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Bundeswehr wirft erstmals Lebensmittel über Gazastreifen ab

16. März 2024

Aus einem Hercules-Transportflugzeug setzte die Luftwaffe vier Tonnen Hilfsgüter - darunter Reis und Mehl - über dem Norden des Palästinensergebiets ab. Weitere Nahrungsmittel für die Hungernden kamen per Schiff.

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Aus einer Hercules-Maschine der Bundeswehr werden Hilfsgüter über dem Gazastreifen abgeworfen
Hilfsgüter werden über dem Gazastreifen abgeworfen Bild: Christian Timmig/Bundeswehr/dpa/picture alliance

"Aus etwa 1000 Meter Höhe haben wir die vier Paletten punktgenau geliefert", schreibt die Bundeswehr im Kurznachrichtendienst X. Die nächste Lieferung für die Hunger leidenden Palästinenser in dem umkämpften Gazastreifen ist für diesen Sonntag geplant. Am Mittwoch hatte Verteidigungsminister Boris Pistorius grünes Licht für die Beteiligung der Bundeswehr an der Luftbrücke gegeben. Pistorius dankte ebenfalls im Onlinedienst X den deutschen Soldatinnen und Soldaten für die schnelle Umsetzung ihres Auftrags.

Für den Einsatz hatte die Bundeswehr zwei in Frankreich stationierte C-130-Transportflugzeuge nach Jordanien verlegt. Das arabische Land hat die Luftbrücke initiiert. Auch andere Partner wie die USA beteiligen sich bereits. Jede der deutschen Maschinen kann bis zu 18 Tonnen Last transportieren. Damit es im Luftraum über dem Gazastreifen nicht zu Komplikationen kommt, werden die Abwürfe eng mit Israel abgestimmt.

Für die Bundeswehr ist der Abwurf der Versorgungsgüter per Fallschirm aus den Hercules-Flugzeugen ein Novum, also Neuland, wie die Luftwaffe auf X schreibt. Seit dem frühen Samstagmorgen liefen in Jordanien die Vorbereitungen für den ersten Einsatz in Zusammenarbeit mit Frankreich.

Ein Bundeswehrsoldat und ein französischer Soldat kleben eine kleine deutsche Flagge an ein Hilfspaket
Ein Bundeswehrsoldat und ein Franzose bereiten die Hilfslieferung für die Palästinenser vor Bild: Luftwaffe/Sherifa Kästner/Bundeswehr/dpa/picture alliance

Internationale Hilfsorganisationen sind sich darin einig, dass die Versorgung aus der Luft nur einen Bruchteil der benötigten Hilfe darstellt. Das Auswärtige Amt in Berlin erklärte auf X, Deutschland arbeite zudem weiter daran, dass "auch auf dem Landweg mehr Hilfe" in den Gazastreifen gelange.

Die hungernden Palästinenser sollen zudem über einen neu eingerichteten Seekorridor mit Hilfsgütern versorgt werden. Die ersten fast 200 Tonnen Lebensmittel wurden an diesem Samstag von einem Lastkahn der "Open Arms" der gleichnamigen spanischen Nichtregierungsorganisation an der Küste des Gazastreifens entladen, wie eine an der Mission beteiligte US-Hilfsorganisation mitteilte. Der Lastkahn war an eine Anlegestelle im Südwesten der Stadt Gaza geschleppt worden. Dort wurde die Ladung auf zwölf Lastwagen verteilt. Die "Open Arms" war am Dienstag aus dem Hafen Larnaka der Mittelmeerinsel Zypern ausgelaufen.

Im Hafen von Larnaka wird derzeit ein zweites Schiff mit Hilfsgütern für den Gazastreifen beladen
Im Hafen von Larnaka wird derzeit ein zweites Schiff mit Hilfsgütern für den Gazastreifen beladen Bild: Petros Karadjias/AP Photo/picture alliance

Mit den gelieferten Lebensmitteln sollen Mahlzeiten für die Bewohner des nördlichen Gazastreifens zubereitet werden. Dort ist die Lage besonders prekär.

Ein Vertreter der Vereinten Nationen (UN) sprach nach einem Besuch vor Ort von einem "Albtraum", der viel mehr sei als eine humanitäre Krise. "Ärzte berichten, dass sie keine normal großen Babys mehr sehen", sagte Dominic Allen vom Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) am Freitag in Genf.

Generell ist die Lage der mehr als 2,2 Millionen Zivilisten in dem abgeriegelten Küstenstreifen katastrophal. Es mangelt an allem - nicht nur an Essen, sondern auch an Schutzräumen, medizinischer Versorgung und Sanitäreinrichtungen.

Scholz fliegt nach Jordanien und Israel

Die Verbesserung der Versorgung der Palästinenser - nach fünf Monaten Krieg zwischen Israel und der militant-islamistischen Hamas - ist auch Thema einer Reise von Bundeskanzler Olaf Scholz nach Jordanien und Israel. Scholz fliegt an diesem Samstag zunächst in die jordanische Hauptstadt Amman. Vor seinem Abflug sagte der Bundeskanzler in Berlin: "Wir machen uns Sorgen über den weiteren Fortgang der militärischen Entwicklung." Es bestehe die Gefahr, dass es bei einer umfassenden israelischen Offensive in Rafah zu "sehr vielen furchtbaren zivilen Opfern kommt". Dies müsse unbedingt vermieden werden.

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte am Freitag Pläne für eine Offensive in Rafah im südlichen Gazastreifen gebilligt. In der Stadt halten sich mehr als eine Million geflüchtete Palästinenser auf.

Terroristen der Hamas und anderer Gruppen hatten am 7. Oktober den Süden Israels überfallen, 1160 Menschen ermordet und mehr als 250 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Die israelischen Streitkräfte reagierten mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive im Gazastreifen. Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden seit Kriegsbeginn mehr als 31.500 Palästinenser getötet und über 73.000 von ihnen verletzt. Die Zahlen lassen sich von unabhängiger Seite nicht überprüfen. Die palästinensische Hamas wird von Israel, den USA, der EU und weiteren Staaten als Terrororganisation eingestuft.

se/jj/ust (dpa, afp, rtr)

Dieser Artikel wird nicht weiter aktualisiert. Redaktionsschluss: 16.00 Uhr