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Bisschen viel

Nina Werkhäuser3. Februar 2007

Er war viel teuer als geplant. Er ist nicht so schön geworden und auch nicht so sicher. Drei Gründe, warum die ohnehin schüchterne Zuneigung der Berliner zu ihrem neuen Hauptbahnhof zur Zeit schwer leidet.

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Vor zwei Wochen krachte ein tonnenschwerer Stahlbalken von der Fassade des Hauptbahnhofs herab. Ein Wunder, dass dabei niemand zu Schaden kam. Auch wenn Orkan Kyrill die Ursache war - ein nagelneuer Bahnhof muss Sturmböen aushalten. Das Gebäude mitten im Berliner Regierungsviertel hat den Freundschaftspreis von nur einer Milliarde Euro gekostet – konnte man da nicht alle Teile richtig fest verschweißen? Die Balken seien nur aufgelegt und nicht angeschweißt, erfuhr die staunende Berliner Öffentlichkeit. Die zuständigen Ingenieure hätten geglaubt, sie seien schwer genug und würden nicht herunterfallen. Dank an den Orkan, dass er diesen Hochmut weggeblasen hat.

Neuer Argwohn

Und als wir Berliner anfingen, das Bauwerk mit neuem, argwöhnischen Blick zu betrachten, kam auch die Kostenfrage wieder hoch. Der Bahnhof war über 300 Millionen Euro teuer als vorgesehen, aber das Dach der Bahnhofshalle ist 130 Meter kürzer geworden. Die langen Züge stehen also mit der Nase draußen im Regen, und die Reisenden erst recht. Warum das so ist, wollte in dieser Woche die Volksvertreter wissen. Schließlich gehört die Bahn praktisch dem deutschen Volk, den Steuerzahlern und Bahnfahrern. Bahnchef Hartmut Mehdorn wurde im Haushaltsausschuss des Bundestags geradezu gegrillt, aber er hatte nicht viel Erhellendes zu sagen. Nur soviel: Schuld ist die Fußball-Weltmeisterschaft im Sommer 2006. Wegen dieses gänzlich unerwarteten Ereignisses musste der Bahnhof hurtig fertiggebaut werden, sagt Mehdorn. Und da kommt es auf ein paar Euro, ein paar Meter Dach oder ein paar Stahlträger ja wohl nicht an.

Höhere Kosten, unverhältnismäßige Änderungen an den Bauplänen und Sicherheitsmängel – das ist alles ein bisschen zu viel auf einmal. Erschreckend, dass es bei fast allen öffentlichen Gebäuden so läuft. Und am Ende ist natürlich niemand dafür verantwortlich.