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Cecilie Hollberg: "Wunder geschehen nur mit Ruhe"

19. August 2015

Die Galleria Dell'Accademia beherbergt eine weltberühmte Kunstsammlung in Florenz. Neben Michelangelos David-Statue auch Gemälde der Renaissance. Cecilie Hollberg ist sehr stolz, dort als neue Direktorin anzutreten.

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Cecilie Hollberg Kuratorin
Bild: picture-alliance/dpa/W.Grubitzsch

DW: Frau Hollberg, bisher leiten Sie das Städtische Museum Braunschweig, ein kunst- und kulturgeschichtliches Haus. Demnächst wirken Sie in Gesellschaft eines schönen, noch dazu nackten Jünglings, nämlich Michelangelos David. Sind Sie schon aufgeregt?

Natürlich. Das wäre ja auch noch schöner! Das ist eine so unglaubliche Herausforderung und Aufgabe. Das ist einmalig!

Die Galleria Dell'Accademia beherbergt unter anderem die weltweit größte Sammlung venezianischer Malerei von der Gotik bis zum Rokoko. Nun steht eine Deutsche an der Spitze dieser italienischen Kulturinstitution. Zufall?

Was heißt Zufall? Das war ein Auswahlverfahren, eine ganz normale offizielle Ausschreibung. Übrigens verfügt die Galleria auch über eine ganz bedeutende Musikinstrumentensammlung, die vermutlich auf die Familie Medici zurückgeht.

Erlebt Italien bald so etwas wie eine Invasion deutscher Kulturmanager?

Naja, es sind insgesamt 20 neue Museumsdirektoren eingestellt worden. Davon sind sieben Ausländer, also Nichtitaliener. Und unter diesen sieben sind drei Deutsche. Das würde ich nicht als Invasion bezeichnen.

Was für ein Licht wirft das auf die deutsche Museumslandschaft?

Es ist ganz neu, dass es nun auch in Italien Ausländer als Museumsdirektoren gibt. Wir kennen das in Deutschland. Da gibt es Ausländer, die Museen leiten. An den Universitäten gibt es Professoren aus aller Herren Länder. Da geht es nach Qualifikation, Bewerbung und Kenntnissen. Jetzt gibt es das auch in Italien auf Wunsch des Kulturministers. Das alles ist das Ergebnis eines riesigen Verfahrens, bei dem sich immerhin 1200 Menschen beworben haben.

Jetzt zieht ein Stück Normalität in die italienischen Museen ein?

Schwer zu sagen, was normal ist. Es ist einfach eine Veränderung. Und da muss man schauen, wie sich diese Veränderung im Alltag spiegelt. Es ist ja nicht so, dass wir jetzt alle mit Zauberstäben daherkommen und Wunder vollbringen. Es werden auf einen Schlag 20 Museen mit neuen Direktoren besetzt. Das ist per se schon eine Veränderung. Das gilt für Ausländer gleichermaßen wie für die Italiener.

Was soll diese Museumsreform erreichen?

Die Reform soll die Museen Italiens, die um Jahrzehnte zurückliegen, wie der Kulturminister sagt, in die Gegenwart holen. Er will frischen Wind. Und man guckt jetzt, ob man mit neuen Ideen anderes erreichen kann. Was aber auch nicht heißt, dass man jetzt alles umkrempelt. Jetzt muss man hingucken und überlegen: Wo kann man vielleicht einen Pfeil in eine andere Richtung lenken.

In welche Richtung lenken Sie denn Ihre Pfeile?

Das werde ich nicht im Vorfeld sagen. Da muss vieles abgesprochen werden, im eigenen Haus, mit anderen Häusern, mit dem Ministerium. Es ist ja nicht so, dass ich mit einer Tüte voller wundersamer Dinge komme und sage: 'So wird's gemacht.' Das muss sich entwickeln.

Was am Ende umgesetzt wird, müssen wir also abwarten. Aber was haben Sie in Ihrer "Wunsch-Wundertüte"? Was möchten Sie verändern?

Über Wunder spreche ich nicht im Voraus (lacht). Natürlich wird erwartet, dass jetzt die großen Wunder geschehen. Aber man muss es sich jetzt in Ruhe anschauen. Das habe ich in Braunschweig auch so gemacht.

Welches Potential sehen Sie in der Galleria Dell'Accademia?

Das ist eines der renommiertesten Museen weltweit. Ich bin so stolz und glücklich, bewegt auch, dass ich diese Position jetzt antreten darf. Das ist schon eine Ehre und ein Geschenk.