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Politik

"Trump traut nur seiner Familie"

Michael Knigge bh
22. Januar 2017

Die Kinder sind die Dynastie, die Frauen das Zubehör - Trump-Biografin Gwenda Blair spricht mit der DW über das Familienbild des neuen US-Präsidenten und erklärt die Rolle seiner Ehefrauen und Kinder.

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USA Amtsübernahme Trump Eid
Bild: Reuters/C. Barria

Deutsche Welle: Die Familie spielt eine sehr wichtige Rolle für US-Präsident Donald Trump. Was für eine Art von "First Family" werden die Trumps sein?

Gwenda Blair: Wir sehen, dass er ein sehr enges Verhältnis zu seiner Familie hat. Er wird so weitermachen wie bisher, das bedeutet: Er wird auf seinen eigenen Vorteil bedacht sein. Er hatte immer einen scharfen Blick dafür, wie er aus jeder Situation das Beste herausschlagen kann, was für Möglichkeiten sich ihm bieten und wie er am meisten davon profitiert. Das hat er als Unternehmer so gemacht und jetzt will er das Weiße Haus in eine profitorientierte Sache verwandeln. Dafür verlässt er sich auf seine Familie und seine Kinder, seine Tochter und sein Schwiegersohn sind ganz in seiner Nähe. Wir wissen nicht, wie eng genau sein Schwiegersohn ihm im Weißen Haus stehen wird, aber er wird nicht weit weg sein. Das ist Trumps Art, voranzukommen und sich darauf zu konzentrieren, welche Optionen das für ihn bereithält und wie er Vorteile draus ziehen kann, dass er jetzt Präsident ist.

USA Autorin Gwenda Blair
Trump-Biografin Gwenda BlairBild: Matthew W. Stolper

Donald Trump hat fünf Kinder und war drei Mal verheiratet. Was für eine Idee von Familie steckt dahinter?

Es ist seine Familie, der er vertraut. Ich glaube, er vertraut eigentlich nur ihr. Er vertraut sich selber und sie sind wie eine Verlängerung seiner selbst. Das ist eine Familie, die sich sehr nahesteht. Er selbst hatte fünf Geschwister und hat früh gesagt, er wolle fünf Kinder. Sie stammen von drei Ehefrauen, aber er hat seine fünf Kinder bekommen. Insofern mag er sich selbst als erfolgreichen Ehemann und Vater sehen. Für ihn ist das so eine Art Grundeinheit und jeder jenseits davon ist ein Außenseiter.

Donald Trump mit mit Tochter Ivanka und Schwiegersohn Jared Kushner
Glückwünsche nach der Wahl von Tochter Ivanka (m) und Schwiegersohn Jared Kushner (2.v.r.)Bild: Getty Images/M. Wilson

Trump wird der Vetternwirtschaft beschuldigt, weil er seinen Schwiegersohn Jared Kushner als engen Berater ins Weiße Haus beruft. Er wird auch dafür kritisiert, dass er die Führung seiner Unternehmen seinen Söhnen überträgt, weil das einen Interessenkonflikt mit seiner Rolle als Präsident geben könnte. Diese Kritik hat Trump nicht besonders gestört. Warum?

Er ist ein cleverer Typ. Daran gibt es keinen Zweifel, ob man ihn mag oder nicht. Er war gut darin, Schlupflöcher beim Geschäftemachen zu finden. Er war gut darin herauszufinden, wie ein Unternehmensbankrott ihm helfen kann, 20 Jahre lang keine Einkommenssteuer zu zahlen. Und er wird jetzt sehr gut darin sein, Hintertürchen im Weißen Haus ausfindig zu machen. Und eins davon ist: Es gibt kein Gesetz, das den Präsidenten für Interessenkonflikte zur Rechenschaft zieht. Und indem er die Geschäfte seinen Söhnen übergibt, betont er, dass es gar keinen Konflikt gebe. Er sagt, er werde mit ihnen gar nicht sprechen, was kaum vorstellbar ist. Er schafft es irgendwie, die Grenzen zu verwischen, so dass es wirkt wie: "Ach, das sind nur seine Kinder."

"Wenn es ein Schlupfloch gibt, kriecht er durch"

Und seinen Schwiegersohn - statt eines Blutsverwandten - als seinen engsten Berater zu bestellen, ist noch so ein Verwischen. Es gibt tatsächlich kein Gesetz, das ihn zwingt, die Regeln einzuhalten, die alle anderen Regierungsmitarbeiter und seine Kabinettsmitglieder einhalten müssen. Das ist ihm total klar. Genauso, wie ihm klar war, dass er nicht verpflichtet ist, seine Steuererklärung zu veröffentlichen. Jeder andere Präsident hat das getan, da gibt es eine alte Tradition und hohe Erwartungen. Aber Trump muss dem nicht folgen - das ist das Hintertürchen. Und genauso ist es mit seinen Kindern und seinem erwarteten Rückzug aus seinen Unternehmen. Er vollzieht den nicht, weil es ein Schlupfloch gibt und Trump kriecht einfach durch.

Donald Trump mit seiner Tochter Ivanka Trump
Trump mit Tochter IvankaBild: picture-alliance/dpa/S. Thew

Donald Trumps Kinder scheinen eine größere und wichtigere politische Rolle zu spielen als seine Ehefrau. Sehen Sie das auch so - und wenn ja, warum ist das so?

Alle seine drei Ehefrauen waren in gewisser Weise sehr wichtig. Die Öffentlichkeit sieht in ihnen drei Models, alle drei sind sehr attraktiv, alle drei sind die Art von Accessoire, mit dem sich jemand schmücken möchte, der als Alphatier auftritt. Ein blondes Model als Gattin am Arm zu haben, ist ein sehr wichtiges Zubehör, ein sehr wichtiges Requisit - und sie haben diese Rolle alle sehr gut gespielt. Schließlich sind sie Frauen, die darin geschult sind, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Das ist ihr Job. Also, in dieser Hinsicht waren sie wichtig.

"Er will niemanden neben sich"

Seine erste Frau, Ivana, wollte mehr sein. Sie wollte Teil des Unternehmens sein und ihre Ehe scheiterte. Er wollte niemanden neben sich. Er will jemanden, der an seiner Seite ist, einen Schritt entfernt, aber niemanden, der in den Vordergrund tritt. Das war eine Katastrophe und so nahm er sich Ehefrau Nummer zwei, die nicht vorhatte, eine Rolle im Unternehmen zu spielen. Frau Nummer drei hat sogar noch weniger Ambitionen. Wir haben sie in der Öffentlichkeit an seiner Seite gesehen. Sie tritt nie vor ihn, sagt nur selten etwas und offenbar wird sie ja nicht mal im Weißen Haus bei ihm sein.

Würden Sie sagen, dass seine Blutsverwandten, seine Kinder, ihm wichtiger sind als seine Ehefrauen?

Das scheint so. Die Frauen sind die Accessoires, die Kinder sind die Zukunft. Sie bilden die Dynastie, die voranschreitet.

Gwenda Blair ist die Verfasserin des Buches "The Trumps: Three Generations That Built an Empire" (2001), jetzt verlegt unter dem Titel: "Three Generations of Builders and a President", sowie  von "Donald Trump: Master Apprentice" (2007). Sie lehrt Journalismus an der Columbia University in New York.

Das Gespräch führte Michael Knigge.