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BKA: Angriffe in Köln waren verabredet

12. Januar 2016

Die Gewalttäter von Köln haben sich nach Angaben des Bundeskriminalamtes zu den Straftaten an Silvester verabredet. Es habe sich aber nicht um organisierte Kriminalität gehandelt.

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Kölner Hauptbahnhof mit Vorplatz (Foto: Reuters)
Bild: Reuters/W. Rattay

Bei organisierter Kriminalität "reden wir von geschlossenen Gruppierungen, von hierarchischen Gruppierungen, das sehen wir hier nicht", sagte der Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA), Holger Münch dem Sender RBB-Inforadio. Es sei aber klar, dass die Täter kommuniziert und sich verabredet hätten.

Die Urheber der sexuellen Übergriffe auf Frauen in Köln und anderen Städten seien "aus dem überregionalen Raum" gekommen, teilte Münch mit. "In der Regel läuft so etwas über Verabredungen in sozialen Netzwerken."

Vorfälle auch im Ausland

BKA-Chef Münch (Foto: dpa)
BKA-Chef Holger MünchBild: picture-alliance/dpa/F.v. Erichsen

Nun müsse genau ermittelt werden, wo und wie diese Verabredungen stattgefunden hätten, um derartigen Straftaten künftig vorzubeugen. Der BKA-Chef fügte hinzu, es sei auch bekannt, dass für solche Übergriffe gezielt dichte Menschenmengen genutzt würden. Das sei in der Silvesternacht in mehreren Städten der Fall gewesen. Es gebe auch schon Meldungen zu ähnlichen Taten aus Schweden, aus Österreich oder aus der Schweiz.

Am und im Kölner Hauptbahnhof hatten in der Silvesternacht Gruppen von Männern vor allem Frauen umzingelt, sexuell massiv bedrängt und bestohlen. Nach Angaben von Betroffenen und Zeugen sowie ersten Ermittlungsergebnissen handelt es sich bei den mutmaßlichen Tätern überwiegend um Nordafrikaner.

Mehr als 550 Anzeigen allein in Köln

Bei der Ermittlungsgruppe der Kölner Polizei sind inzwischen 553 Strafanzeigen eingegangen - in etwa 45 Prozent der Fälle unter anderem wegen Sexualdelikten. Den Ermittlern liegen Hinweise auf 23 namentlich bekannte Verdächtige vor, die für die Straftaten verantwortlich sein könnten. Die für den Hauptbahnhof zuständige Bundespolizei hatte weitere 32 Verdächtige ermittelt, überwiegend Asylbewerber.

NRW-Ministerpräsidentin Kraft (Foto: dpa)
NRW-Ministerpräsidentin Hannelore KraftBild: picture-alliance/dpa

Die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft sieht derweil nur geringe Chancen, verurteilte Täter abzuschieben. In einer Fernseh-Talkshow sagte die SPD-Politikerin: "Das sind Menschen aus Algerien und Marokko in der überwiegenden Zahl. Selbst wenn die jetzt was begehen und sie werden verurteilt, und wir könnten sie theoretisch abschieben, dann haben wir das Problem, dass die gar nicht aufgenommen werden von den Ländern. Wir kriegen überhaupt gar keine Ersatzpapiere, das heißt, wir können die gar nicht abschieben. Das sind alles Dinge, die müssen wir verändern."

Kraft unterstützt Innenminister

Die Regierungschefin stellte sich hinter die Kritik von Landesinnenminister Ralf Jäger, ebenfalls SPD, an der Kölner Polizeiführung. Jäger hatte den Beamten in einer Sondersitzung des Innenausschusses des Landtags vorgeworfen, in der Silvesternacht gravierende Fehler begangen zu haben. Um die Übergriffe auf Frauen zu verhindern, hätte sie auf zusätzlich verfügbare Einsatzkräfte zurückgreifenmüssen.

Kraft teilte in der Fernsehsendung die Position Jägers. Als die Nacht anders verlaufen sei als erwartet, habe die Polizei keine Einsatzkräfte nachgefordert. "Und da lag das Problem", sagte die Ministerpräsidentin, die in Nordrhein-Westfalen an der Spitze einer rot-grünen Koalition steht.

wl/uh (afp,dpa)