Borussia siegt: "Hoffi" ist Bayerns Pech
8. Januar 2021Ein Vergleich der Offensivkräfte Jonas Hofmann (Borussia Mönchengladbach) und Leroy Sané (Bayern München) an diesem Freitagabend ist deshalb interessant, weil sie beide schwere Verletzungen überwunden haben. Hofmann: der Muskelbündelriss beim Länderspiel im November, Sané: die Kapselverletzung am rechten Knie im September. Man kann sagen, dass Hofmann an diesem Tag der weitaus wertvollere Spieler war.
Weil es so schön war
In der 36. Minute lässt sich Mittelfeldspieler "Hoffi" in die Spitze schicken von dem blendenden Vorbereiter Lars Stindl und verwandelt links ins kurze Eck: 1:2. Dann, weil es so schön war, in der Nachspielzeit der ersten Hälfte (45.+2.) nochmal diese Aktion. Stindl holt sich robust den Ball von den Bayern und hat wieder die gute Idee, einen schnellen Pass auf Hofmann zu spielen, der dann macht, was ein Torjäger - der er selbst qua Position eigentlich nicht ist - so macht: 2:2. War es Abseits? Nein, entscheiden die Videoschiedsrichter der DFL.
Dem Spielstand abzulesen ist an dieser Stelle schon, dass die Bayern nach einem Handelfmeter-Treffer durch Robert Lewandowski (20.) und dem Tor von Leon Goretzka (26.) klar führten und man sich als Zuschauer kurz auf einen eher langweiligen Fußball-Abend gefasst machte. Das kam dann aber anders. An der Bayern-Führung übrigens hatte die andere erwähnte Offensivkraft Sané eher weniger Anteil. Die Spritzigkeit, die Hofmann im Antritt zeigte, würde man sich von dem Fußballkünstler-Talent Sané so sehr wünschen. Aber: Er braucht noch.
Über links oder ab durch die Mitte
Doch zurück zu den Mönchengladbachern. Trainer Marco Rose hatte schließlich die Parole ausgegeben: "Wir kümmern uns schon sehr um uns." Und Rose hatte auch die Erwartung geäußert, dass "Hoffi mehr über links kommt". Ob über links oder ab durch die Mitte, das wird Rose am Ende beides lieb gewesen sein. Genauso wie der schnelle Siegtreffer nach der Halbzeit durch Florian Neuhaus (49.). Spätestens ab diesem Augenblick hatte Manuel Neuer, immerhin bester Torwart der Welt, mutmaßlich schlechte Laune.
Und "Hoffi"? Sein Trainer Rose hatte im Vorfeld erläutert, dass ungeachtet guter Reha-Arbeit ein solches Comeback nicht selbstverständlich sein würde. "Nach einer solchen Verletzung, bei der du ein bisschen länger ausfällst, ist immer Vorfreude da, wenn man wiederkommt. Da lebst du am Anfang sehr von der Euphorie. Wichtig ist, dass Hoffi jetzt fit bleibt, die Form bestätigt und sich möglicherweise auch in richtige Nationalmannschaftsverfassung bringt."
Platt, aber glücklich
Wenn er so weitermacht, ist da kein Zweifel. Dass ein Team wie Mönchengladbach in dieser Saison zu Hause auch Mannschaften beherrschen kann, die nominell deutlich überlegen sind - Real Madrid in der Champions League oder eben jetzt den Tabellenführer aus München - liegt auch daran, dass sich Hofmann (bis zur Auswechslung in der 89. Minute) und sein Passgeber Stindl (bis zur 82. Minute) neben der fußballerischen Klasse nebenbei den Allerwertesten aufreißen. "Am Ende war es ein harter Kampf dann, aber das gehört auch dazu", sagt Hofmann nach dem Spiel platt, aber glücklich. Glücklich vor allem deshalb, weil die Bayern ab Minute 69 und dem Angriff von David Alaba so ziemlich alles versuchten, um die Niederlage noch abzuwenden. Bayern-Fans erinnerten sich, dass ihr Team auch nach einem Zwei-Tore-Rückstand noch gut gewinnen kann. Sie mussten an diesem Abend lernen, dass die Bayern die Sache auch nach einer Zwei-Tore-Führung noch verlieren können.