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Bundesliga: "Liebe statt Hiebe"

9. Februar 2017

Nach den gewalttätigen Ausschreitungen von Dortmund gehen die Diskussionen um Sicherheit und Respekt in der Liga weiter. Leipzig setzt dabei auf Entspannung. Die wichtigsten Infos zum 20. Spieltags im Bundesliga-Check.

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Zählen am 20. Spieltag wieder die positiven Emotionen in der Bundesliga?Bild: picture-alliance/dpa/K. Nietfeld

Mainz – Augsburg: Keine Karnevalsstimmung in Mainz

Die närrische Jahreszeit nähert sich ihrem Höhepunkt, doch in einer der deutschen Karnevalshochburgen herrscht Tristesse, zumindest bei den fußballbegeisterten Narren: Denn Bundesligist FSV Mainz 05 ist auf Rang 13 der Tabelle abgerutscht und steht am Freitag in seinem Heimspiel gegen den FC Augsburg unter Druck. Nach nur einem Sieg in den vergangenen acht Spielen wollen die Mainzer die Talfahrt nun unbedingt stoppen. Der Vorsprung auf den Relegationsplatz beträgt nur noch sechs Punkte und das Thema Abstiegskampf ist nun präsenter als erwartet. Die Augsburger dagegen wollen am Freitagabend erstmals in dieser Saison in die obere Tabellenhälfte klettern. Bei einem Punkt oder einem Sieg würden die Schwaben zumindest für eine Nacht auf einen einstelligen Tabellenrang vorrücken.

Darmstadt – Dortmund: Geht es wieder um Fußball?

Eigentlich könnte der BVB mit viel Rückenwind in die nächste Bundesliga-Aufgabe bei Darmstadt 98 gehen. Eigentlich. Denn trotz eines Sieges gegen Leipzig und des gewonnenen Elfmeterschießens im Pokal gegen Berlin herrscht in der Ruhr-Metropole gerade keine Fußball-Euphorie. Die Ausschreitungen und verbalen Entgleisungen am Rande des Leipzigspiels sorgen immer noch für heftige Diskussionen. Die Klubführung, die Fans und selbst Polizei sowie Innenminister wurden in den vergangenen Tagen kritisiert. Auch mit der Entschuldigung von BVB-Präsident Reinhard Rauball und Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke bei den RB-Verantwortlichen scheint die Affäre noch nicht ausgestanden. Denn Kritiker stellen die grundsätzliche Frage, ob der BVB, auf dessen Südtribüne auch rechtsradikale Kräfte wirken sollen, ein Fanproblem hat. In Darmstadt hat die große friedliche Mehrheit der Borussen-Fans die Chance, zu zeigen, was Fankultur wirklich heißt. Und ach ja: Fußball wird auch noch gespielt. Und vielleicht geht es am Samstag ja auch einfach wieder darum.

Leipzig – Hamburg: Leipzig will ein normaler Bundesligaverein sein

Und wie reagiert Leipzig? Die Roten Bullen, die wegen ihrer üppigen Finanzierung durch einen österreichischen Getränkehersteller nicht nur von Dortmunder Fans angefeindet werden, setzen auf Entspannung. Nun, da erstmals eine breite Diskussion in der Liga über den respektvollen Umgang mit dem Emporkömmling aus Leipzig entbrannt ist, sieht man sich in Leipzig gestärkt. Die BVB-Entschuldigung wurde angenommen, nachgetreten hat man bei RB nicht. Rangnick und Co. wollen nun endlich als normaler Bundesligaverein wahrgenommen werden. Gleichzeitig will man nach der dritten Saison-Niederlage unbedingt wieder punkten, um den Anschluss an die vier Punkte in Front liegenden Bayern nicht zu verlieren. Doch mit Hamburg kommt ein Gegner, das zuletzt zwei Spiele gewonnen hat und wieder an sich glaubt. Ebenso spannend wird aber das Aufeinandertreffen der Fangruppen sein: Während die HSV-Anhänger ebenfalls wenig für das "Kunstprodukt" Leipzig übrig haben, wollen die RB-Fans mit dem Motto "Liebe statt Hiebe" deeskalieren.

Leverkusen – Frankfurt: Pläne für die Königsklasse?

Deutschland Eintracht Frankfurt vs SV Darmstadt 98
Wirkungstreffer: Die Frankfurter Eintracht ist auf dem Weg nach oben Bild: Getty Images/AFP/D. Roland

So langsam aber sicher, sollte man sich mit dem Gedanken vertraut machen, rein hypothetisch versteht sich: Was wäre eigentlich, wenn Eintracht Frankfurt in der nächsten Saison in der Champions League spielt? Im Sommer als 16. beinahe abgestiegen, stehen die Frankfurter aktuell gar nicht unverdient auf Rang drei der Tabelle. Mit zuletzt zwei Zu-null-Siegen hat das Team von Trainer Nico Kovac eine blütenweiße Rückrundenweste. Dazu kommt: Die Eintracht hat die zweitbesten Abwehr der Liga. Da erwartet die in dieser Saison sehr schwankende Leverkusener Mannschaft also ein hartes Stück Arbeit in der heimischen BayArena.

Ingolstadt – München: Lewandowskis Lieblingsgegner

Das gilt auch für den FC Ingolstadt. Denn die Tabellenvorletzten erwarten keinen geringeren Gegner als den FC Bayern München. Gegen die bayerischen Nachbarn spielt einer besonders gern: Robert Lewandowski. Der polnische Stürmerstar traf in jedem Spiel gegen Ingolstadt doppelt. Allerdings erinnert sich auch Lewandowski daran, dass Ingolstadt ein sehr unangenehmer Gegner sein kann. Nicht nur durch die manchmal ruppige Gangart, sondern auch die kompakte Defensive. Am 14. Spieltag gewannen die Ingolstädter so völlig überraschend gegen einen anderen Großen der Liga: RB Leipzig.

Bremen – Mönchengladbach: Gladbach will Serie fortsetzen

Die Statistik hängt der Borussia noch nach: Die Fohlen sind mit gerade einmal fünf Punkten und 6:20 Toren das zweitschlechteste Auswärtsteam der Liga. Was die Statistik nicht verrät: Aktuell läuft es wieder bei Mönchengladbach, auch auswärts. Denn vier der fünf Punkte holte der neue Coach Dieter Hecking in seinen bisher zwei Auswärtspartien. Seitdem der Trainerfuchs am Werk ist holten die Borussen sieben Zähler, sind offensiv wieder effizient und wirken wie befreit. Ganz anders ist die Lage in Bremen. Regelmäßig verspielt Werder am Ende einer Partie wertvolle Zähler, so auch zuletzt in Augsburg. Mit der mit Abstand schlechtesten Abwehr der Bundesliga könnte es gegen Gladbach ziemlich schwierig werden mit der Trendwende.

Schalke – Hertha: Schalke sucht Stabilität

Sport Bayern München - FC Schalke 04 | Bundesliga
Mal Freud, mal Leid - auf Schalke fährt weiter die Gefühls-Achterbahn. Wohin diesmal?Bild: picture alliance/dpa/M. Balk

Schalke durchlebt derzeit ein stetes Wechselbad der Gefühle: Mal siegt man gegen Ingolstadt, mal verliert man sang- und klanglos daheim gegen Frankfurt, mal trotzt man wacker den großen Bayern in deren Arena ein Remis ab. Wohin geht die Reise für die Königsblauen in dieser Saison? Sie wissen es vermutlich selbst nicht. Verletzungsprobleme sind dabei nur ein Faktor von mehreren, die die Leistungen von S04 so unerklärlich schwanken lassen. Nun kommt vielleicht gerade der richtige Gegner: Hertha BSC, das momentan unter einer rätselhaften Auswärtsschwäche leidet. Die alte Dame verlor die vergangenen drei Gastspiele in der Liga und auch im Pokal unterlag der Hauptstadtklub unter der Woche in Dortmund. Schalke dürfte auf eine Fortsetzung dieser Serie setzen.

Wolfsburg – Hoffenheim: Der Fluch der Führung

Hoffenheimer Spiele gegen Wolfsburg unterliegen einer merkwürdigen Dramaturgie: Immer geht Hoffenheim in Führung, aber so gut wie nie gewinnen die Kraichgauer. In acht der vergangenen 13 Duelle erzielte die TSG das 1:0, dennoch sprang für sie in Wolfsburg erst ein Sieg heraus. In ihrer aktuellen Form (zuletzt 4:0 gegen Mainz) dürfen sich die Spieler von Jungtrainer Julian Nagelsmann aber berechtigte Hoffnungen auf ein Ende dieser schwarzen Serie machen. Wolfsburg steht dagegen nach zuletzt zwei Pleiten in Folge unter Druck.

Freiburg – Köln: Der Traum, der Wirklichkeit werden soll

Unter den Kölner Fans gibt es einen neuen Song: Er handelt von Warschau, Rom - und einer großen Sehnsucht: Europa. Seit mehr als zwei Jahrzehnten fristet der einst so erfolgreiche Verein vom Rhein ein rein nationales Dasein, zeitweise auch nur zweitklassig. 1992 verabschiedete sich der "Effzeh" gegen Celtic Glasgow sang- und klanglos bereits in der ersten Runde aus dem UEFA-Pokal und war dort und in den Nachfolgewettbewerben nicht mehr gesehen. Nach zuletzt zwei weiteren Siegen und aktuell Rang sieben scheint der alte Traum dieses Jahr tatsächlich wahr werden zu können. Doch dazu müsste das Team von Trainer Peter Stöger, das derzeit die drittbeste Abwehr der Liga stellt, auch beim SC Freiburg punkten, der im heimischen Stadion schon die Bayern an den Rand einer Niederlage brachte - keine leichte Aufgabe.