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Überfall auf UN-Basis im Südsudan

18. April 2014

Auch die Vereinten Nationen sind im Südsudan nicht mehr sicher: Ein bewaffnetes Kommando hat einen UN-Stützpunkt in Bor angegriffen, in den tausende Zivilisten geflohen waren. Dabei wurden mindestens 48 Menschen getötet.

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Das UN-Camp in Bor im Südsudan (Foto: afp/Getty Images)
Bild: AFP/Getty Images

Nach neuesten Angaben sind bei dem Angriff auf einen UN-Stützpunkt im Südsudan weit mehr Menschen getötet worden als zunächst angenommen. Innerhalb des Stützpunkts seien die Leichen von 48 Zivilisten gefunden worden, sagte der UN-Hilfskoordinator für den Südsudan, Toby Lanzer. Außerhalb des Stützpunktes hätten zudem die Leichen von zehn Angreifern gelegen. In dem UN-Komplex in Bor (siehe Artikelfoto) hatten fast 5000 Zivilisten Schutz vor der anhaltenden Gewalt in dem afrikanischen Land gesucht.

Die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Samantha Power, ist entsetzt über die heimtückische Attacke. Power verurteilte den "schamlosen, unmenschlichen Angriff auf unbewaffnete Zivilisten". Es handele sich um eine "Beleidigung der internationalen Gemeinschaft und eine Verletzung der Grundprinzipien zum Schutz von Zivilisten". Die Attacke sei "besonders ungeheuerlich", weil die schwer bewaffneten Angreifer raketengetriebene Granaten eingesetzt hätten, um auf das Gelände vorzudringen und die dort untergebrachten Flüchtlinge zu beschießen. Die Verantwortlichen müssten zur Rechenschaft gezogen werden.

Die Vereinten Nationen hatten zuvor erklärt, bei der Attacke bewaffneter Männer in Bor, der Hauptstadt des umkämpften Bundesstaates Jonglei, seien dutzende Zivilisten eines rivalisierenden Stammes sowie zwei UN-Blauhelmsoldaten verletzt worden. Soldaten der UN-Mission im Südsudan, UNMISS, hätten zurückgeschossen und sich ein erbittertes Feuergefecht mit den Angreifern geliefert, bevor sich diese zurückzogen. Die Angreifer hätten sich dem Lager zunächst als friedliche Demonstranten getarnt genähert, bevor sie das Feuer eröffneten.

Zweiter Angriff auf UN-Basis seit Dezember

US-Botschafterin Power rief die Länder, die eine Verstärkung der UNMISS-Truppen zugesagt hatten, auf, rasch zusätzliche Soldaten zu schicken. Alle Beteiligten in dem Konflikt müssten ihre Waffen niederlegen und Verhandlungen aufnehmen. Die Führer des Südsudan forderte sie auf, "die Sicherheit und das Wohlergehen ihrer Mitbürger über ihre kurzsichtigen politischen und wirtschaftlichen Interessen zu stellen". Ansonsten sei die Zukunft des Landes in Gefahr.

Im Dezember waren bei einem Angriff auf einen UN-Stützpunkt in Akopo im umkämpften Staat Jonglei bereits elf Zivilisten und zwei indische UN-Soldaten getötet worden.

Im Südsudan, der erst seit Mitte 2011 nach der Trennung vom Sudan als eigener Staat besteht, war im Dezember ein länger schwelender Machtkampf zwischen dem Präsidenten Salva Kiir und seinem ehemaligen Stellvertreter Riek Machar eskaliert. Beide Politiker gehören rivalisierenden Ethnien an. Die Kämpfe waren von Gräueltaten auf beiden Seiten geprägt. Schätzungen zufolge wurden landesweit mehr als 10.000 Menschen getötet, rund 900.000 Zivilisten sind auf der Flucht.

Hungersnot befürchtet

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hatte erst am Mittwoch vor einer drohenden Hungersnot im Südsudan gewarnt, wo seit mittlerweile mehr als vier Monaten Bürgerkrieg herrscht. "Wenn nicht umgehend gehandelt wird, könnten bis zu eine Million Menschen innerhalb weniger Monate Opfer einer Hungersnot werden", sagte Ban in New York. Bereits heute hätten Millionen Bewohner des Landes nicht genug zu essen. Bei Hunderttausenden seien Zeichen weitreichender Mangelernährung zu beobachten, vor allem unter Flüchtlingen und Vertriebenen.

Die Kämpfe zwischen Armee-Einheiten und Rebellen halten derweil an. Am Donnerstag kündigte ein Armeesprecher in der Hauptstadt Juba eine Offensive an, um die Ölstadt Bentiu im Norden des Landes zurückzuerobern. Rebellen hatten diese nach Gefechten am Dienstag eingenommen. Die Regierung in Juba warf den Rebellen vor, Bentiu mit Hilfe ausländischer Söldner eingenommen zu haben. Ehemalige Dschandschawid-Kämpfer aus der westsudanesischen Region Darfur hätten auf Seiten der Rebellen gekämpft. Bestätigungen für die Vorwürfe von unabhängiger Seite gibt es nicht. Die schweren Gefechte im Norden des Südsudan gelten als Rückschlag bei dem Versuch, ein Friedensabkommen auszuhandeln.

kle/wl (afp, dpa, ape, kann, epd, rtre)