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"The Woman in Me": Britney Spears packt aus

24. Oktober 2023

Viele Menschen glaubten, sie könnten über Britney Spears' Leben bestimmen. Sie aber hat sich ihre Freiheit erkämpft und bringt nun ihre Autobiografie heraus. Ein Buch über Selbstbestimmung, Ruhm und Hoffnung.

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Britney Spears winkt 2019 bei einer Filmpremiere in Los Angeles mit der rechten Hand
Bild: Mario Anzuoni/REUTERS

1999 brach ein Phänomen über die Popwelt herein. Es war ein blondes Mädchen in luftiger Schuluniform, das mit unschuldigem Gesicht durch den Korridor einer Highschool tanzte und mit den Worten "Hit Me Baby One More Time" Heerscharen von Teenies infizierte - in den USA, in Europa, auf der ganzen Welt. Britney Spears war 17 Jahre alt, als sie quasi über Nacht zum Superstar wurde.

Eiserne Disziplin

Es ist die fast typische Geschichte eines Kinderstars. 1981 geboren, mit drei Jahren bereits Tanzunterricht. Kinder-Talentshows, Gesangsunterricht und Castings - unter den Augen und den Fittichen der Mutter.

Britney Spears als junges Mädchen, Porträt.
Britney Spears als Elfjährige im "Mickey Mouse Club"Bild: Buena Vista Television/Everett Collection/picture alliance

Mit elf Jahren bekommt sie eine Rolle in der Teenie-Serie "Mickey Mouse Club" und spielt bis 1994 an der Seite von Justin Timberlake, Christina Aguilera und Ryan Gosling.

Nach dem Ende der Serie geht die Suche nach einem Plattenvertrag weiter. Mühsam. Nach etlichen Absagen findet sich ein Plattenboss, der an die junge Frau glaubt und schickt sie mit einem großen Produzententeam ins Studio. Es soll direkt ein Longplayer werden. 1999 erscheint "Baby One More Time", schießt auf Platz 1 in den US-Billboard-Charts sowie in Deutschland, Australien, Kanada und Mexiko. Die gleichnamige Single ist in 40 Ländern weltweit Nummer 1.

Britney arbeitet weiter und schon bald ist klar: Hier handelt es sich nicht um ein One-Hit-Wonder, im Gegenteil. Dann hagelt es Preise. Sie ruht sich nicht auf ihren Lorbeeren aus, ist ein Arbeitstier und feilt mit eiserner Disziplin weiter an ihrer Perfektion. Kurzum: Sie liebt ihren Job.

Britney Spears und weitere Tänzerinnen und Tänzer bewegen sich zu einem Song.
Britney Spears bei einem Fernsehauftritt in Deutschland im November 1999Bild: Thomas Köhler/dpa/picture alliance

Absturz und Entmündigung

Neben ihrer Karriere findet sie dennoch Zeit für Privates. Sie ist vier Jahre lang mit ihrem Kollegen Justin Timberlake liiert. Nach der Trennung heiratet sie einen Schulfreund, die Ehe wird nach zwei Tagen annulliert.

Dann kommt sie mit einem Tänzer zusammen: Kevin Federline. Und plötzlich hört sie einfach auf mit der Musik. Es folgen Hochzeit, zwei Kinder. 2007 ist auch diese Ehe zu Ende. Britney macht wieder Musik. Währenddessen wird die Scheidung zu einem medienwirksamen Skandal, denn hier wird in einer Schlammschlacht um das Sorgerecht für die beiden gemeinsamen Kinder gekämpft. Federline erhält das alleinige Sorgerecht.

Britney Spears und Ehemann Kevin Federline lächelnd.
Aus glücklicheren Tagen: Britney Spears und Ehemann Kevin FederlineBild: Cyberimage/SCHROEWIG/picture-alliance

Die Negativschlagzeilen gehen weiter - der Absturz erfolgt vor den Augen und Kameras der Reporter und Paparazzi. Obwohl sie mit einem Fotografen ein Verhältnis hat, flieht sie vor seinen Kollegen, die sich wie eine wilde Meute an ihre Fersten heften und sich mit ihr riskante Verfolgungsjagden liefern. Die Bilder erinnern an Prinzessin Dianas Fluchtversuche vor den Paparazzi - einer endete 1997 tödlich in einem Tunnel in Paris. Britneys zuweilen verzweifelten Fahrstil kommentiert man mit den Worten, sie sei verrückt. Es wird nicht besser, als sie sich mit ihren Kindern in einem Hotelzimmer verbarrikadiert und schließlich mit einem Nervenzusammenbruch im Krankenwagen abtransportiert wird.

Fotografen laufen hinter einem Rettungswagen her, einer versucht, hinten hochzuklettern.
Die Paparazzimeute hängt sich an den Rettungswagen, der Britney ins Krankenhaus bringtBild: ZUMA Press/IMAGO

Dies alles geht auch an den Fans nicht vorbei: Schlüpfrige Auftritte, die Regenschirm-Attacke gegen einen Fotografen, Alkohol, Drogen, Klinikaufenthalte und schließlich am 1. Februar 2008 die Entmündigung. Ihr Vater Jamie ist nun ihr Vormund, verwaltet ihr Vermögen - und gewissermaßen auch ihr Leben. Das ist fortan eine Achterbahnfahrt - bis heute.

"The Woman in Me" beschreibt Britneys Sicht

Immer weiter arbeitet sie an ihrer Karriere, sie feiert auch Erfolge, ändert ihr Image, produziert Alben, gewinnt weiter Preise. Dennoch bleibt sie unter der Kontrolle ihres Vaters. Aus dieser befreit sie sich schließlich Ende 2021 in einem Aufsehen erregenden Gerichtsprozess.

Buchcover: Britney Spears steht mit nacktem Oberkörper vor schwarzem Hintergrund, bedeckt die Brüste mit ihren Händen und schaut in die Kamera.
Britneys Geschichte erscheint am 24. Oktober 2023Bild: Penguin Random House

In ihrem Buch erzählt Britney ihre Geschichte aus ihrer eigenen Sicht. Sie schreibt nicht nur über ihren Vater und andere Mitmenschen, die sie unfair behandelt haben, sie schreibt auch über sich selbst. So offenbart sie, dass sie damals von Justin Timberlake ein Kind erwartet hatte. Dieser war jedoch - selbst in den Startlöchern zu einer großen Karriere - noch nicht bereit für eine Familie. Britney ließ das Kind abtreiben. "Bis heute ist es eine der schmerzhaftesten Erfahrungen, die ich jemals in meinem Leben gemacht habe", schreibt sie in "The Woman in Me".

In dem Buch erzählt sie von ihrer Kindheit, in der sie "nie gut genug" gewesen sei, von ihrem schwierigen Verhältnis zu ihrer Familie, von der ständigen Fremdbestimmung über ihre Person und ihren Körper, die in der 13-jährigen Vormundschaft ihres Vaters gipfelte.

Offen und humorvoll

Auch ihrem "Absturz" widmet sie viele Seiten. Die Glatze, die sie sich unter den Augen der Paparazzi in einem Friseursalon selbst rasierte, war eigentlich ein verzweifelter Hilfeschrei. "Seit ich ein Teenager war, wurde ich von oben bis unten angeschaut, und die Leute sagten mir, was sie von meinem Körper hielten. Mir den Kopf zu rasieren und mich so aufzuführen, war meine Weise, um zurückzuschlagen.", schreibt die Sängerin in ihren Memoiren.

Britney Spears auf der Bühne von unten fotografiert mit einem wehenden Umhang.
Wie befreit: Britney Spears macht ihr DingBild: Paulo Amorim/AP Photo/picture alliance

Dies und mehr kann die ganze Welt ab dem 24. Oktober 2023 nachlesen, dann erscheint das Buch zeitgleich in 17 Ländern.

Britney Spears schreibt offen und humorvoll. Ihre Memoiren zeigen, wie wichtig es ist, dass eine Frau in ihren eigenen Worten und zu ihren eigenen Bedingungen ihre Geschichte erzählen kann - sie können auch ein Anstoß für viele andere Frauen sein, ebenfalls ihre Stimme zu erheben und auszupacken.

Wuensch Silke Kommentarbild App
Silke Wünsch Redakteurin, Autorin und Reporterin bei Culture Online