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Bitcoin - von Rekord zu Rekord

7. Dezember 2017

Digitale alternative Währungen finden weltweit mehr und mehr Beachtung, weil der Wert des Bitcoins 2017 geradezu explodiert ist. Wie funktionieren Kryptowährungen? Und warum dieser Hype?

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Bitcoin
Bild: picture-alliance/dpa/J. Kalaene

Was ist eine Kryptowährung?

Kryptowährungen, sagen jene, die sie nutzen, seien eine digitale Technik, die darauf ziele, die Grundlagen der weltweltweiten Finanzindustrie grundsätzlich zu verändern. Diese Währungen bewiesen, dass es keiner Bank oder anderer "Geld-Zwischenhändler" bedürfe, um mit Kapital zu handeln. Die Technologie ist dezentral und wird weder von Regierungen oder von Konzernen noch von Menschen überhaupt kontrolliert.

Das steht in scharfem Kontrast zu allem, woran die (Finanz-)Welt gewöhnt ist. Heute werden die meisten finanziellen Transaktionen in Währungen wie dem US-Dollar oder dem Euro ausgeführt, die von Zentralbanken herausgegeben und von Regierungen gedeckt werden. Die komplexe und untereinander eng verwobene globale Wirtschaft hängt von Vermittlungen durch Banken ab.

Der Charme der digitalen Währungen liegt in ihrem Versprechen, diese Finanzarchitektur zu umgehen. Das können diese Währungen, weil sie auf Mathematik basieren und indem sie die Kontenführung von Finanzinstituten wie etwa Banken weg auf ein Netzwerk selbständig agierender Computer übertragen.

Mystischem Dunkel entsprungen

Diese neue Währungen nutzen Blockchain-Software. Diese registriert in einem Computer-Netzwerk jede, jeweils aufwändig verschlüsselte Kontenbewegung und errechnet ohne Zeitverlust den aktuellen Wert der jeweiligen Währung.

Indem finanzielle Zwischenhändler und deren Gebühren vermieden werden, könnten, so das Versprechen, die Kosten für Privatpersonen und Geschäftsleute gesenkt werden. So könne sich die Welt aus der Abhängigkeit von Banken und Finanzdienstleistern befreien.

Die erste Kryptowährung, der Bitcoin, wurde 2009 geschaffen, aber seine wahre Herkunft verliert sich in mystischem Dunkel. Die "Erschaffung " des Bitcoins wird einer Person namens Satoshi Nakamoto zugeschrieben. Die Person dahinter ist aber noch immer unbekannt und Quell wilder Spekulation.

Ebenso einfach wie wirkungsvoll

Bitcoins werden in digitalen Wallets (Geldbörsen) gespeichert - die kann jeder einrichten, der über einen Internet-Zugang verfügt. Dazu muss man weder zu einer Bank gehen noch sich identifizieren. Das Bitcoin-System kennt weder Namen noch Geschlecht der Marktteilnehmer.

Diese potentiell höchst unsichere Natur einer Kryptowährung führt zu heftigem Streit zwischen Befürwortern und Gegnern von Alternativ-Währungen. Die Digitalgeldfreunde behaupten, mit Kryptowährungen Handel und Bankwesen grundlegend verändern zu können.

Die Skeptiker halten davon gar nichts. Jamie Dimon, Chef von JPMorgan Chase nennt Bitcoin ein "fürchterliches Geldlager" und die US-amerikanische Investoren-Legende Warren Buffet rät: "Halten Sie sich davon fern! Das ist im Grunde nur eine Fata Morgana."

Zahlungsmittel oder Spekulationsobjekt?

In der Presse kommen Bitcoins auch nicht gut weg. Es häufen sich Berichte, in denen Kryptowährungen vorgeworfen wird, für unlautere Geschäfte geradezu wie geschaffen zu sein - für Geldwäsche und Terrorfinanzierung etwa. Außerdem akzeptieren nur wenige Geschäfte digitale Währungen als Zahlungsmittel.

Der Wert von Bitcoins ist äußerst volatil - dieses Jahr hat das deutlich gezeigt: Zu Jahresbeginn wurde der Bitcoin mit einem Wert von 700 US-Dollar (598 Euro) notiert. Am 6. Dezember lag der Wert - zum ersten Mal überhaupt - schon bei mehr als 12.000 Dollar, am Tag drauf ging es rauf bis auf fast 16.000 Dollar, am Freitag dann ein plötzlicher Kursrutsch um zwischenzeitlich zwölf Prozent. Bitcoins sind gegenwärtig die größte Kryptowährung. Ihr Marktwert wird auf etwa 100 Milliarden US-Dollar geschätzt - das ist mehr, als die meisten US-Konzerne wert sind.

In der vergangenen Woche haben Regulationsbehörden in den USA Bitcoins den Weg auf den "Future-Markt" für Termingeschäfte geebnet. Bitcoins können dann auch an der Chicago Mercantile Exchange (CME) gehandelt werden.

"Die Tatsache, dass die CME, der weltweit größte Markt für Termingeschäfte, sich schon jetzt den Kryptowährungen öffnet, wird anderen Börsen ein Ansporn sein, das auch zu tun", sagt Shane Chanel von ASR, einer australischen Vermögensberatungsgesellschaft, der Nachrichtenagentur AFP. Die französische Zentralbank dagegen warnte zum selben Zeitpunkt vor Spekulationen mit Bitcoins. Deren Gouverneur Francois Villeroy de Galhau bezeichnet Bitcoins als "Spekulations-Anlage", deren Wert und Volatilität "keine wirtschaftliche Basis" habe.

Wegen Bitcoins ins Gefängnis

Einer Untersuchung der Universität Cambridge aus dem Mai 2017 zufolge nutzen bereits mehr als drei Millionen Menschen Kryptowährungen. Obwohl Bitcoin die bekannteste Kryptowährung ist, ist sie längst nicht die einzige. Schätzungen zufolge soll es bereits mehr 1000 alternative digitale Währungen geben, die online erhältlich sind, beispielsweise Ethereum, Litecoin, Zcash, Dash oder Ripple.

Jederzeit kann eine neue Kryptowährung das Licht der digitalen Welt erblicken. Venezuelas Präsident Nicolas Maduro etwa hat in der vergangenen Woche angekündigt, mit "Petro" eine neue Währung an den Start bringen zu wollen. Mit dieser Kryptowährung, die vom Wert der Bodenschätze des südamerikanischen Landes gedeckt werden soll, will er die Finanz-Sanktionen durch die USA umgehen.

Während die Zahl der digitalen Alternativ-Währungen zunimmt, werden sie von Regierungen jeweils anders bewertet und behandelt. Die Nachrichtenagentur Thomson Reuters berichtet, einige Länder nähmen aktiv am Digital-Währungsgeschäft teil, während andere Staaten Kryptowährungen schlicht verböten. In Japan sind Kryptowährungen offiziell als Zahlungsmittel zugelassen, während man in Bangladesch noch immer ins Gefängnis kommen kann, wenn man virtuelles Geld benutzt.

Gefahr für das Weltfinanzsystem?

Das Grundvoraussetzung digitaler Alternativ-Währungen, ein Finanzsystem brauche weder eine zentrale Regierung noch eine Zentralbank, ist eine Herausforderung für jede Regierung.

Die Kontrolle über die Währung ist eines der mächtigsten Werkzeuge einer Regierung und Kryptowährungen bedrohen diese Machtposition. Allein der Versuch, einer Regierung dieses Instrument aus der Hand zu schlagen, bedroht die Fähigkeit einer Regierung, das Finanzsystem eines Landes zu kontrollieren.

"Noch mögen digitale Währungen kein Grund sein, sich Sorgen zu machen", warnt Randal Quarles von der US-Zentralbank Federal Reserve: "Doch sollten sie noch weiter und umfangreicher genutzt werden, könnten sie ernsthaft die Finanzstabilität bedrohen."

 

Srinivas Mazumdaru Redakteur und Reporter für Asien und Wirtschaft