Bundeswehr beginnt Afghanistan-Einsatz
1. Januar 2002Die Bundeswehr beginnt an diesem Mittwoch mit den direkten Vorbereitungen ihres Einsatzes vor Ort in Afghanistan. Neun deutsche Offiziere flogen am Neujahrstag zusammen mit den übrigen Mitgliedern eines Erkundigungsteams der internationalen Schutztruppe in die kriegszerstörte Region. Eine Luftwaffenmaschine vom Typ Airbus startete von London aus mit rund 150 Soldaten aus 18 Ländern.
Sechs Schiffe der Bundesmarine laufen ebenfalls an diesem Mittwoch von Wilhelmshaven aus zu einem Einsatz gegen den Terrorismus aus. Die Fregatten "Emden" und "Köln" sollen mit ihren Begleitschiffen am Horn von Afrika die Sicherheit der Seewege überwachen. Daneben werden die Kampfschiffe dabei helfen, die Nachschub- und Fluchtwege von Terrororganisationen zu unterbrechen. Der Verband besteht nach Angaben des Marinezentrums in Glücksburg aus zwei Fregatten, einem Versorger, einem Tankschiff, zwei Tendern sowie fünf Schnellbooten.
4500 Mann für UN-Schutztruppe?
Die neun Bundeswehr-Offiziere des Erkundungsteams sollen die Grundlagen für den deutschen Einsatz im Rahmen der International Security Assistance Force (ISAF) legen. Das Erkundungskommando will unter anderem prüfen, unter welchen Bedingungen die Soldaten im Raum Kabul untergebracht und verpflegt werden können. Geklärt werden sollen auch die medizinische Versorgung und logistische Probleme. Zu den deutschen Offizieren gehören ein Fachmann für Startbahn-Reparaturen, der die Schäden am Kabuler Flughafen begutachten soll, sowie ein Mediziner und zwei Verbindungsoffiziere für den britischen Militärstab.
Der internationalen Schutztruppe für Afghanistan sollen 4500 Soldaten angehören. Diese Zahl wurde nach Angaben führender britischer Tageszeitungen bei den am Montag abgeschlossenen Verhandlungen in Kabul vereinbart. Zuvor war die Größe der multinationalen Schutztruppe auf zwischen 5000 und 6000 Soldaten geschätzt worden.
800 Bundeswehrsoldaten nach Afghanistan?
Nach der Vereinbarung sollen jetzt etwa 800 Soldaten der Bundeswehr nach Afghanistan entsandt werden, hieß es in London. Das deutsche Kontingent war zuvor mit maximal 1200 Mann angegeben worden. Frankreich und die Niederlande wollen je 300 Soldaten nach Afghanistan schicken. Die übrigen Truppen sollen von den restlichen 13 Teilnehmerstaaten gestellt werden.
Das deutsche Kontingent der UN-Schutztruppe wird aller Voraussicht nach vom Chef der Oldenburgischen Luftlandebrigade 31, Carl Hubertus von Butler, geleitet. Der Brigadegeneral soll in den nächsten Tagen von Verteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) offiziell für diese Aufgabe benannt werden. Butler befehligt hauptsächlich Fallschirmjäger, die den Kern des deutschen Kommandos bilden werden. (pg)