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Bundeswehr in Afrika

Alexander Drechsel7. März 2014

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen will die Bundeswehr mehr in Afrika einsetzen. Sie kann dabei auf langjährige Erfahrungen setzen, denn deutsche Soldaten arbeiten seit Jahrzehnten auf dem Kontinent.

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Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen mit Soldaten in Mali - Foto: Joe Penney
Bild: Reuters

Die Bundeswehr soll nach dem Willen der deutschen Regierung mehr Verantwortung in Afrika übernehmen. Dabei denken viele zunächst an drei afrikanische Krisenherde: Mali, die Zentralafrikanische Republik und Somalia.

In allen drei Ländern kämpfen westliche und afrikanische Truppen gegen islamistische Rebellen. Doch an Kämpfen, so beteuert es die Bundesregierung, solle sich die Bundeswehr auch künftig nicht beteiligen. Ausbildung und Unterstützung seien die Beiträge zur Krisenbewältigung. "Es geht viel stärker dahin, dass man die Kräfte vor Ort, also in Afrika die afrikanischen Truppen, ausbildet, dass man sie in die Lage versetzt, die Verantwortung für ihr Land selber zu übernehmen", sagte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen Ende Februar im Deutschlandfunk.

Die Ministerin beschreibt damit eine Linie, die alles andere als neu ist. In Mali unterstützt die Bundeswehr mit bis zu 250 Soldaten die EU-geführte Ausbildungsmission. In der Zentralafrikanischen Republik wiederum wird Deutschland voraussichtlich logistische Hilfe leisten. Und in den kommenden Monaten werden in der somalischen Hauptstadt Mogadischu höchstwahrscheinlich deutsche Militärausbilder ihre Arbeit aufnehmen.

Logo einer Trainingsmission auf der Uniform eines Bundeswehrsoldaten - Foto: Peter Steffen (dpa)
Bundeswehrsoldat in Mali: Einsatz der deutsch-französische Brigade geplantBild: picture-alliance/dpa

Bundeswehr beteiligt sich an Manövern

Die drei medienwirksamen Einsätze sind aber nur ein Teil der Bundeswehraktivitäten in Afrika. Deutsche Soldaten nehmen auch an Manövern auf dem Kontinent teil.

Derzeit läuft beispielsweise in Niger eine alljährliche Übung namens "Flintlock", die vom US-Afrika-Kommando initiiert wurde. Mehr als 1000 Soldaten aus 18 meist afrikanischen Ländern trainieren gemeinsam Terrorismusbekämpfung und Hilfseinsätze. Beobachtet wird die Übung von drei Bundeswehr-Soldaten: einem Offizier des Einsatzführungskommandos und zwei Offizieren des Kommandos Spezialkräfte - kurz KSK. Auch in den Vorjahren war die Bundeswehr bei "Flintlock" dabei, sei es als Beobachter oder als Ausbilder.

Deutsche Kriegsschiffe bei großer Übung vor Westafrika

Ein weiteres Beispiel für ein gemeinsames Manöver in Afrika ist "Obangame Express", das Mitte April im Golf von Guinea stattfindet. Voraussichtlich seien fünf deutsche Kriegsschiffe dabei, erläutert Marinesprecher Achim Winkler: "Was dort passiert, ist eine gemeinsame Übung mit diversen afrikanischen Staaten beziehungsweise deren Marinekräften, um im weitesten Sinne Sicherheit auf See zu üben."

Im Manöververlauf wird unter anderem ein nigerianisch-ghanaischer Einsatzstab unter der Führung eines Admirals auf einer deutschen Fregatte mitfahren, um Einsatzführung und Kommunikation zu trainieren. Auf einem anderen deutschen Schiff werden afrikanische Boardingteams Quartier beziehen. Sie sollen in kleinen schnellen Booten üben, Schiffe anzusteuern, um deren Besatzung und Ladung zu kontrollieren. Die Afrikaner können dabei auf Erfahrungen zurückgreifen, die die deutsche Marine etwa beim Anti-Piraterie-Einsatz "Atalanta" am Horn von Afrika machte.

Fregatte "Hamburg" (Foto: dpa)
Fregatte "Hamburg": Beteiligung an Manöver "Obangame-Express"Bild: picture alliance/dpa

Aber auch die Deutschen profitierten von dem Manöver "Obangame-Express", sagt Fregattenkapitän Winkler: "Die Kooperation mit Marinen anderer Nationen, egal ob das nun NATO-Marinen sind oder aber wie in diesem Falle auch Marinen von Nicht-NATO-Staaten, ist alles auf der Habenseite, wenn es um das eigene Training geht. Und insofern ist das auch für die deutsche Marine eine sehr, sehr willkommene Übung, an der sie gerne teilnimmt."

40 deutsche Militärberater in Afrika

Die Bundeswehr beteiligt sich in Afrika aber nicht nur an Manövern, EU-Einsätzen oder UN-Beobachtermission. Seit Jahrzehnten sind auch deutsche Militärberater im Einsatz. Derzeit sind es nach Angaben des Verteidigungsministeriums etwa 40 Soldatinnen und Soldaten, die aufgrund von bilateralen Abkommen die Streitkräfte in sechs afrikanischen Ländern beraten. Nach Ministeriumsangaben helfen militärische Berater Verteidigungsministerien Führungsstäbe, Ausbildungsgänge und logistischen Strukturen aufzubauen und zu organisieren.

Damit zeigt sich auch an diesem Beispiel, dass Verteidigungsministerin von der Leyen keinesfalls eine neue Handlungsmaxime für die Bundeswehr ausgibt. Vielmehr beschreibt sie in weiten Teilen eine seit Jahrzehnten gelebte Praxis. Schon vor ihrem Amtsantritt gab es die aktuellen Militärberaterprogramme in Äthiopien, Ghana, Namibia, Nigeria, Senegal und Tansania.

Bundeswehr sucht ruhige Einsatzgebiete

"Interessanterweise sind die Beratermissionen der Bundeswehr, die es schon seit langen Jahren gibt, tendenziell in Ländern mit einem etwas friedlicheren Hintergrund", sagt Afrika-Experte Alexander Stroh vom Hamburger GIGA-Forschungs-Institut.

Bis auf einen Fall stimmt diese Aussage: Denn auch in Mali gab es bis 2012 deutsche Militärberater. Mali sei aber eine Ausnahme und keine Schablone für kommende Afrika-Einsätze der Bundeswehr, sagt GIGA-Forscher Stroh weiter: "Die Probleme, die sich in Mali in den letzten zwei, drei Jahren ergeben haben, sind so spezifisch, dass man sich schwer vorstellen kann, diesen speziellen Fall auf andere Länder zu übertragen."

Überlegungen, Deutschland könne nun mit unruhigen afrikanischen Staaten Verträge schließen und dort Beratermissionen aufbauen, um dann im Fall eines Falles schon einen Fuß in der Tür zu haben, hält Stroh für abwegig. "Ich glaube nicht, dass Deutschland ausgerechnet das Risiko suchen wird."