Container besser orten
5. Januar 2019Die knapp 400 Meter lange MSC Zoe hatte in der Nacht zum Mittwoch in einem Sturm auf der Nordsee rund 270 Container verloren. Darunter sind nach Informationen des niederländischen Grenzschutzes auch mehrere mit Gefahrgut. An niederländischen Nordseeinseln wurden bislang rund 20 Container angeschwemmt. In deutschen Gewässern wurden zehn entdeckt. Viele Strände sind zudem übersät mit Teilen der Ladung.
Der Rest treibt irgendwo in der Nordsee und könnte für Kutter- und Küstenfischer gefährlich werden. Denn wenn Container knapp unter der Wasseroberfläche treiben, kann es passieren, dass sie vom Radar der Schiffe nicht geortet werden.
Treibende Container sind Gefahr für Fischer
Der Deutsche Fischerei-Verband warnt zudem davor, dass sich Fanggeschirre oder Netze an Containern verhaken, die auf den Meeresboden gesunken sind. Dies könnte im schlimmsten Fall ein Schiff zum Kentern bringen, so der Verband.
Um künftig über Bord gegangene Schiffsladungen orten zu können, plädiert die deutsche Bundesregierung für Peilsender an Containern. "Wir setzen uns aktiv dafür ein, dass es zu einer Einigung für den Einsatz von Peilsendern auf internationaler Ebene kommt", sagte der Koordinator der Bundesregierung für die maritime Wirtschaft, Norbert Brackmann.
Eine derartige verpflichtende Ausstattung könne nur sinnvoll im Rahmen der international geltenden Regularien eingeführt werden, erläuterte Brackmann in der "Neuen Osnabrücker Zeitung" vom Samstag. Eine solche Maßnahme allein auf nationaler Ebene halte er für nicht zielführend.
Insbesondere bei Gefahrgutcontainern sei es wichtig, "dass sie schnellstmöglich geborgen werden, damit der Inhalt nicht ins Meer abgegeben wird. Je schneller die Container auffindbar sind, desto besser", sagte Brackmann.
Suchschiffe im Einsatz
Schiffe suchen inzwischen gezielt nach den Containern. Wie das deutsche Havariekommando mittelte, hat die Wasserschutzpolizei zwei mögliche Positionen ermittelt, an denen die Container von Bord gegangen sein könnten. Anhand dieser Daten sei ein so genanntes Driftmodell erstellt worden, um den wahrscheinlichen Weg der treibenden Container und Ladung verfolgen zu können. "Daran orientiert fahren die Schiffe Suchmuster im Einsatzgebiet", erklärte das Havariekommando.
Derweil gehen an der deutschen und der niederländischen Küste die Aufräumarbeiten weiter. Hunderte Bürger waren nach Angaben der Behörden in Leeuwarden vom Festland mit den Fähren auf den niederländischen Inseln Terschelling und Schiermonnikoog angekommen, um Strände und Dünen zu säubern.
Wie lange die Aktion dauern wird, ist unklar, da ständig neues Treibgut angespült wird. Naturschützer warnen vor Schäden für die Umwelt vor allem durch Verpackungsmaterial aus Plastik. Akut seien Seehunde und Vögel in Gefahr.
MSC sichert Kostenübernahme zu
Der Schiffseigner versprach, die Kosten für die Reinigung der Küsten zu übernehmen. "Die MSC Mediterranean Shipping Company möchte den Behörden und Vertretern der Öffentlichkeit in den Niederlanden und Deutschland versichern, dass das Unternehmen die vollen Kosten für die Reinigung tragen wird", heißt es in einer Mitteilung des in Genf ansässigen Unternehmens. Zugleich sicherte MSC zu, dass die Firma sich für die Suche nach den verloren gegangenen Containern verantwortlich fühle, "bis der letzte gefunden wurde".
Am Freitag war erstmals seit der Havarie Treibgut auf der deutschen Insel Borkum angespült worden, darunter Fernseher und Haushaltsgegenstände. Weiteres Treibgut wird in den kommenden Tagen erwartet. "Die Berechnungen, die gemacht worden sind, zeigen, dass Borkum, Juist und Norderney betroffen sein könnten - die anderen Inseln eher nicht", sagte Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD).
Derweil wird die MSC Zoe in Bremerhaven entladen. Wie es heißt, will die dortige Wasserschutzpolizei am Montag mit der Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung die Ermittlungen zur genauen Unfallursache aufnehmen.
uh/AR (dpa, afp)