Brügge baut Bier-Pipeline
9. August 2016Ab kommenden Herbst fließt das Bier in der belgischen Stadt Brügge unterirdisch. Drei Kilometer lang ist das Rohr, durch das an die 4000 Liter Gerstensaft pro Stunde fließen sollen. Die Bierleitung soll den historischen Stadtkern Brügges entlasten. Seit 500 Jahren ist hier die Brauerei "De Halve Maan" (Halbmond) ansässig. In den vergangenen Jahren steigerte sich die Produktion – und plötzlich fehlte der kleinen Brauerei schlicht der Platz. Das Abfüllen der 12.000 Flaschen pro Tag musste ausgelagert werden.
Nicht Öl, sondern 30.000 Liter Bier
Drei Kilometer außerhalb der Stadt baute De Halve Maan eine eigene Abfüllfabrik. Was zu einem enormen LKW-Verkehr zwischen dem mittelalterlichen Stadtkern und der Fabrik führte. Die Tanklaster quetschten sich auf holperigem Kopfsteinpflaster durch die engen und verwinkelten Gassen. Der pittoreske Stadtkern von Brügge ist ein Touristenmagnet und gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Eine Lösung musste her.
Brauereichef Xavier Vanneste kam die Idee zur Pipeline, als er Bauarbeiter sah, die ein Kabel verlegt hatten. Nach jahrelangen Planungen begannen die Arbeiten an der Bier-Pipeline Anfang 2015. Zwischen zwei und 34 Metern tief wurde das Rohr aus Polyethylen verlegt, die Kosten liegen in Millionenhöhe.
Lebenslänglich Bier
Interessierte Brügger haben schon Anfragen gestartet, ob sie einen privaten Zugang zur Bierleitung haben könnten, doch das Bier werde ausschließlich von der Brauerei zur eigenen Abfüllanlage befördert, so Vanneste, die Leitung sei auch absolut sicher vor illegalen Zapfern.
Allerdings hat die Brauerei eine Lösung gefunden, die für Bierfreunde und "De Halve Maan" gleichermaßen von Vorteil ist: Crowdfunding, Geld gegen Bier: Je nach Höhe des Beitrags erhält der Investor einen Anteil des gebrauten Bieres. Manche haben so viel gestiftet, dass sie bis an ihr Lebensende eine Garantie auf eine Flasche Bier pro Tag haben.
sw/so (dpa)