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Brasilianische Atomhoffnungen

Klaus Hart31. Oktober 2004

In Brasilien boomt die Atomkraftbranche. Das Tropenland will einen Meiler fertig stellen und vier neue errichten. Das Land mit den sechstgrößten Uranreserven der Erde hat aber auch das Ausland im Visier.

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Mit der Atomkraft geht es nach oben, glaubt Präsident LulaBild: AP

Im Präsidentschaftswahlkampf von 2002 hatte der frühere Gewerkschaftschef Luiz Inácio Lula da Silva seine Pläne für den brasilianischen Nuklearbereich bewusst offen gelassen. Zwei Jahre nach dem Amtsantritt der Regierung erklärte Lulas Technologieminister Eduardo Campos von der Sozialistischen Partei jetzt die Phase des Abwartens, Beobachtens und Sondierens für beendet: Brasiliens ziviles Atomprogramm werde wieder aufgenommen und habe für die Regierung Priorität. "Brasilien braucht gut ausgebildete Kernkraftfachleute, entsprechende technische Kapazitäten. Und die bekommen wir nur, wenn wir unser Atomprogramm in allen Bereichen fortsetzen", sagte Campos.

Vier neue Atommeiler für den Nordosten

Brasilien besitzt im Moment zwei Atomkraftwerke in einer Atlantikbucht bei Rio de Janeiro: Angra Eins, das vom nordamerikanischen Unternehmen Westinghouse gebaut wurde, und das von Siemens-KWU errichtete Angra Zwei, das seit vier Jahren Strom liefert. Das alte Atomprogramm hatte sieben neue Atomkraftwerke vorgesehen, davon vier im Nordosten des Landes. "Denn diese Region litt am meisten unter unserer letzten Energiekrise, als vor drei Jahren im ganzen Land Strom fehlte", so Campos. Daher will die Regierung den Bau dieser vier Atommeiler voranbringen. Zwei von ihnen sollen jeweils eine Leistung von 1300 Megawatt erbringen - genau so viel wie Angra Zwei.

Baumaterial mit Hermesbürgschaft abgesichert

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Brasilien hofft auf das große China-GeschäftBild: AP

Für die Regierung gehe es im Moment aber vorrangig darum, das Atomkraftwerk Angra Drei fertig zu stellen, betonte Gustavo Souza, Sprecher des Technologieministeriums. "Schließlich haben wir dafür seit den achtziger Jahren schon eine Menge Ausrüstungen gekauft." Das Material stammt von Siemens-KWU, das mittlerweile seinen Kernenergiebereich mit dem staatlichen französischen Konzern Framatome fusioniert hat. Es ist abgesichert mit einer Hermesbürgschaft der deutschen Bundesregierung und wird direkt am Bauplatz gelagert, gleich neben den Meilern Angra Eins und Zwei.

Brasilien will am Atomgeschäft mitverdienen

Auch der älteste Atommeiler Brasiliens, Angra Eins, wartet noch auf die Ingenieure. Bei seiner jetzt anstehenden Generalüberholung will Brasilien zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Um künftig auch außerhalb des Landes Atomreaktoren montieren zu können, kooperieren die brasilianischen Staatsunternehmen Eletronuclear und Nuclep mit dem deutsch-französischen Framatome-Konzern. "Wenn Nuclep weiß, wie Atomreaktoren errichtet werden, kann es dann natürlich auf diesem Markt mitkonkurrieren", sagte Ministeriumssprecher Souza. Laut Technologieminister Campos werde sich der Anteil an der Stromerzeugung in den nächsten zehn bis 15 Jahren von derzeit 17 auf 25 Prozent erhöhen. Das Tropenland mit den sechstgrößten Uranreserven der Welt möchte da nicht abseits stehen.

Das Geschäft mit angereichertem Uran ist profitabel, der Weltumsatz liegt derzeit bei jährlich über sechs Milliarden Euro. Daran will auch die Anreicherungsfabrik teilhaben, die soeben in Resende bei Rio de Janeiro ihren Betrieb aufgenommen hat. Sie soll zunächst nur die eigenen Reaktoren mit Kernbrennstoff versorgen. Langfristiges Ziel ist aber der Export: Brasilien hat da vor allem die Volksrepublik China im Visier, die den Bau von bis zu 30 neuen Atomkraftwerken plant.