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Bundesbank-Chef kündigt Rücktritt an

Brigitte Scholtes Frankfurt am Main
20. Oktober 2021

Die Bundesbank braucht einen neuen Chef. Amtsinhaber Jens Weidmann hat seinen Rücktritt zum Jahresende angekündigt. Seine Nachfolge zu regeln, ist eine Aufgabe der künftigen Bundesregierung.

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Jens Weidmann I Präsident der Bundesbank
Bild: picture-alliance/dpa/K. Nietfeld

Bundesbank-Präsident Jens Weidmann hat überraschend seinen Rücktritt zum Jahresende angekündigt. Der 53jährige schrieb in einem Brief an die Mitarbeiter, mehr als zehn Jahre seien ein gutes Zeitmaß, um ein neues Kapitel aufzuschlagen - "für die Bundesbank, aber auch für mich persönlich". Denn in diese zehn Jahre fielen schließlich die Bewältigung der Schuldenkrise und in den letzten anderthalb Jahren die Coronakrise - Jahre also, in denen die Geldpolitik sich ständig neuen Herausforderungen stellen musste. 

Jens Weidmann steht seit Mai 2011 an der Spitze der Deutschen Bundesbank. Er folgteAxel Weber nach, der im Streit um die EZB-Geldpolitik damals zurücktrat. Auch Weidmann bezog im EZB-Rat, dem er als Bundesbank-Präsident angehört, stets eine stabilitätsorientierte Position, sagt Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank: "Er war immer gegen eine Politik des lockeren Geldes, er hat die Unabhängigkeit der Zentralbank verteidigt, und das Ganze mit sehr, sehr intelligenten Argumenten."

Sitz der Bundesbank in Frankfurt am Main (vorn), dahinter das Hochhaus der EZB
Sitz der Bundesbank in Frankfurt am Main (vorn), dahinter das Hochhaus der EZB Bild: picture alliance/dpa/B. Roessler

Meist in der Minderheit

Dennoch blieb er unter den vielen Tauben, die im EZB-Rat eher für eine lockere Geldpolitik stehen, vor allem in den letzten Jahren in der Minderheit. Das könnte ein Grund für seinen vorzeitigen Rückzug aus dem Amt sein, vermutet Krämer: "Wenn sie sich über zehn Jahre nicht durchsetzen können mit sehr, sehr guten Argumenten, dann spielt das sicherlich eine Rolle." 

Der Rücktritt von Jens Weidmann falle in eine Zeit, in der die Geld- und Finanzpolitik vor erheblichen Herausforderungen stehe, sagte Stefan Kooths, Forschungsdirektor Konjunktur und Wachstum am Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel: "Insbesondere zeichnet sich ab, dass der Euroraum den Weg aus der Nullzinspolitik finden muss, was angesichts hoher Verschuldung auch in großen Mitgliedsländern kein Spaziergang wird." Da sei eine konsequente Stabilitätsorientierung sehr wichtig, für die Weidmann stehe. 

Nachfolger muss profilierte Persönlichkeit sein

"Es ist wichtig, dass für die Nachfolge von Jens Weidmann eine ähnlich profilierte und erfahrene Persönlichkeit gefunden wird", sagt deshalb Michael Holstein, Chefvolkswirt der DZ-Bank. "Sollte die Bundesbank als Mahnerin gegen die Gefahren der monetären Staatsfinanzierung und für einen eng umrissenes Mandat ausfallen, wird dies nicht ohne Einfluss auf die Inflationserwartungen bleiben", mahnt IfW-Ökonom Kooths. "Eine solche Entwicklung wäre ohnehin schon problematisch, in der jetzigen Situation käme sie zur völligen Unzeit." 

Wer die Nachfolge antritt, das liegt in den Händen der künftigen Bundesregierung. Die bestimmt neben dem Präsidenten auch die Vizepräsidentschaft als auch "ein weiteres Mitglied", wie es im Gesetz zur Bundesbank heißt. Die drei anderen Vorstände werden von den Landesregierungen besetzt. 

Für die Nachfolge könnte nun eine Frau erstmals für dieses Amt ausgewählt werden. Da werden jetzt schon Vizepräsidentin Claudia Buch genannt, aber auch EZB-Direktorin Isabel Schnabel. Weil die Position wahrscheinlich von der kommenden Bundesregierung bestimmt wird, könnte auch die parteipolitische Nähe eine Rolle spielen. So wird auch der Name Marcel Fratzscher genannt. Der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) steht der SPD nahe. Im jetzigen Bundesbank-Vorstand sind fünf der sechs Positionen von der Union in Bund und Land berufen worden. 

Noch ist dies Spekulation. Auch Jens Weidmann hatten die Auguren damals nicht als Erstes genannt.