Brutaler Gaddafi-Gehilfe ausgeliefert
5. September 2012Mauretanien hat den ehemaligen libyschen Geheimdienstchef Abdullah al-Senussi an dessen Heimatland ausgeliefert. "Die libysche Regierung hat Gaddafis rechte Hand überstellt bekommen", erklärte Ministerpräsident Abderrahim al-Keib in Tripolis. Der ranghohe Gehilfe und Schwager des 2011 gestürzten und getöteten Machthabers Muammar al-Gaddafi war im März in dem westafrikanischen Staat als eine der letzten Figuren aus dem ehemaligen Führungszirkel festgenommen worden.
Senussi soll sich wegen zahlreicher Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor Gericht verantworten. Dazu zählt unter anderem die willkürliche Erschießung von mehr als 1200 politischen Gefangenen im Gefängnis Abu Salim in Tripolis im Jahr 1996. Auch der Internationale Strafgerichtshof hatte Senussi im vergangenen Jahr wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt und Haftbefehl erlassen. Frankreich ist ebenfalls an ihm interessiert. Dort wurde der Gaddafi-Vertraute nämlich in Abwesenheit wegen eines Anschlags auf ein französisches Flugzeug verurteilt. Dabei waren 1989 in Niger 170 Menschen getötet worden, darunter 54 Franzosen.
Gaddafi-Söhne noch in Algerien und Niger
Senussi hatte im März versucht, in der Verkleidung eines Tuareg-Führers und mit gefälschtem Pass nach Mauretanien einzureisen und war auf dem internationalen Flughafen der Hauptstadt Nouakchott festgenommen worden. Die dortige Führung hatte eine Auslieferung monatelang abgelehnt und erklärt, man wolle Senussi wegen der Übertretung mauretanischer Gesetze selbst vor Gericht stellen. Am Mittwoch verkündete die Regierung dann schließlich in einer über die Staatsmedien verbreiteten Erklärung die Überstellung an Libyen.
In Tripolis appellierte Regierungschef Keib an andere Länder, die noch ehemalige Spitzenfunktionäre des Gaddafi-Regimes beherbergen, diese ebenfalls an Libyen auszuliefern: "Die Betroffenen erhalten faire Prozesse im Einklang mit islamischen Prinzipien und mit internationalen Menschenrechtsstandards." Von Gaddafis Söhnen sind Saadi al-Gaddafi nach Niger sowie Hannibal und Mohammed nach Algerien geflohen. Beide Länder ließen allerdings bislang keine Anzeichen erkennen, dass sie die Diktatoren-Sprösslinge ausliefern wollten.
sti/wa (afp, dapd, dpa,rtr)