Bodypainting: die Kunst der Körperbemalung
Bei der Jagd, der Hochzeit oder im Krieg: Seit Jahrhunderten zelebrieren Kulturen von Südamerika bis Australien die Körperbemalung.
Brasilien - ritueller Schmuck
Ihre Körper mit Naturfarben zu bemalen, gehört zur Tradition der etwas mehr als 300 brasilianischen indigenen Völker. Bekannt sind die kunstvollen Körperverzierungen der Stammesführer. Weniger bekannt ist sicherlich der Einsatz schwarzer Jenipapo-Farbe bei den Tikuna, wenn Mädchen erstmals menstruieren. Viele Indigene haben auch Piercings und Tätowierungen.
Brasilien - Indikator für Verdienste
Früher war die Art der Bemalung eines Mannes ein Indikator für seine Verdienste bei der Jagd oder im Krieg. Heute prangern traditionelle geschmückte Vertreter indigener Gruppen bei Großveranstaltungen an, dass Teile des Regenwaldes zu fraglichen Zwecken gerodet werden. Denn die meisten Indigenen Brasiliens leben im Amazonas-Gebiet, wie dieser Ureinwohner namens Antonio Borges.
Australien - Tanz zur Jagd
Auch die australischen Aborigines kennen rituelle Körperbemalungen. Beim jährlichen Garma Festival können Touristen jene der Yolngu (auch Murngin genannt) bestaunen. Allabendlich führen Frauen und Männer dieses abgelegen im Northern Territory lebenden Clans mit Lendenschurz und Lehmbemalung zu Didgeridoo-Klängen und Gesang rituelle Tänze auf - etwa eine Anleitung zur Känguru-Jagd.
Nepal - Ausdruck von Spiritualität
In den Ländern Asiens gibt es viele Formen von Gesichts- und Körperbemalungen. Im höchstgelegenen Land der Welt, in Nepal (Bild) oder auch in Indien kennt man die farbenfrohen Gesichter der Sadhus. Sie gelten im Hinduismus als heilige Männer und leben in Askese. Ihre Bemalungen unterscheiden sich je nach Gottheit, die sie verehren, oder Orden, denen sie angehören.
Namibia - Körperbemalung als Schutz
Die Ovahimba (auch Himba genannt) haben einen Weg gefunden, mit den klimatischen Besonderheiten im südlichen Afrika umzugehen: Zum Schutz vor Hitze und Trockenheit reiben sie sich mit einer fettigen Creme ein, die Eisenoxid enthält, was ihre Haut rot färbt. Der rote Farbstoff steckt in natürlichem Ocker und kommt auch in Frisuren verheirateter Frauen zur Anwendung.
Äthiopien: der Schmuck der Karo
Das Omo-Tal von Äthiopien ist Heimat mehrerer indigener Stämme. Auch die Karo sind hier zuhause. Körperbemalungen und Perlen zieren schon die Körper der Kleinen. Bei einigen afrikanischen Völkern gelten auch Narben als Schmuck, die sich Verwandte gegenseitig zufügen. Manchmal zeigen sie, dass jemand Feinde getötet hat. Die Anzahl der Narben entspricht dann jener der Getöteten.
Äthiopien - das Hamer-Ritual
Etwas entfernt vom Omo-Fluss leben die Hamer (oder Hamar, Amar, Amer). Bemalte Männer dieses Stammes begleiten das Initiationsritual "Der Sprung über die Rinder". Dabei muss ein Jugendlicher mehrmals nackt über eine Reihe Rinder springen. So wird er heiratsfähig und erwachsen. Zu dem Fest gehört das Auspeitschen von Mädchen, weshalb Außenstehende fordern, das Ritual abzuschaffen.
Äthiopien - gesellschaftliche Anlässe der Surma
Auch die Surma sind ein indigener äthiopischer Stamm. Er kennt viele Formen von 'Bodyart'. Vor allem ist er für die Lippenteller traditionell lebender Frauen bekannt. Auch Ziernarben sind üblich. Bemalungen tragen Männer wie Frauen zu rituellen Zwecken und bei gesellschaftlichen Anlässen. Die weiße Tonfarbe wird in Mustern aufgetragen, als Schlangenlinien etwa oder punkt- und kreisförmig.
Von Nordafrika bis in den Fernen Osten - Hochzeitsbemalungen
Zu guter Letzt dürfen die "Mehndis" nicht fehlen - mit Henna kunstvoll auf Hände und Füße aufgetragene Ornamente. Seit dem Altertum kennt man sie. Die Praxis erstreckt sich über viele Länder von Nordafrika über Saudi Arabien bis nach Indien. Das färbende Pulver wird aus den Blättern des Hennastrauchs gewonnen. Beliebt wurden Mehndis auch im Westen - dank der Pop-Ikone Madonna.