Auch Gladbach spielt in Budapest
9. Februar 2021Budapest statt Borussia-Park: Nach RB Leipzig muss sich auch die Borussia aus Mönchengladbach den wegen der anhaltenden Corona-Pandemie strikten Reisebestimmungen beugen. Genau wie die Leipziger am 16 Februar gegen den FC Liverpool, werden die Borussen einen Tag später in der Budapester Puskas-Arena antreten und ihr Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League gegen Manchester City austragen.
"Wir müssen leider davon ausgehen, dass die bis zum 17. Februar in Deutschland aufgrund der Corona-Pandemie geltenden Einreiseverbote aus Großbritannien auch über dieses Datum hinaus Bestand haben werden und dass es auch keine Ausnahmegenehmigung für eine Einreise der Mannschaft von Manchester City zu einem Spiel in Mönchengladbach geben wird", sagte Borussias Geschäftsführer Stephan Schippers.
Bis zum von Schippers genannten Datum ist es Personen aus Gebieten, die von Corona-Mutationen betroffen sind, verboten, nach Deutschland einzureisen. Unter anderem ist auch Großbritannien von diesen Regelungen betroffen, Ausnahmen für Profisportler gibt es nicht.
Hoffenheim darf nicht Norwegen
Umgekehrt betroffen von der Regelung, Spiele auf neutrale Plätze zu verlegen, ist die TSG Hoffenheim. Wegen der strengen Einreiseregelungen, wird das Zwischenrunden-Hinspiel der TSG in der Europa League gegen Molde FK nicht in Norwegen stattfinden, sondern im spanischen Villarreal. Das teilte die Europäische Fußball-Union (UEFA) am Montag mit.
Zuvor war schon am Sonntag das Champions-League-Achtelfinale zwischen RB Leipzig und dem FC Liverpool nach Budapest verlegt worden, wodurch die drei ungarischen Nationalspieler in Diensten von RB, Peter Gulacsi, Willi Orban und Dominik Szoboszlai, wenigstens ein "halbes Heimspiel" haben. Allerdings wird selbstverständlich ohne Zuschauer gespielt.
Kein Verständnis bei Jürgen Klopp
Budapest hatte bereits im vergangenen August als Ausweich-Spielort für die Begegnung von NK Celje aus Slowenien gegen den irischen Dundalk FC in der Champions-League-Qualifikation gedient. Die Option, das Heimrecht mit dem FC Liverpool zu tauschen, war nicht zustande gekommen. "Wir haben Liverpool gefragt, ob wir das Heimrecht tauschen, das konnten wir aus diversen Gründen nicht. Das müssen wir akzeptieren und suchen andere Lösungen", hatte Sportdirektor Markus Krösche noch am Samstag im Interview mit dem TV-Sender Sky gesagt.
Nötig wurden die alternativen Planungen, weil das Bundesinnenministerium (BMI) am Donnerstag mitgeteilt hatte, dass die Bundespolizei den Antrag Leipzigs auf eine Sondergenehmigung für eine Einreise Liverpools abgelehnt habe. Liverpools Teammanager Jürgen Klopp zeigte dafür wenig Verständnis. "Ich glaube, mit allem, was wir hier tun, unser Bilanz an Fällen und unserer Disziplin, wäre es absolut vertretbar, eine Ausnahme zu machen", sagte Klopp, der eine Ausnahme von der Einreisesperre als gerechtfertigt angesehen hätte. Er wies auf die Sicherheitsstandards bei Liverpool hin. "Wir sind nicht infiziert, wir haben die gleichen Probleme wie ihr", sagte er: "Ja, es gibt eine neue Art des Virus, aber wir sind in einer Blase und könnten in Leipzig spielen, ohne das Virus zu verbreiten."
Kritik aus der Politik
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hielt das Einreiseverbot dagegen für alternativlos. Es sei "die richtige Entscheidung. Wir sind in Deutschland dabei, die B.117-Mutation, die in England eine gefährliche Rolle spielt, zu bekämpfen", sagte Lauterbach dem Sportinformationsdienst (SID). Und da die Mutation auf der Insel weiter um sich greift, dürften auch andere Klubs mit den Auswirkungen zu kämpfen haben.
Karl Lauterbach hält die Austragung der Europacup-Spiele grundsätzlich für "das falsche Signal". In der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" sagte er: "Wir sollen derzeit alle auf Reisen verzichten, diesen Appell hat auch die Bundeskanzlerin gesetzt, und ich verstehe ehrlich gesagt nicht, warum wir da für einen Profi-Zirkus eine Ausnahme machen sollten." Die Gefahr, das Virus einzuschleppen, sei gegeben, so Lauterbach.
Ähnlich sieht es die Sportausschuss-Vorsitzende des Bundestags, Dagmar Freitag. "Aufgrund der bekannten Mutationen des Virus ist jegliche Ein- und Ausreise in und aus anderen Ländern eine zuviel", sagte die SPD-Politikerin am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur (dpa). "Ich halte auch die Reisen von Fußballspielern für unangemessen." Dies gelte erst recht, wenn es sich um Vereine aus Hochrisiko-Ländern wie beispielsweise Großbritannien handele. Der UEFA und den Vereinen gehe es "allein um das Geld", meinte Freitag. Auch der FC Bayern hatte sich am Wochenende auf Reisen begeben, am Montag bestreitet der Champions-League-Sieger in Katar sein Halbfinale bei der Klub-WM.
asz/tk (SID, dpa)