Borussia Mönchengladbach an der Spitze
6. Oktober 2019Dass es fies regnete an diesem Sonntagmittag im Borussia-Park, war den Fans eher schnuppe. Sie hatten sich ja schon gedacht, dass etwas gehen würde gegen den FC Augsburg. Und der Lauf der letzten Wochen hatte ihnen Geschmack auf "mehr" gemacht: drei Bundesliga-Siege in Folge, da sollte die im unteren Tabellenbereich herumdümpelnde Auswahl aus dem Süden ja eine machbare Aufgabe sein. Nach den 90 Minuten konnten die Mönchengladbacher, Arm in Arm vor der Nordkurve versammelt, mit Fug und Recht behaupten: Mission erfüllt. Und mehr noch: Spitzenreiter!
Von Anfang bis zum Ende
Einer stand in der Reihe Arm in Arm mit den Mitspielern vor den Fans, der in Sachen Glückshormone einen vorderen Platz belegte: Er trug die Rücknummer 7 und hatte mit zwei Treffern in der 8. und wenig später, in der 13. Minute ordentlich zum Erfolg von Borussia Mönchengladbach beigetragen: Patrick Herrmann hatte vor Tagen in der Europa League in Istanbul noch als Joker getroffen; nun konnte der längst zur Borussia-Stammbelegschaft gehörende Stürmer von Anfang an mitmachen. Und im Übrigen auch bis zum Ende.
"Ich war noch nie mit Gladbach Tabellenführer"
"Wir hatten alles unter Kontrolle, waren auf den Punkt da. Ich war noch nie mit Gladbach Tabellenführer, das ist ein schöner Nebeneffekt", sagte Christoph Kramer bei DAZN - Kramer, der immerhin schon mal Weltmeister ist. Wer meckern wollte, konnte einwenden, dass dieses Spiel nun nicht den allerbesten Fußball geboten hatte. Und dass eine Tabellenführung mit 16 Punkten nach sieben Spielen auch nicht die beste aller Bilanzen ist. Aber wer wollte schon meckern hier und heute in Mönchengladbach?
Das Augsburger Debakel begann schon in der 2. Minute, als Denis Zakaria die Gastgeber früh in Führung brachte. Und wo gerade von einem Debakel die Rede ist: Der Treffer zum 4:0 vor der Halbzeit (39.) durch Alassane Plea müsste eigentlich als Eigentor durch den Augsburger Torwart gewertet werden. Denn Tomas Koubek trat nach einer harmlosen Rückgabe derart virtuos über den Ball beziehungsweise sich auch irgendwie gegen das eigene Bein, dass das Spielgerät gar keine andere Wahl hatte, als weiter den Weg in Richtung Augsburger Tor zu suchen. Zur Sicherheit machte Plea die Kugel dann noch rein - der Franzose, der insgesamt an drei Treffern der Borussia beteiligt war.
In der zweiten Halbzeit, die mögliche Tabellenführung schon vor Augen und im Sinn, investierte das Team von Trainer Marco Rose nicht mehr so umwerfend viel. Fast zwangsläufig setzte es zum Ende hin den Gegentreffer (80.) durch Florian Niederlechner. Was aber Breel Embolo auf der anderen Seite unmittelbar darauf (83.) mit dem letzten Gladbacher Tor des Tages beantwortete. Hermann hatte den eingewechselten Angreifer am Torraum gut aussehen lassen.
Und nun ab nach Dortmund
Und nun? Erstmals seit acht Jahren hat Borussia Mönchengladbach die Tabellenführung in der Bundesliga inne - vor Wolfsburg und auch vor den Bayern, was Nostalgiker gerührt feststellen konnten. Die Fans durften träumen an diesem grauen Oktober-Tag. Trainer Rose machte es - in der ihm eigenen Form - nüchterner: "Ich will die Dinge nicht überbewerten. Wir haben 16 Punkte, sind Spitzenreiter in einer sehr engen Liga. Aber wir haben noch sehr viel Arbeit vor uns." Inwieweit Verteidiger Stefan Lainer und Matthias Ginter beim nächsten Spiel - bei Ex-Trainer Lucien Favre und seiner Borussia aus Dortmund - mitmachen können, wird man abwarten müssen: Beide mussten mit Verletzungen ausgewechselt werden. Man kann sich ja nicht über alles freuen.