Brnabic streckt "Hand der Freundschaft" aus
30. November 2020Serbien habe beschlossen, den Botschafter Montenegros nun doch nicht auszuweisen, sagte Ministerpräsidentin Ana Brnabic (Archivbild) vor Journalisten. Belgrad wolle "die Hand der Zusammenarbeit und Freundschaft" ausstrecken. Noch am Samstag hatten Montenegro und Serbien angekündigt, den diplomatischen Vertreter des jeweils anderen Landes auszuweisen. Belgrad hatte den montenegrinischen Botschafter Tarzan Milosevic zur unerwünschten Person erklärt und ihn aufgerufen, binnen 72 Stunden das Land zu verlassen.
Vorangegangen war eine Entscheidung von Montenegros Außenministerium, Serbiens Botschafter Vladimir Bozovic zur "Persona non grata" zu erklären, da dieser sich in innere Angelegenheiten des Landes eingemischt habe. Hintergrund waren umstrittene Äußerungen des Diplomaten zur Geschichte beider Staaten.
"Heilung der Beziehungen"
Allerdings hatte der designierte montenegrinische Ministerpräsident Zdravko Krivokapic am Sonntag die Verfügung der abgewählten Regierung kritisiert. Solche Handlungen widersprächen dem Geist des europäischen Weges und einer guten Zusammenarbeit befreundeter Länder, erklärte Krivokapic auf Twitter.
In Montenegro steht ein Machtwechsel an. Am kommenden Mittwoch soll das Parlament über ein neues Regierungsbündnis abstimmen. Der scheidende Präsident Milo Djukanovic hatte das kleine Balkanland 2006 in die Unabhängigkeit von Serbien und 2017 in die NATO geführt. Seine Gegner werfen ihm und der Führungsriege jedoch Amtsmissbrauch und tief verwurzelte Korruption vor. Dominierende Kraft in der neuen Regierungskoalition ist die Demokratische Front (DF). In den Koalitionsverhandlungen wurde vereinbart, dass die NATO-Mitgliedschaft und der EU-Beitrittsprozess nicht in Frage gestellt werden. Krivokapic kündigte an, sein Kabinett werde an der "Heilung der Beziehungen Montenegros zu Serbien" arbeiten.
Montenegro hatte sich 2006 von Serbien abgespalten, aber die Debatten über die nationale Identität des kleinen Balkanstaates dauern bis heute an. Knapp 30 Prozent der rund 620.000 Einwohner des Landes sind ethnische Serben.
jj/sti (dpa, afp, ap)