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Bruchlandung mit Greencard

Nikita Jolkver1. August 2003

Drei Jahre gibt es die deutsche Greencard. Sie ermöglicht ausländischen IT-Spezialisten, in Deutschland zu arbeiten. Aber das Konzept ging nicht auf. Arbeitskräftemangel herrscht immer noch, aber nicht in der IT-Branche.

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Vor drei Jahren war die Freude über die Greencard noch großBild: AP

Auch, wenn die deutsche Greencard Assoziationen mit ihrer amerikanischen Namensschwester weckt – sie bietet wesentlich weniger: Per Gesetz wurde für Deutschland eine Quote von 20.000 IT-Fachkräften festgesetzt, die im Laufe der vergangenen drei Jahre eine solche Greencard beantragen konnten.

Wenn sie diese erhielten, konnten sie im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie arbeiten. Die Bedingung dabei war jedoch, dass das Jahres-Einkommen nicht weniger als 100.000 Euro betrug. Nach fünf Jahren oder bei längerer Arbeitslosigkeit muss der Inhaber einer deutschen Greencard das Land verlassen.

Der Boom blieb aus

Die Quote von 20.000 Arbeitserlaubnissen wurde bis jetzt nicht erreicht. Auch an den Toren der deutschen Botschaft in Indien, einem Land mit einem riesigen Potenzial an IT-Experten, blieb der erwartete Ansturm aus. "Inder ziehen es vor, wegen sprachlicher Probleme lieber nach England oder die USA als nach Deutschland auszuwandern", nennt Subrata Kumar Mittra, Leiter des Südasiatischen Instituts der Universität Heidelberg, einen Grund für die Zurückhaltung.

Auch diejenigen gingen nicht nach Deutschland, die von einem feindseligen Verhalten einiger Deutscher gegenüber Ausländern gehört haben, wie auch von dem hohen Steuersatz im Land und von der Bürokratie der lokalen Behörden. Obendrein hat sich der Boom in der IT-Branche allzu schnell verflüchtigt. Viele Neuankömmlinge mussten viel früher als geplant in ihre Heimat zurückkehren.

Arbeitslosigkeit statt Arbeitsplatz

Gegen die schlechte Konjunktur ist in Deutschland keiner versichert. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg führte eine gezielte Untersuchung im Raum München durch, wo besonders viele High-Tech-Unternehmen ihren Sitz haben. Es stellte sich heraus, dass derzeit bereits sieben Prozent der ausländischen Computer-Spezialisten als arbeitslos gemeldet sind.

Im gesamtdeutschen Durchschnitt wurde jeder Fünfte von ihnen schon im ersten Jahr ihres Aufenthaltes in der Bundesrepublik mindestens einmal arbeitslos. Viele teilten dabei das Schicksal von Aruna Grupta. "Als ich arbeitslos wurde, habe ich versucht, Arbeitslosengeld zu bekommen. Aber ich ging leer aus", berichtet er von seinen negativen Erfahrungen. "Auf dem Arbeitsamt sagte man, dass sich der Arbeitslosenschutz wegen Unklarheiten in der Gesetzgebung nicht auf mich erstreckt."

Einwanderung muss sein

Die Green Card allein für IT-Spezialisten geht inzwischen an den Realitäten des Arbeitsmarktes vorbei. Krankenhäuser zum Beispiel beklagen einen Mangel an Pflegepersonal, Krankenschwestern und Ärzten. Auch diese Bereiche baten um die Einführung der Greencard, ihre Wünsche wurden von der Regierung jedoch nicht erhört. Helfen könnte eine schnelle Regelung der Zuwanderung: Willkommen ist, wer viele Sprachen spricht, sein Studium abgeschlossen und schon Berufserfahrung hat und wer sich schnell im Gastland zurechtfindet. Doch das entsprechende Gesetz liegt auf Eis.

Dabei muss Deutschland sich sputen, denn selbstredend leckt man sich auch in anderen Ländern die Finger nach auswanderungswilligen Talenten. "Länder wie Kanada, die USA oder Australien tun sich leicht, junge Menschen an ihre Universitäten zu locken, um sie dann - versehen mit der Ausbildung des Gastlandes - als sehr wertvolle Mitglieder des Arbeitslebens einzugliedern", beschreibt Christoph Schmidt, Präsident des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung, das, was Deutschland fehlt. Und: "Wenn wir diesen Weg nicht beschreiten, schaden wir uns nur selbst."