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Blutige Kämpfe

10. April 2007

Bei Grenzgefechten zwischen den afrikanischen Nachbarstaaten gab es mindestens 17 Tote. Khartum beschuldigt den Tschad, in den Sudan vorgedrungen zu sein. Die Regierung in N'Djamena bestreitet das.

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Flüchtlingslager im Tschad: der Konflikt in Darfur hat längst Sudans Grenze überschritten
Flüchtlingslager im Tschad: Der Konflikt in Darfur hat längst Sudans Grenze überschrittenBild: AP

Bei den Kämpfen sind nach Angaben des Sudans am Montag (9.4.07) mindestens 16 sudanesische Soldaten und ein Polizist getötet worden. Die Regierung des Tschad wies den Vorwurf des Grenzübertritts zurück und erklärte dagegen, vom Sudan unterstützte Milizen seien auf tschadischem Staatsgebiet zurückgeschlagen worden. Nach einem Bericht von AFP habe ein Regierungsvertreter des Tschad der Nachrichtenagentur jedoch anonym bestätig, dass die Armee bei der Verfolgung von Aufständischen in das Nachbarland eingedrungen sei. Dort sei sie mit sudanesischen Soldaten aneinander geraten. Bei den Gefechten kamen seinen Angaben zufolge rund 30 Menschen ums Leben. Die sudanesische Armee teilte mit, außer den 17 Toten gebe es rund 40 Verletzte in ihren Reihen und zahlreiche zivile Opfer. Unabhängige Bestätigungen für die Vorfälle gab es nicht.

Sudan will Vergeltung, der Tschad die Verurteilung des Nachbarn

Der angebliche Angriff wurde laut der sudanesischen Armee mit sieben Panzern und 140 Geländewagen dem Gebiet Khour Baranga im Westen der Unruheregion Darfur geführt. Sudans Armeesprecher Mohammed Agbasch kündigte in der staatlichen sudanesischen Nachrichtenagentur SUNA Vergeltung an. Die tschadische Regierung warf dem Nachbarland erneut vor, den Tschad destabilisieren zu wollen, indem es Aufständische gegen Präsident Idriss Deby Itno unterstütze.

Tschad-Rebellen bestätigen Version des Sudan

Ein Sprecher der Rebellen aus dem Tschad sagte am Dienstag, die Gruppe sei nicht in den Sudan geflüchtet, vielmehr sei die tschadische Armee dort aus eigenem Antrieb eingedrungen. Die Verfolgten seien in der rund 30 Kilometer von der Grenze entfernten Gegend von Amdjérima im Tschad geblieben, sagte der Sprecher des Vereinigten Kommandos, in dem mehrere Rebellengruppen zusammengeschlossen sind.

Dafur-Krise heizt Konflikt an

Die Gefechte haben zu wachsenden Befürchtungen vor einem Krieg zwischen den beiden Staaten geführt. Die beiden Länder werfen sich gegenseitig vor, Aufstände gegen ihre Regierungen zu unterstützen. Der Bürgerkrieg in der Region Darfur, die direkt an Tschad grenzt, verschärft den Konflikt: Seit Februar 2003 kamen mehr als 200.000 sudanesische Flüchtlinge in den Tschad. Seitdem hat sich das Verhältnis zwischen den Nachbarstaaten stark verschlechtert. Vor zwei Monaten hatten Sudan und Tschad unter libyscher Vermittlung einen Nichtangriffs-Pakt geschlossen. Es hatte aber immer wieder Gefechte zwischen Rebellengruppen auf beiden Seiten gegeben. Eine Stationierung von UN-Truppen an ihrer Grenze lehnen sowohl Khartum als auch N'Djamena ab.

UN: Bis zu 400 Tote bei Angriffen sudanesischer Reitermilizen

Nach Schätzung des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR sind bei Angriffen sudanesischer Rebellenmilizen in Tschad bereits Ende März bis zu 400 Menschen getötet worden. Nach einem Besuch in der entlegenen Grenzregion des Tschad sei die Zahl der Opfer auf 200 bis 400 nach oben revidiert worden, teilte ein UNHCR-Sprecher am Dienstag in Genf mit. Die Behörden des afrikanischen Landes hatten zunächst von mindestens 65 Menschen berichtet, die am 31. März bei den Überfällen auf zwei Dörfer im Osten des Tschad getötet worden seien. Da viele der Opfer an Ort und Stelle in Massengräbern verscharrt worden seien, lasse sich die genaue Zahl der Toten möglicherweise niemals genau feststellen, sagte der UNHCR-Sprecher. Die Lage in der Region sei "apokalyptisch".(al)