zapfsäulen um 60 Prozent. In Oman, wo die Änderungen am Freitag (15.01.2015) wirksam werden, rechnet man mit einem Preisanstieg von 33 Prozent.

Russland will seine Staatsausgaben in diesem Jahr um zehn Prozent senken, weil die gesunkenen Einnahmen aus dem Öl- und Gasgeschäft große Löcher in die Kasse reißen. Bei ihrer Haushaltsplanung für das laufende Jahr war die Regierung noch von einem durchschnittlichen Ölpreis von 50 Dollar pro Fass ausgegangen.

Und der britische Energiekonzern BP hat angekündigt, in den kommenden zwei Jahren 4000 Jobs in den Bereichen Ölförderung und Erschließung zu streichen. So wolle die Firma sicherstellen, "wettbewerbsfähig und robust" zu bleiben, heißt es in einem Statement von Mark Thomas, der für die Nordseeaktivitäten der BP zuständig ist.