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Attentat auf Burundis Armeechef

Jan Philipp Wilhelm11. September 2015

Die Anschlagsserie in Burundi reißt nicht ab: Nur knapp entging jetzt Armeechef Niyongabo einem Attentat. Die Situation ist unübersichtlicher denn je - und die Regierung zeigt kaum Interesse an Aufklärung.

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Burundi Polizei Sicherheitskräfte Militär Symbolbild (Foto: Anadolu)
Bujumbura, im Mai 2015Bild: picture-alliance/AA/N. Renovat

Er sollte das nächste Opfer werden: Die jüngste Attacke galt am Freitagmorgen Burundis Armeechef Prime Niyongabo. Laut Augenzeugenberichten feuerten uniformierte Angreifer auf einer Straße in der Hauptstadt Bujumbura von der Ladefläche eines Pickups auf den Konvoi des Generals. Mindestens sechs Menschen wurden getötet, Niyongabo selbst blieb unverletzt.

Der Armeechef galt bislang als einer der engsten Vertrauten von Präsident Pierre Nkurunziza. Beobachter gehen davon aus, dass Niyongabo entscheidend dazu bei trug, den Putschversuch einer Gruppe von Offizieren im Mai niederzuschlagen. Damals stellte er sich hinter den Präsidenten - nach dem Attentat jetzt ist seine Position im Machtapparat Burundis allerdings unklar.

Burundi Prime Niyongabo (Foto: Photo/Mahamud Hassan)
Burundis Armeechef Prime Niyongabo (vorne)Bild: AMISOM

"Man kann momentan nicht sagen, wer auf welcher Seite steht", sagt Gesine Ames im Gespräch mit der DW. Sie beobachtet die Lage in dem krisengeplagten Land für das Ökumenische Netz Zentralafrika. Das ist ein Zusammenschluss der kirchlichen Hilfswerke in Deutschland, die in der Region der Großen Seen tätig sind. "Die Anschläge deuten darauf hin, dass es auch im innersten Zirkel Nkurunzizas zu immer größerer Unruhe kommt", so Ames.

Viele Spekulationen

Erst im vergangenen Monat wurde Geheimdienstchef Adolphe Nshimirimana Opfer eines Attentats, wenige Tage nach ihm traf es den ehemaligen Generalstabschef Jean Bikomagu. Schon damals gab es Gerüchte, wonach Präsident Nkurunziza selbst hinter den Anschlägen stecken könnte.

Burundi Adolphe Nshimirimana Sarg Beisetzung Trauerfeier (Foto: AP)
Beisetzung von Ex-Geheimdienstchef Nshimirimana im August 2015Bild: picture-alliance/AP Photo/Berthier Mugiraneza

Es sei die unklare Haltung der Regierung, die solche Spekulationen befeuere, meint Gesine Ames: "In Burundi passieren Morde und es gibt keine unabhängige Untersuchungskommission." An der Aufklärung der Attentate bestehe seitens der Politik offenbar keinerlei Interesse.

Anfang September hatte die Regierung zwar die Festnahme von vier Tatverdächtigen im Mordfall des Geheimdienstlers Nshimirimana verkündet, nähere Informationen gab es darüber hinaus aber nicht. Man müsse deshalb befürchten, dass es sich dabei lediglich um "Alibi-Festnahmen" handele, so Ames.

Gewaltausbruch innerhalb der Armee befürchtet

Seit Präsident Nkurunziza im April angekündigt hatte, entgegen der Verfassungsvorgaben für eine dritte Amtszeit anzutreten, wird Burundi immer wieder von Gewalt erschüttert. Trotz massiver Proteste und internationalem Druck wurde Nkurunziza im Juli wiedergewählt. Die Opposition hatte die Wahl weitgehend boykottiert. Hunderttausende sind vor den Unruhen bereits geflüchtet, mit der zunehmenden Gewalt wächst auch die Angst vor einem neuen Bürgerkrieg. Zwischen 1993 und 2005 kamen in einem ethnisch geprägten Konflikt zwischen Hutu und Tutsi laut UN-Angaben rund 300.000 Menschen ums Leben.

Burundi Vereidigung Präsident Nkurunziza (Foto: rtr)
Burundis Präsident Nkurunziza bei der Vereidigung zu seiner dritten AmtszeitBild: Reuters/E. Ngendakumana

Gesine Ames befürchtet, dass der Mordversuch an Militärchef Niyongabo die schon länger vorhandenen Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Armeeflügeln weiter anheizt: "Es besteht die Gefahr, dass es innerhalb der Armee zu einem Ausbruch der Gewalt kommt". Zwar sei es dem Präsidenten gelungen, nach dem fehlgeschlagenen Putschversuch im Mai kritische Offiziere zu entfernen, doch bleibe die Position der Armee nach wie vor unklar.

Die Tatsache, dass die Attentäter angeblich Armeeuniformen trugen, sei allerdings noch kein ausreichendes Indiz für eine Gewalteskalation zwischen verschiedenen Gruppen des Militärapparats. "Es ist momentan sehr einfach in Burundi an Waffen und Uniformen zu kommen", so Ames.