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Bericht: BND half bei Jagd auf Bin Laden

17. Mai 2015

Bei der Suche nach dem früheren Al-Kaida-Chef Osama bin Laden hat der BND einem Pressebericht zufolge wichtige Hilfe geleistet. Der Bericht wirft zudem erneut äußerst unangenehme Fragen für Pakistans Regierung auf.

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Osama Bin Laden
Bild: picture-alliance/dpa

Der Bundesnachrichtendienst hat laut einem Pressebericht den US-Geheimdiensten wichtige Hinweise bei der Suche nach dem Al-Kaida-Führer Osama bin Laden gegeben. Die "Bild am Sonntag" berichtete unter Berufung auf US-Geheimdienstkreise, die Informationen des BND hätten für die Auffindung Bin Ladens in Pakistan "grundsätzliche Bedeutung" gehabt. Dem "Bild"-Bericht zufolge erfuhr der BND von einem Agenten des pakistanischen Geheimdiensts ISI, der zugleich für den deutschen Nachrichtendienst tätig war, dass sich Bin Laden in Pakistan versteckt halte. Die Information des BND hätten einen Verdacht der CIA erhärtet, dem der Geheimdienst dann mit größtem technischem und personellem Aufwand nachgegangen sei.

Die pakistanischen Sicherheitsbehörden seien über das Versteck des Al-Kaida-Führers informiert gewesen, berichtete die "Bild am Sonntag". Dies widerspricht der offiziellen Version, wonach Pakistan nichts davon wusste, dass der weltweit gesuchte Anführer des Terrornetzwerks mit seiner Familie in einem Haus unweit einer Militärakademie in der nordpakistanischen Garnisonsstadt Abbottabad lebte. Demnach war die Regierung in Islamabad auch nicht vorab über den Einsatz einer US-Spezialeinheit informiert, bei dem Bin Laden am 2. Mai 2011 in seinem Haus in Abbottabad getötet wurde.

Bin Ladens letzte Residenz im pakistanischen Abbottabad (Foto: Balkis Press)
Bin Ladens letzte Residenz im pakistanischen AbbottabadBild: picture-alliance/abaca

Auch in den Monaten vor der Militäraktion unterstützte der BND laut BamS den US-Geheimdienst. Um sicherzugehen, dass die geplante Operation geheim geblieben sei, habe die deutsche Abhörstation in Bad Aibling rund um die Uhr den Telefon- und Mailverkehr in Nordpakistan überwacht.

Die Spur des Kuriers

Laut dem "Bild"-Bericht war es aber nicht der deutsch-pakistanische Doppelagent, sondern ein Kurier Bin Ladens, der die US-Geheimdienste im August 2010 zu dem Versteck des Al-Kaida-Führers führte. Dies entspricht auch der offiziellen Darstellung. Der Mann, der unter dem Decknamen Al-Kuwaiti bekannt war, wurde seit 2007 von den US-Geheimdiensten in der Hoffnung überwacht, dass er sie zu Bin Laden führt. Nachdem die USA sich vergewissert hatten, dass es tatsächlich Bin Laden war, der in dem Haus in Abbottabad lebte, bereiteten sie einen Spezialeinsatz vor.

Der Bericht über die angebliche Hilfe des BND für den US-Geheimdienst NSA kommt zu einem Moment, da die Kooperation der Dienste im Zentrum eines Skandals steht. So besteht der Verdacht, dass der BND im Auftrag des NSA über die Abhörstation in Bad Aibling auch deutsche Bürger und Unternehmen ausspionierte.

Einfahrt zur BND-Zentrale in Pullach bei München (Foto: dpa)
Einfahrt zur BND-Zentrale in PullachBild: picture-alliance/dpa

Erst vor wenigen Tagen hatte der bekannte US-Journalist Seymour Hersh mit einem Artikel zu der Tötung Bin Ladens für Aufsehen gesorgt. Bei der Vorbereitung und Ausführung des tödlichen Angriffs hätten Pakistans Armee und Geheimdienst eine stärkere Rolle gespielt, als bislang bekannt sei, schrieb Hersh in der "London Review of Books". Er berief sich auf Angaben eines namentlich nicht genannten ehemaligen US-Geheimdienstmitarbeiter. Neu in seiner Darstellung: Bin Laden soll damals bereits seit Jahren Gefangener des pakistanischen Geheimdienstes ISI gewesen sein. Zudem sei er schwer erkrankt gewesen und es soll auch keine Gegenwehr gegeben haben. Laut Hersh sollen die USA einem pakistanischen Geheimdienstmitarbeiter eine Prämie in Höhe von 25 Millionen Dollar gezahlt haben. Dieser habe daraufhin Bin Ladens Aufenthaltsort preisgegeben.

Das Weiße Haus wies die Darstellung Hershs Anfang der Woche als einen "mit Ungenauigkeiten und blanker Unwahrheit gespickten" Artikel zurück. Neben dem Weißen Haus hätten auch andere diese Fehler erkannt. "Der ehemalige Vize-Direktor der CIA, Mike Morell, hat gesagt, dass jeder Satz falsch ist", sagte Obamas Sprecher Josh Earnest. Kritiker bemängeln an Hershs Ausführungen, dass er sich im Wesentlichen auf den einen anonymen Geheimdienstmitarbeiter beruft.

stu/pg (afp, dpa, rtr)