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Stuttgarts Retter Wataru Endo

Sarah Wiertz
14. Mai 2022

Der Kapitän des VfB Stuttgart ist der Held des 34. und damit letzten Spieltags der Bundesliga. Dabei hat der Japaner zuvor die Fans mehrmals zur Weißglut getrieben: Denn ein Torjäger ist Wataru Endo wahrlich nicht.

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Bundesliga | VfB Stuttgart - 1. FC Köln | Wataru Endo
Bild: Heiko Becker/REUTERS

Nach den vielen Umarmungen mit den Spielern und dem Platzsturm der Fans schien er das gerade Geschehene immer noch nicht fassen zu können, als ein Anhänger von hinten versuchte, seine Kapitänsbinde an sich zu nehmen. Wataru Endo zog sie schließlich selber aus und übergab sie dem überglücklichen VfB-Stuttgart-Anhänger. Der japanische Nationalspieler hatte gerade erst in der dramatischen Schlussphase in letzter Spielminute das entscheidende Tor zum 2:1-Sieg (1:1) gegen den 1. FC Köln erzielt.

"Ich dachte nur, bitte, jemand muss den jetzt reinmachen - und dann war ich derjenige", erläuerte der VfB-Kapitän im Sky-Interview die entscheidende Szene. Den Eckball von links hatte Landsmann Hioki Ito verlängert, den Endo dann aus kurzer Entfernung ins Tor köpfte (90.) - eine japanische Co-Produktion. Nur wenige Minuten zuvor hatte der Stadionsprecher die 2:1-Führung der Dortmunder gegen Stuttgarts Mit-Abstiegskonkurrent Hertha BSC durchgegeben, damit war der Klassenerhalt für den Traditionsverein Stuttgart gesichert.

Das entscheidende Tor: Wataru Endo mit einer Flugballkopfeinlage
Das entscheidende Tor: Wataru Endo mit einer FlugballkopfeinlageBild: Matthias Hangst/Getty Images

Vom Chancentod zum Held

Vorher hätten die meisten Fans wohl gerne das Trikot von Endo in den Müll geschmissen. Denn der defensive Mittelfeldspieler hatte gleich zwei hochkarätige Torchancen am langen Pfosten stehend ausgelassen. Endos klägliche Versuche schienen symbolhaft für die ganze Saison, in der sich Stuttgart durch die schlechte Chancenverwertung um viele Punkte gebracht hatte und die dazu führte, dass der VfB auf Platz 16 und mit drei Punkten Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz in den letzten Spieltag gehen musste.

Doch aller guten Dinge sind oftmals drei. Wieder am langen Pfosten stehend, als die Spannung im Stadion kaum mehr zu ertragen war, brachte Endo den Ball endlich im Netz unter.

"Das tut gut. Ich habe nach diesem Geschrei und dem Jubel einen Schädel", meinte Pellegrino Matarazzo freudenstrahlend. "Das war Ekstase, ein toller Moment, überragend", so der Trainer weiter. "Das freut mich so für die Jungs. So einen Moment wie heute vergisst man nie."

Ein gefrusteter Endo steht mit hängenden Schultern im gegnerischen Tor, dass er schon wieder nicht getroffen hat
Gefrusteter Endo: Erneut nicht das Tor getroffenBild: Harry Langer/DeFodi Images/picture alliance

Endo ist ein klassischer Sechser

Auch Endo wird ihn wohl nie vergessen. Er, der Spätzünder, der erst mit 25 Jahren die heimische Liga in Japan verließ und nach einer kurzen Station in Belgien zum Ende der Saison 2020 beim damaligen Zweitligisten Stuttgart landete. Unter dem damaligen Trainer Tim Walter wurde er Stammspieler, Nachfolger Matarazzo machte ihm zum Schlüsselspieler und dann sogar zum Kapitän - obwohl er kaum Deutsch spricht: "Ein Kapitän muss alle mitnehmen können. Er muss die Werte verkörpern, für die wir stehen und als Beispiel vorangehen. Deswegen habe ich mich für Endo entschieden", hatte Matarazzo seine Entscheidung begründet. "Er lässt auch Raum für andere Spieler, die neben ihm Verantwortung übernehmen können."

Endo ist ein klassischer Sechser: Abräumer vor der Abwehr, unglaublich zweikampfstark und einer, der den eröffnenden Pass spielt. Dabei ist er sehr spielintelligent, antizipiert Laufwege und Situationen. Ein Torjäger ist er jedoch nicht. 

Das Tor am letzten Spieltag war sein viertes in dieser Saison - aber ein ganz entscheidendes. "Ich bin total platt. Ich muss jetzt wirklich Pause machen und mich erholen", meinte der 29-Jährige nach dem Spiel. Aber das gilt erst ab morgen. "Jetzt wird erstmal getanzt und gefeiert."

DW Kommentarbild Sarah Wiertz
Sarah Wiertz Teamleiterin Sport Online