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BioNTech startet Impfstoffproduktion in Marburg

10. Februar 2021

Das Mainzer Pharmaunternehmen BioNTech hat mit der Impfstoffproduktion in seiner neuen Produktionsstätte im hessischen Marburg begonnen. Es ist die dritte Produktionsanlage von BioNTech in Deutschland.

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Coronavirus Impfstoff Symbolbid
Bild: picture alliance/dpa

BioNTech hat mit dem ersten Schritt zur Impfstoffproduktion im hessischen Marburg begonnen. Das Mainzer Unternehmen hatte die Anlage im September vom Schweizer Pharmakonzern Novartis übernommen und umgebaut. Nun begann Biontech dort mit der Herstellung der mRNA, dem aktiven pharmazeutischen Wirkstoff des Pfizer-BioNTech-Impfstoffs. Sobald das neue Werk voll betriebsbereit sei, werde es mit einer jährlichen Kapazität von bis zu 750 Millionen Dosen eine der größten mRNA-Produktionsanlagen in Europa sein, teilt BioNTech mit. Die Firma plant, dort im ersten Halbjahr 2021 bis zu 250 Millionen Dosen zu produzieren.

Eine einzelne Charge des mRNA-Wirkstoffs reiche für die Produktion von acht Millionen Impfdosen, hieß es weiter. Die hessischen Behörden hatten vor rund vier Wochen die Produktion in Marburg genehmigt.

Um nun die Herstellung des fertigen Impfstoffs zu ermöglichen, müsse die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) noch die Produktionsprozesse der neuen Anlagen genehmigen, erklärte BioNTech. Die Einreichung der dazu notwendigen Daten und anderer benötigter Informationen werde im Februar und März erfolgen.

Deutschland Marburg | Coronavirus | neues Werk Biontech
Gut getarnt: Hier wird der Hightech-Impfstoff hergestellt: BioNTechs neues Werk in MarburgBild: Thomas Lohnes/AFP/Getty Images

Erste fertige Impfstoffe ab Anfang April

Nach der Zulassung durch die EMA sollen laut BioNTech erste Produktchargen des fertigen Impfstoffs zur sterilen Abfüllung an die Partnerstandorte geliefert werden. Anschließend soll die Verteilung an die Impfstellen gemäß den festgelegten Vereinbarungen mit den Regierungen erfolgen. Die ersten in Marburg hergestellten Impfstoffe würden voraussichtlich Anfang April ausgeliefert.

BioNTech arbeite mit seinem US-Partnerunternehmen Pfizer daran, der weltweiten Nachfrage gerecht zu werden. Die Produktionskapazität für den COVID-19-Impfstoff für 2021 sei auf bis zu zwei Milliarden Dosen erhöht worden. Dazu arbeite man mit verschiedenen Partnern zusammen.

Die bayerische Pharmafirma Dermapharm beispielsweise will den COVID-19-Impfstoff von BioNTech und Pfizer ab Mai an einem zweiten Standort in Deutschland fertigen. Bereits seit Oktober stellt Dermapharm diesen schon in Brehna bei Leipzig her und bereitet gegenwärtig auch die Produktion in Reinbek bei Hamburg vor. "Wir versuchen, im Mai zu starten", sagte Vorstandschef Hans-Georg Feldmeier der Nachrichtenagentur Reuters in einem am Dienstag veröffentlichten Interview. "Der große Vorteil ist, dass wir unser Know-how von dem einen Standort auf den anderen übertragen können." Das beschleunige die Sache. Dabei soll die Impfstoffproduktion in Reinbek noch größer werden als die in Brehna.

Deutschland Coronavirus Impfstoff
Gefragter Stoff: Corona-Vakzin von BioNTech/Pfizer Bild: Sven Hoppe/dpa/picture alliance

Die zwei Standorte sind nach Angaben von Feldmeier Teil eines Produktionsnetzwerkes von 13 Standorten, darunter von großen Pharmakonzernen wie Novartis und Sanofi, die von BioNTech/Pfizer beauftragt wurden, um das Produktionsziel der beiden Partner von zwei Milliarden Impfdosen in diesem Jahr zu erreichen. Dermapharm stellte nach seinen Worten einen "signifikanten Anteil" der 50 Millionen Dosen des Vakzins im vergangenen Jahr her und verdoppelt seine Kapazitäten, um die beiden Unternehmen bei der Lieferung von 75 Millionen zusätzlichen Dosen an die Europäische Union im zweiten Quartal zu unterstützen.

"Völlig neue Dimensionen"

Dermapharm hatte zuvor zwar keine Erfahrung in der Impfstoffherstellung, aber dafür interne Experten im Haus für die Umhüllung der mRNA in dem BioNTech-Impfstoff mit Lipiden. "Das war die Brücke, die uns zu BioNTech führte", sagte Feldmeier. Lipide schützen die Boten-RNA (mRNA), die dem Körper die Informationen zur Herstellung des Antigens überträgt, vor dem Abbau und tragen dazu bei, dass sie die Zellen erreichen. Feldmeier verglich die Lipide mit Lithium-Ionen-Batterien, die für Elektroautos benötigt werden. "Eigentlich könnte man viel mehr Autos bauen, wenn es mehr Lithium-Ionen-Batterien gäbe", sagte er. Der Hauptengpass für die Produktion bestehe darin, eine bisherige Nischentechnologie zu vergrößern und an mehreren Standorten zu duplizieren. "Jetzt kommt ein Upscaling in völlig neue Dimensionen."

Biontech-Zentrale in Mainz
BioNTech-Zentrale in MainzBild: BioNTech SE 2020, all rights reserved

Auch das US-Unternehmen Baxter will im westfälischen Halle demnächst Impfdosen von BioNTech und Pfizer herstellen. "Der Plan ist, dass wir Ende Februar/Anfang März mit der Produktion von BioNTech-Impfstoff beginnen", hatte Personalchef Jürgen Fleischer Mitte Januar der Nachrichtenagentur Reuters gesagt, ohne Zahlen zu nennen. Es soll sich aber um einen Auftrag in dreistelliger Millionenhöhe an Impfdosen handeln, der innerhalb von 18 Monaten abgearbeitet werden soll.

Ende Januar hatte der Schweizer Pharmariese Novartis angekündigt, BioNTech ab dem zweiten Quartal bei der Abfüllung unter die Arme zu greifen.

Auch französische Pharmakonzern Sanofi will mehr als 125 Millionen Dosen des von den Konkurrenten BioNTech und Pfizer entwickelten COVID-19-Impfstoffs für die Europäische Union fertigen. Die ersten Lieferungen seien im Sommer aus den Produktionsanlagen von Sanofi in Frankfurt zu erwarten, hieß es Ende Januar von dem Unternehmen. Sanofi werde BioNTech Zugang zu seiner Produktionsinfrastruktur gewähren und Fertigungsschritte der späten Phase übernehmen. Dafür soll eine Anlage genutzt werden, in der Sanofi bislang Diabetes-Medikamente herstellte.

hb/ku (dpa,afp,rtr)