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Brisante Derbys

Stefan Nestler7. November 2015

Leverkusen gegen Köln, Dortmund gegen Schalke - der 12. Spieltag bietet gleich zwei Derbys mit Konfliktpotential. Nur eines der beiden Spiele trägt jedoch den Stempel "Risikospiel".

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Duell zwischen Leverkusens Stefan Kießling und Kölns Torwart Timo Horn. Foto: Getty Images
Stets hart umkämpft: Derbys zwischen Leverkusen und KölnBild: Getty Images/AFP/S. Schuermann

Derbys an sich sind schon brisant. Alte Rivalen kämpfen um die lokale Vorherrschaft, das elektrisiert die Fans. Fast schon verwunderlich, dass DFB, Bayer 04 Leverkusen und der 1. FC Köln das rheinische Derby am Samstag in Leverkusen nicht als Risikospiel eingestuft haben - obwohl es im Umfeld der Derbys in Leverkusen immer wieder mal zu Scharmützeln zwischen gewaltbereiten Anhängern beider Teams gekommen war. "Das ist ein Vertrauensvorschuss", sagt Bayer-Geschäftsführer Michael Schade. Ob die Fans es ihm danken, wird sich zeigen. Nachdem Bayer-Anhänger beim Pokalspiel beim FC Viktoria Köln mit einem Schmähplakat alle Kölner verunglimpft hatten, kochten die Emotionen in der Ultra-Szene hoch.

Ladehemmung hier, fehlende Effektivität dort

Sportlich ist Bayer 04 Leverkusen in der Favoritenrolle, auch wenn der Werksklub in der Tabelle als Siebter gerade einmal zwei Plätze vor den Kölnern rangiert. Beide Teams tun sich derzeit schwer, ihre Chancen in Tore umzumünzen. Der 1. FC Köln hat in den letzten drei Bundesliga-Spielen gar nicht mehr eingenetzt, Torjäger Anthony Modeste hat Ladehemmung. Bayer 04 trifft zwar noch, ist im Ligavergleich jedoch mit einer Chancen-Tor-Quote von knapp 17 Prozent Schlusslicht in Sachen Effektivität. Und wenn das Team von Trainer Roger Schmidt mal vorne viele Tore macht, kassiert es hinten häufig annähernd gleich viele. Die Abwehr ist anfällig.

Anthony Modeste beim Spiel der Kölner in Berlin. Foto: Getty Images
Modeste auf der Suche nach seinem TorriecherBild: Getty Images/Martin Rose

Offene Rechnung

FC-Trainer Peter Stöger bezeichnet das Derby in Leverkusen als „interessante“, aber schwere Aufgabe: Bayer sei "im Offensivspiel brutal gefährlich. Viele können das Spiel entscheiden." Um die Motivation seiner Spieler muss sich Stöger keine Sorgen machen. "Wir haben da noch eine Rechnung offen", sagt Torwart Timo Horn. "Wir haben in der letzten Saison 1:5 verloren. Wir hoffen, dass wir das diesmal besser gestalten und die Leverkusener ein bisschen mehr ärgern können.“ Als hätten die Bayer 04-Spieler nicht schon genug Grund, sich zu ärgern. Vor Wochenfrist verloren sie 1:2 beim VfL Wolfsburg und am Mittwoch in der Champions League 2:3 beim AS Rom. "Das hat nichts zu bedeuten", meint Mittelfeldspieler Kevin Kampl. "Es ist nicht so, dass wir in einer Krise stecken. Wir werden gegen Köln alles aus uns herausholen. Und dann bin ich mir auch sicher, dass wir das Spiel gewinnen."

Pierre-Emerick Aubameyang und Marco Reus mit Batman- und Robin-Masken beim letzten Derby in Dortmund. Foto: Getty Images
Batman und Robin a'la BVB: Pierre-Emerick Aubameyang und Marco Reus beim letzten Derby in DortmundBild: Lars Baron/Bongarts/Getty Images

Torfabrik versus Sturmflaute

Nicht nur im rheinischen, auch am Sonntag im 168. Revierderby zwischen Borussia Dortmund und dem FC Schalke 04 sind die Gastgeber die Favoriten. Der BVB hat sich unter Trainer Thomas Tuchel zur Torfabrik gemausert. 32 Tore in elf Bundesligaspielen hat der Tabellen-Zweite auf dem Konto, nur der FC Bayern traf einmal mehr. Pierre-Emerick Aubameyang erzielte alleine fast so viele Tore (13) wie alle Schalke-Spieler zusammen (14). "Durch die erfolgreiche Serie nach der letzten Länderspielpause dürften wir mehr Selbstvertrauen als Schalke haben", sagt Außenverteidiger Matthias Ginter im "Kicker"-Interview. Bei den Königsblauen fällt Kapitän Benedikt Höwedes wegen eines Mittelhandbruchs aus. Der Weltmeister macht seinen Schalker Mannschaftskameraden trotz der Sturmflaute Mut: "Beim Derby kommt es nur auf die Einstellung an. Es liegt an uns, wo die Richtung hingeht."

"Randale braucht niemand"

Im Gegensatz zum Spiel in Leverkusen gilt die Partie in Dortmund als Risikospiel. Statt der sonst üblichen 8000 Gästekarten schickte der BVB deshalb nur 6500 nach Gelsenkirchen. Immer noch zu viele, findet die Dortmunder Polizei, zu wenige sagen einige Fans in Gelsenkirchen. Eine Schalker Ultragruppe boykottiert aus Protest gegen die Sicherheitsmaßnahmen das Derby. Der Verein gab 900 Tickets an den BVB zurück. In den vergangenen Jahren hatte es bei Revierderbys immer wieder gewalttätige Auseinandersetzungen gegeben. "Ich kann mir vorstellen, dass es richtig zur Sache gehen wird. Aber bitte nur auf dem Platz, und nicht auf den Rängen", sagt BVB-Spieler Ginter. "Randale braucht niemand."

Am Samstag empfängt Tabellenführer Bayern München den VfB Stuttgart. 1899 Hoffenheim spielt gegen Eintracht Frankfurt, der FSV Mainz 05 gegen den VfL Wolfsburg, Borussia Mönchengladbach gegen den FC Ingolstadt und im Abendspiel der SV Darmstadt 98 gegen den Hamburger SV. Der Spieltag wird am Sonntag mit der Partie des Schlusslichts FC Augsburg gegen Werder Bremen abgeschlossen.

Alle Bundesliga-Spiele gibt es im DW-Liveticker am Samstag und Sonntag jeweils ab 15.15 Uhr.