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Medien sind kaltgestellt

Simone Schlindwein, Bujumbura20. Juli 2015

Seitdem die unabhängigen Radiostationen in Burundi zerstört wurden, ist der Staatssender für viele die einzige Informationsquelle. Kritische Journalisten werden bedroht. Doch sie berichten aus dem Untergrund weiter.

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Burundi, Anschlag auf Radiostation
Bild: Getty Images/AFP/J. Huxta

Auf den meisten Frequenzen herrscht Funkstille. Die einst so lebendige Radiolandschaft Burundis ist faktisch tot. Die drei bekanntesten, unabhängigen Sender wie Radio-Television Renaissance, Bonesha FM und Radio Isanganiro senden nicht mehr.

Das Funkhaus von Radio Renaissance ist ausgebrannt. Die Büros von Bonesha FM sind verriegelt, zwei Polizisten hocken davor und sorgen dafür, dass niemand ein und ausgeht. Die Eingangstür von Radio Isanganiro ist mit einem Vorhängeschloss verriegelt - wo einmal eine Türklinke war, prangt jetzt ein Einschussloch. Jetzt senden nur noch der Staatssender RTNB sowie das katholische Kirchenradio Maria, das lediglich Gebete und Kirchenmusik ausstrahlt.

Das Radio ist das wichtigste Medium im ärmsten Land Afrikas. Die einzige gedruckte Tageszeitung "Iwacu" gibt es nur in der Hauptstadt Bujumbura. Einen Fernseher können sich nur die reicheren Leute in den Städten leisten. Lediglich 1,3 Prozent der Bevölkerung hat Zugang zum Internet, so die Weltbank in einer jüngsten Studie. Dafür galten die unabhängigen Radiosender stets als die Stimme des Volkes.

Journalisten unter Druck

Burundi, Innocent Muhozi
Uns ist es verboten, unsere Arbeit zu machen, sagt Chefredakteur Innocent MuhoziBild: Getty Images/AFP/J. Huxta

Doch jetzt sind die Journalisten in Gefahr, sagt Innocent Muhozi, Chefredakteur von Radio-Television Renaissance und Vorsitzender des Journalistenverbandes.

"Die Situation der Medien und der Pressefreiheit ist heute eine Katastrophe. In der Nacht des Putsches, vom 13. auf den 14. Mai, hat man angefangen, die unabhängigen Medien zu zerstören - auch physisch. Seitdem ist es uns verboten, unsere Arbeit zu machen."

Journalisten werden mit dem Tode bedroht, so Muhozi weiter. "Bis heute sind 68 Journalisten aus dem Land geflohen, weil sie bedroht oder tätlich angegriffen wurden."

Trotz der Gefahr bemühen sich Journalisten, die Bevölkerung weiterhin zu informieren - aus dem Untergrund heraus, mit Hilfe von sozialen Medien. Über den Twitter-Account "SOS-Media-Burundi" und der gleichnamigen Facebook-Seite veröffentlichen sie Berichte und laden Audiodateien hoch.

Auch die Radiosender sind auf das Internet ausgewichen, sagt Muhozi. "Aber die Rolle dieser Medien ist begrenzt, denn Burundi ist ein extrem armes Land", sagt Muhozi. "Es gibt nicht viele Menschen mit Smartphones hier. Die Krise ermutigt jetzt viele, sich ein Smartphone anzuschaffen, um Zugang zu den sozialen Netzwerken zu erhalten."

Fatale Folgen für die Demokratie

Die Medien spielen in Wahlkampfzeiten eine wichtige Rolle - auch, um der Opposition die Möglichkeit zu geben, sich überhaupt zu äußern. Dies war jetzt nicht möglich. Die Regierungspartei CNDD-FDD dominierte die Wahrnehmung über den Staatssender RTNB.

Das hat enorme Folgen für die Demokratie in Burundi, sagt Pierre Claver Mbonimpa, Vorsitzender des Menschenrechtsverbandes APRODH. "Da es jetzt vor den Wahlen keine Berichte der privaten Sender gab, wird die Opposition die Wahlergebnisse nicht anerkennen - auch die Internationale Gemeinschaft nicht. Es gibt also keine Wahlbeobachtung."

Die Regierung bestand darauf, die Wahlen am 21. Juli durchzuführen. Der Großteil der Opposition boykottiert diese. Insofern ist davon auszugehen, dass Präsident Pierre Nkurunziza die Wahl mit gewaltiger Mehrheit gewinnt - auch aufgrund der zerstörten Pressefreiheit.