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Bundesliga-Poker: Karten auf den Tisch

8. Juni 2016

Der Milliarden-Poker um die TV-Rechte der Fußball-Bundesliga geht in die letzte Runde. An diesem Donnerstag wird verkündet, wer Live-Übertragungen zeigen darf - und wieviel er dafür bezahlen muss.

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Symbolbild Poker
Bild: Fotolia/apops

Ein Verlierer in der neuen Bieterrunde steht schon fest: Sky. Der Bezahlfernsehsender wird wohl mehr Geld für die begehrte Live-Berichterstattung auf den Tisch legen müssen, hat diese aber nicht mehr exklusiv im Programm. Nach dem Willen der Kartellwächter muss ein Teil der Spiele bei einem Konkurrenten laufen.

Der Pay-TV-Sender Sky hat beim Oberlandesgericht Düsseldorf eine formelle Beschwerde gegen die Vorgaben des Bundeskartellamts eingereicht. Die Sky-Manager halten die "No Single Buyer Rule" des Kartellamtes für rechtswidrig. Sky hatte in der laufenden Rechteperiode genau dieses Alleinstellungsmerkmal, auf dem Bezahlsender sehen die Abonnenten "Alle Spiele, alle Tore". Auf die aktuelle Vergabe der Senderechte hat das Verfahren in Düsseldorf aber keinen Einfluss mehr.

Und überhaupt: Welche Unternehmen seit April um die Rechtepakete bieten, ist nicht bekannt. Die Firmen dürfen sich dazu nicht äußern. Deutsche-Telekom -Chef Tim Höttges hatte aber im Februar durchblicken lassen, dass man sich für die Versteigerung registrieren wolle. Die beim letzten Bieter-Wettbewerb unterlegene Telekom hat zuletzt wieder in Sport investiert und die Rechte für Basketball und Eishockey gekauft. Es ist eher unwahrscheinlich, dass sich der Branchenriese auf Dauer in seinem TV-Angebot "Entertain" mit den eher kleinen Sportarten begnügen wird.

Es wird keinen Monoplisten geben

Wie interessant und attraktiv Fußball für Unternehmen der Telekommunikationsbranche ist, zeigt der Blick über die Grenzen. So ist in Spanien Telefónica am Ball, und in Großbritannien muss sich Sky die Spiele der Premier League mit der British Telecom teilen. Solche Konzerne haben das Geld, um Sky auszustechen. Anschließend dürften sie an Sky Sub-Lizenzen für das klassische TV vergeben und selber über verschiedene Internet-Plattformen senden.

Kenner vermuten, dass bei den Geheimverhandlungen Dutzende von Bewerbern dabei waren, darunter neben Sky und Telekom auch Constantin Medien mit dem Sender Sport1, aber auch der US-Medienkonzern Discovery (Eurosport), die Perform Group des britisch-russischen Investors Len Blavatnik, die arabische Senderkette Al-Jazeera ("BeIN") oder auch Internet-Versandhändler Amazon. Der Berliner Medienkonzern Axel Springer ist an sogenannten Highlight-Clips interessiert, die Nutzer des Digital-Abos der "Bild"-Zeitung nach den Spielen anschauen können.

Anders als bei der vergangenen Ausschreibung will die DFL nicht mehr zwischen den Übertragungswegen - etwa zwischen klassischem Fernsehen und Internet - unterscheiden. Nicht nur Sky, auch die ARD muss sich mit ihrer traditionellen "Sportschau" bei der Rechtevergabe auf Konkurrenz einstellen: RTL schielt auf die Zusammenfassung der Spiele am Samstag- und Sonntagabend.

Eine Milliarde Euro angepeilt

Egal wie es ausgeht – es geht um Geld, sehr viel Geld. Nach dem Ende des Pokers um die Medienrechte will die Deutsche Fußball Liga (DFL) erst den 36 Profiklubs und dann der Öffentlichkeit die Ergebnisse präsentieren. DFL-Boss Christian Seifert weiß, was er Bayern München und Co. liefern muss, damit dort die Sektkorken knallen. Die Erlöse aus den nationalen und internationalen Rechten für die Spielzeiten 2017/18 bis 2020/21 sollen zwischen 1,1 und 1,5 Milliarden Euro pro Saison liegen.

"Das ist die Voraussetzung dafür, um weiterhin zu den Top-Drei-Ligen in Europa zu zählen", hat der DFL-Geschäftsführer immer wieder betont: "Wir leben nicht auf einer einsamen Insel. Die Erlöse sind ein unverzichtbarer Baustein, wenn es um die Zukunft der Bundesligen geht." Dabei geht es auch um eine Zukunft der Eliteklasse mit dem Branchenführer Bayern München.

Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge hatte in den vergangenen Monaten zum Unwillen der DFL immer wieder Druck gemacht und mit der Einzelvermarktung des Rekordmeisters gedroht. Rummenigge wird nur dann Ruhe geben, wenn die DFL mehr als eine Milliarde an Einnahmen erzielt. Und das könnte tatsächlich der Fall sein. Branchenkennern zufolge sind sogar mehr als 1,5 Milliarden Euro drin. Englische Verhältnisse wird es in Deutschland aber sicher nicht geben. Zum Vergleich: Von 2016 bis 2019 kassieren die Klubs der Premier League knapp 3,2 Milliarden Euro pro Saison.

wen/hb (SID, rtrd, dpa)