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Gemischte Reaktionen auf Obama-Besuch

Ludger Schadomsky, z.Z. Pretoria29. Juni 2013

Ist er der bessere Afrikapräsident als seine Vorgänger? Diese Frage verfolgt den US-Besucher mit kenianischen Wurzeln auf seiner ersten ausgiebigen Afrikareise. In Südafrika sieht sich Obama dabei Protesten gegenüber.

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U.S. President Barack Obama schüttelt Südafrikas Präsident Jacob Zuma in einer Besprechung die Hand. (Foto: REUTERS/Gary Cameron)
Barak Obama besucht Südafrikas Präsident Jacob ZumaBild: Reuters

Natürlich ging es am Ende doch wieder um Mandela und die viel diskutierte Frage, ob es ein Treffen zwischen dem schwer kranken früheren Präsidenten und Obama am Krankenbett in Pretoria geben werde. Dabei hatte der Besucher aus Washington schon auf dem Flug von Senegal nach Südafrika an Bord der Air Force One gesagt, er "brauche keinen Schnappschuss". Und: "Ich will mich wirklich nicht aufdrängen."

No you can't - sagen Protestierer

Genau dieses Gefühl haben freilich viele Lobbygruppen im Land, die sich im Vorfeld des Besuches in der NObama-Kampagne zusammengeschlossen haben. Während am Freitagabend die Air Force One Kurs auf den Militärflughafen Waterkloof in Pretoria nahm, protestierten wenige Kilometer entfernt Hunderte Demonstranten gegen den Besuch. Auf einem großen Banner, das Obama hinter Gittern zeigte, war zu lesen: "Hier kommt der größte Killer der Welt", auf einem anderen, in Anspielung auf Obamas Wahlkampfsslogan "Yes we can!": "Nein, DU kannst es nicht." Zuvor hatte eine muslimische Vereinigung versucht, vor dem Hintergrund US-amerikanischer Drohnenangriffe im Nahen Osten einen Haftbefehl gegen Obama wegen "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" zu ersuchen, dem jedoch nicht stattgegeben wurde. Auch für die übrigen Stationen im Land hat die Kampagne Proteste angekündigt.

Der wochenlange Streit zwischen Studenten und dem Lehrkörper an der Universität Johannesburg über die Verleihung einer Ehrendoktorwürde für Obama konnte derweil in letzter Minute beendet werden. Der Kompromiss sieht nun vor, dass Obama die Auszeichnung zwar im Prinzip erhält, seine Alumni-Urkunde aber zu einem späteren Zeitpunkt überreicht bekommt.

Protestkultur in Südafrika

Sowohl die Gastgeber als auch Obamas Diplomaten geben sich angesichts der Proteste gelassen, dies sei in einer Demokratie "nun einmal üblich", so der Tenor. Umso versöhnlicher war der gemeinsame Presseauftritt Obamas mit seinem südafrikanischen Amtskollegen Jacob Zuma. Thema der Unterredung der beiden am Samstagmorgen in Pretoria war neben bilateralen Handelsfragen auch das Thema Simbabwe. Dort ist Südafrika seit vielen Jahren mehr oder minder erfolglos als Vermittler tätig, aktuell gibt es Kontroversen um die für Juli angesetzten Wahlen. Die Pressekonferenz war ursprünglich auf 20 Minuten angesetzt, zog sich aber über eine Stunde hin, als Reporter Zuma unter anderem über die "Werte" des regierenden Afrikanischen Nationalkongresses, der Mandela-Partei ANC, befragten. Zuma selbst ist seit seinem Amtsantritt immer wieder Korruptionsvorwürfen ausgesetzt.

Südafrikas Geschäftswelt erhofft sich derweil einen Schub für amerikanische Investitionen im Land. Der Analyst Scott Fiersing schrieb im Finanzblatt "Business Report", die bilateralen Beziehungen zu den USA hätten "deutliche Auswirkungen auf das Leben vieler Südafrikaner". US-Unternehmen am Kap unterhalten etwa 120.000 Arbeitsplätze.

Ausnahmezustand auf der Insel

Nach dem offiziellen Treffen mit Zuma stand am Samstag ein sogenanntes "Townhall Meeting" in Soweto an, eine Debattierrunde mit Studenten, bevor die Obamas am Sonntagvormittag der ehemaligen Gefängnisinsel Robben Island vor der Touristenmetropole Kapstadt einen Besuch abstatten. In Zelle 5 des südafrikanischen "Alcatraz" verbrachte Nelson Mandela einen Großteil seiner 27-jährigen Gefängnisstrafe.

"Amerikaner haben uns verrückt gemacht"

Südafrikanische und amerikanische Sicherheitskräfte haben nach lokalen Medienberichten einen Monat mit der Vorbereitung des Besuches verbracht, unter anderem ein eigenes Telekommunikationsnetz zwischen Kapstadt und der Insel installiert. "Die Amerikaner haben uns verrückt gemacht", sagte eine Touristenführerin, als die DW die Insel am Samstag besuchte. "Was man mit dem Geld hier alles anstellen könnte", klagte ein südafrikanischer Besucher auf der Insel, nachdem die "Washington Post" die gewaltigen Kosten der Afrikareise publik gemacht hatte.

Auch die Tatsache, dass der VIP-Besucher für seinen Aufenthalt in Südafrika eigens 56 Fahrzeuge, darunter allein 14 Limousinen, ins Land bringen ließ, missfällt vielen hier. "Warum nimmt er nicht die Fähre zur Insel wie wir alle?", so eine Besucherin aus Pretoria, die namentlich lieber nicht genannt werden wollte.

Für Obama ist es übrigens der zweite Besuch – er kennt die Gefängnisinsel von einem Abstecher als Senator von Illinois in 2006.

Protestierende außerhalb der Universität von Johannesburg in Soweto halten Plakate mit Slogans gegen den Besuch Obamas in die Luft. (Foto: REUTERS/Mujahid Safodien)
Obamas Besuch wird auch von Protesten begleitetBild: Reuters

Dialogforum mit Studenten

Am Sonntagabend wird der US-Präsident dann eine mit Spannung erwartete Rede vor Studenten der Universität Kapstadt (UCT) halten. In den Apartheidjahren war die UCT ein Hort des Widerstandes gegen das weiße Minderheitsregime. Es wird spannend sein, zu sehen, ob Südafrikas Studenten im Jahr 2013 den Amerikaner mit kritischen Fragen etwa zu Drohnen oder Menschenrechten behelligen. Kaum diplomatische Gefahren drohen beim heiklen Thema Homosexualität, das in Senegal für erhebliche Misstöne gesorgt hatte: Kapstadt gilt als Schwulen- und Lesbenhauptstadt Afrikas.

China statt USA

Taxifahrer Rasheed, der seinen blitzsauberen Toyota an der Waterfront-Touristenmeile und damit in Sichtweite von Robben Island geparkt hat, nimmt die Aufregung um den Besuch gelassen. "Mich interessieren die Amerikaner nicht - wir haben doch jetzt die Inder und Chinesen, die investieren viel mehr. Also von mir aus muss Obama nicht herkommen." Auch für die Menschen, die vor dem Krankenhaus in Pretoria ausharren, in dem Mandela behandelt wird, ist der Obamabesuch bestenfalls eine Randnotiz.