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Brustkrebsvorsorge: Frauen, geht zur Mammografie!

Gudrun Heise
1. Oktober 2023

Jedes Jahr erkranken in Deutschland mehr als 70.000 Frauen an Brustkrebs. Das ist aber kein Todesurteil. Die Heilungschancen sind gut, wenn der Krebs rechtzeitig erkannt wird, etwa durch Mammografie.

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Symbolbild Sport-BH
Die weibliche Brust gilt als Symbol des FrauseinsBild: Westend61/imago images

Alle zwei Jahre erhalten Frauen zwischen 50 und 69 in Deutschland eine Einladung zur Mammografie, einer Röntgentechnik, mit der die Brüste auf Tumore untersucht werden. Das kann lebensrettend sein. Wenn der Tumor noch klein ist, können die Ärzte ihn entfernen, bevor er sich ausbreitet und ohne dass gleich die ganze Brust amputiert werden muss. 

Was passiert bei einer Mammografie?

Bei der Mammografie werden die Brüste zwischen zwei Platten positioniert, dann wird eine Aufnahme gemacht, auf der das Brustgewebe und damit auch eventuelle Veränderungen zu sehen sind. Viele Frauen scheuen sich vor einer Mammografie, sagt die 58-jährige Antje von der Selbsthilfegruppe für Frauen mit Brustkrebs. Sie war selbst betroffen. "Die Untersuchung ist wirklich nicht angenehm, aber es ist auch nicht dramatisch." Es dauere nicht lange, bis die Aufnahme gemacht sei. 

Frau bei Mammografie
Alle zwei Jahre werden Frauen zwischen 50 und 69 zum Screening eingeladenBild: Monkey Business Images/Colourbox

Im Regelfall erfährt die Patientin kurz nach der Untersuchung, ob es Auffälligkeiten gibt. Für Frauen ist die Zeit bis zum Befund beunruhigend. Hat der Mediziner in der Brust etwas gefunden, das da nicht hingehört? Oder ist alles in Ordnung und es gibt einen guten Grund, erleichtert zu sein? 

Ist der Befund auffällig, erfolgt zur Bestätigung der Diagnose ein Ultraschall. Mit diesem Verfahren sind manche abnormalen Gewebestrukturen besser zu erkennen als bei der Mammografie und umgekehrt. Ist weitere Klärung nötig, folgt zusätzlich eine Magnetresonanztomographie (MRT), die die Struktur des Gewebes in Schichtaufnahmen darstellen kann. 

Was ist, wenn es Auffälligkeiten gibt?

Findet der Arzt tatsächlich einen Tumor, gibt es weitere Untersuchungen, so wie bei Antje. Sie sei regelmäßig zur Mammografie gegangen. Die Ergebnisse seien immer negativ gewesen: kein Knoten, kein Tumor, kein Krebs. "In einem Jahr habe ich es etwas schleifen lassen, hatte dann aber plötzlich das Gefühl, dass ich doch zur Mammografie gehen sollte", erzählt sie.

"Meine Vorahnung war berechtigt. Es stellte sich bei der Mammografie heraus, dass da tatsächlich etwas war. Es wurde ein Ultraschall gemacht und das Ergebnis bestätigt." Die Diagnose: Brustkrebs.  

Brustkrebs-Screening Uniklinik Greifswald
Brustkrebs ist bei Frauen die häufigste TumorformBild: picture-alliance/dpa/B. Wüstneck

Wenn die Diagnose 'Brustkrebs' lautet

An den Stellen, die bei dem bildgebenden Verfahren auffällig sind, entnimmt der Arzt oder die Ärztin Proben. Dazu werden mit einer Nadel kleine Gewebestücke aus der Brust gestanzt und dann im Labor genau untersucht.

Handelt es sich wirklich um Krebsgewebe, kommt der nächste Schritt. Das kann eine Operation sein, so wie bei Antja. "Ich bin brusterhaltend operiert worden. Manchmal ist noch eine kleine Delle zu sehen, aber ansonsten sieht man nichts", erzählt sie. Eine Chemotherapie blieb ihr erspart. Sie hat Bestrahlungen erhalten und macht eine Antihormontherapie

Bei manchen Frauen aber muss die betroffene Brust amputiert werden. "Eine Amputation ist natürlich eine ganz neue und eine ganz schlimme Situation für die Frauen. Sie müssen sich damit auseinandersetzen, dass die Brust fehlt." Manche fühlen sich nicht mehr als richtige Frau, haben Angst, dass der Partner sie nicht mehr liebt oder akzeptiert. "Wenn mich Frauen nach der Diagnose anrufen, dann fließen oft erst einmal Tränen. Aber letztlich sagen viele von ihnen dann doch: 'Das ist jetzt eben so.' Die meisten kommen im Laufe der Zeit mit der Situation zurecht. Manche lassen sich die Brust rekonstruieren, andere tragen eine Brustprothese." 

Brustkrebs -Frau nach Brustamputation
"Am Limit" - Das Foto ist Teil eines Projektes der Fotografin Heike Günther zum Thema BrustkrebsBild: Heike Günther

Der Moment der Wahrheit 

Wichtig ist das Einfühlungsvermögen des behandelnden Arztes oder der behandelnden Ärztin. Wie bringt man einer Frau bei, dass sie Brustkrebs hat? Einige sind empathisch und haben Fingerspitzengefühl, andere wiederum überbringen die schlimme Nachricht eher ungeschickt und sehr nüchtern.

"Man sollte nicht alleine zur Mammografie gehen, sei es, dass man seinen Mann mitnimmt oder eine gute Freundin", rät Antje. "In dem Moment, in dem man das Ergebnis bekommt und klar ist, dass es sich um Krebs handelt, fühlen sich viele überfordert und überfahren. Sie schalten ab, hören gar nicht zu, was der Arzt sagt." Der Schock sitzt erst einmal tief. Werden sie von jemandem begleitet, kann der- oder diejenige später das Wichtigste nochmal zusammenfassen, die Frau beruhigen und erst einmal trösten. 

Auf der Bildschirmdarstellung einer Magnetresonanz-(MR)-Mammographie ist ein winziger Tumor in der Brust einer Patientin zu sehen
Wer die Diagnose mitteilt, braucht FingerspitzengefühlBild: Jan-Peter Kasper/dpa/picture alliance

"Ich finde es auf jeden Fall sehr wichtig, den Kopf nicht in den Sand zu stecken oder zu sagen: Ich gehe besser nicht zur Mammografie, dann erfahre ich nicht, ob da was nicht stimmt", so Antje. "Leider aber gibt es noch immer Frauen, die sagen: 'Das ist mir eigentlich egal. Es wird schon nichts passieren.'" 

Brustamputation als radikale Vorsorge

Wenn eine Frau eine bestimmte Mutation des so genannten BRCA1 – oder BRCA2-Gen in sich trägt, liegt die Wahrscheinlichkeit, an Brustkrebs zu erkranken, zwischen 50 und 80 Prozent. Diese Gene werden auch als Brustkrebsgene bezeichnet. Noch kritischer ist es, wenn die Mutter oder die Großmutter Brustkrebs hatten.

Ob dieses Risiko besteht, kann man seit Mitte der neunziger Jahre bestimmen lassen. Dann müssen die Betroffenen entscheiden, ob ihre Brüste vorsorglich amputiert werden sollen. Entscheiden sie sich für eine solche Operation, kann die Gefahr einer Brustkrebserkrankung nahezu vollständig ausgeschlossen werden.

Angelina Jolie
Angelina Jolie ließ sich beide Brüste entfernenBild: Oli Scarff/Getty Images

Die familiäre Genmutation bei Brustkrebs ist jedoch selten. Nur bei etwa fünf bis zehn Prozent ist eine Mutation für den Brustkrebs verantwortlich. Aber ist das der Fall, dann gleicht dies einer Zeitbombe.

Im Mai 2013 machte die US-Schauspielerin Angelina Jolie von sich reden, weil sie sich vorsorglich beide Brüste amputieren ließ. Sie trägt ein solches defektes BRCA1-Gen in sich, das das Risiko erhöht, möglicherweise irgendwann an Brustkrebs zu erkranken. Die Zahl der Frauen, die sich für eine solch radikale Lösung entscheiden, ist in den letzten Jahren gestiegen. 

Die Heilungschancen bei Brustkrebs sind gut

Die Diagnose Brustkrebs ist ein tiefer Einschnitt in das Leben jeder Frau. Aber gerade Brustkrebs ist heute gut heilbar. Dazu muss der Krebs jedoch früh genug erkannt und behandelt werden. Antje ermutigt Frauen immer wieder, das Angebot anzunehmen und zur Mammografie zu gehen. Aus eigener Erfahrung weiß sie: Je kleiner der Tumor ist, umso leichter lässt er sich entfernen.

Mit der Diagnose verändert sich das Leben der Frauen grundlegend, auch wenn es einige zunächst nicht wahrhaben wollen. "Es rufen Frauen bei mir an, die sagen: Ich hoffe, bald ist wieder alles so wie vorher", aber Antje muss diese Frauen enttäuschen: "Nein, es ist nichts mehr wie vorher und es wird auch nicht wieder so werden wie vorher."

"Am Limit" ist ein Projekt der Fotografin Heike Günther zu Brustkrebs.

Dieser Artikel ist eine aktualisierte Version vom 22.10.2021.