Charles Darwin - der zaudernde Super-Forscher
Jäger und Sammler
Auf seiner Reise macht der Engländer große Beute: 1529 Spezies, 3907 Häute und Knochen. Er füllt 12 Kataloge mit den gesammelten Tieren und Pflanzen, darunter exotische und gewöhnliche Exemplare - hier die Rote Felsenkrabbe -und füllt über 2000 Seiten mit seinen Notizen. Auch Gesteinsproben und Fossilien schickt er nach London, um sie dort näher untersuchen zu lassen.
Geehrt, gefeiert und angefeindet
Als Darwin 1858 seine Überlegungen öffentlich macht, sorgt er damit für großes Aufsehen und erntet neben Anerkennung auch Spott und Kritik. Er wird sogar als Ketzer bezeichnet, der den göttlichen Plan der Schöpfung und den Menschen als dessen Krone in Frage stellt. Dass die Erde älter als einige tausend Jahre und alles Leben aus einem primitiven Organismus entstanden sein soll, ist für die Kirche und viele andere Mitglieder der Gesellschaft eine inakzeptable Behauptung. Karikaturen von Darwin als Mischung aus Mensch und Affe erscheinen häufig in Zeitungen und Magazinen. Darwin stört sich daran wenig. Er soll die Zeichnungen sogar gesammelt haben.
Darwinfinken
Die Darwinfinken brachten den Forscher auf die Idee der "ökologischen Nische". Jede der 13 Arten, die heute auf Galapagos vorkommen, hat ihre eigene Nische; das bedeutet, sie konkurriert nicht mit anderen Arten um Futter und Nistplätze. Der Baumfink hat einen dünnen Schnabel, damit er Insekten fangen kann, der Großgrundfink hat einen kräftigen Schnabel, um Früchte und Samen bearbeiten zu können.
Das Recht des Stärkeren
Meist hat nur ein Männchen in einer Tiergruppe das Recht, sich fortzupflanzen. Auch hier zählt es, größer, bunter, stärker oder geschickter zu sein, um seine Konkurrenten auszuschalten. Darwin nannte das: "Survival of the fittest". Das am besten angepasste Lebewesen setzt sich durch. Seine Erkenntnisse übertrug er auch auf den Menschen und kam zu dem Schluss, dass dieser mit dem Affen verwand sein muss - eine Provokation für viele seiner Zeitgenossen.
Seltsame Reptilien
Die so genannten Meeresechsen verblüfften Darwin, denn sie tauchten ins Meer, um dort ihre Nahrung zu suchen – für Reptilien etwas sehr Ungewöhnliches. Bis zu 15 Minuten können sie unter Wasser bleiben und dort nach Nahrung suchen. Auf den kargen Galapagos-Inseln, die an Land kaum Nahrung bieten, die entscheidende Fähigkeit zum Überleben.
Studierzimmer
Im Oktober 1836 kehrt Darwin von der Reise mit der "HMS Beagle" nach England zurück. Einige Jahre später heiratet er seine Cousine und zieht ins ländliche Downe, südlich von London. Charles Darwin stammt aus einer wohlhabenden Familie und muss sich um Geld nicht sorgen. Er widmet sich in Ruhe der Forschung. Insgesamt veröffentlicht Darwin 20 wissenschaftliche Werke und hält Vorträge vor Experten und Forschern. Doch über seine Theorie von der Entwicklung der Arten spricht er zunächst nur mit seinen engsten Vertrauten.
Evolutionstheorie
Auch andere Forscher, wie Jean-Baptiste de Lamarck, hatten sich bereits mit der Entwicklung der Arten beschäftigt. Darwins Theorie der "natürlichen Zuchtwahl" baute teils darauf auf. In einer Generation von Giraffen gibt es zufällig ein Tier, dessen Hals länger ist als der der anderen. Es hat klare Vorteile bei der Nahrungssuche, weil es auch die oberen Blätter der Bäume erreichen kann. Dadurch ist es widerstandsfähiger, lebt länger und kann sich ausreichend vermehren. Der "lange Hals" wird an die nächste Generation vererbt. Es gibt immer mehr Giraffen, die den gesamten Baum als Futterquelle nutzen können und so die Tiere, die nur die unteren Blätter erreichen, verdrängen. Die Natur hat eine Auswahl getroffen.
Forschungsreise
Mit dem britischen Vermessungsschiff "HMS Beagle" begibt sich Charles Darwin 1831 auf eine langjährige Weltreise. Der damals erst 22-Jährige segelte in fast fünf Jahren rund um die Welt: nach Brasilien, Argentinien, Feuerland, Chile, Australien und Neuseeland. Das Leben auf See war für den Biologen anstrengend, denn er kämpfte von Anfang an mit der Seekrankheit. Darwin sammelte und untersuchte die Tier- und Pflanzenwelten auf dem Festland und auf abgelegenen Inseln. Seine umfangreichen Beobachtungen hielt er in seinem Tagebuch fest, zusammen mit Zeichnungen seiner Forschungsobjekte.
Bestseller
Über 20 Jahre lang hatte Darwin an seiner Evolutionstheorie gefeilt, bevor er gezwungen war, sie der Öffentlichkeit zu präsentieren. 1858 schickte ihm ein junger Naturwissenschaftler seine Abhandlung über die Grundzüge, eben dieser Theorie, wie Darwin sie vertrat. Um den wissenschaftlichen Ruhm für sich zu sichern, muss Darwin schnell handeln. 1859 veröffentlicht er sein Buch "Über die Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl". Die erste Auflage ist am ersten Tag vergriffen. Das Buch wird zum Bestseller - und wie auch viele seiner Werke in zahlreiche Sprachen übersetzt. Noch heute gehen Wissenschaftler davon aus, dass Darwin mit seiner Theorie der Entwicklung des Lebens Recht hatte. (cbr/np)
Riesenschildkröten
Die bis zu 350 Kilogramm schweren Riesenschildkröten faszinierten Darwin. Ihm fiel auf, dass Form und Farbe der Rückenpanzer von Insel zu Insel variieren und an den jeweiligen Lebensraum angepasst sind. Die "HMS Beagle" nimmt mehrere Dutzend Riesenschildkröten an Bord, von denen aber die meisten von der Mannschaft aufgegessen werden. Die Schildkröte Harriet schafft es aber bis nach Europa bevor sie ins wärmere Australien geschickt wird. 2006 starb dort das über 175 Jahre alte Forschungsobjekt Darwins.
Charles Darwin
Charles Robert Darwin war einer der bedeutendsten und vermutlich auch umstrittensten Naturforscher der Geschichte. 1809 in England geboren, studierte er Medizin und Theologie, bevor er sich seiner eigentlichen Leidenschaft, der Biologie, zuwandte. Bestärkt durch seine Expeditionsreisen, Forschungen und Beobachtungen von Tieren aller Art leistete er wesentliche Beiträge zur Evolutionstheorie, die die Entstehung der Arten als das Ergebnis von Evolution beschreibt und erklärt. Damit widersprach er der bis dahin geltenden Schöpfungslehre, die in verschiedenen Religionen die Erschaffung der Welt, der Dinge und die Entstehung des Menschen durch eine eigenständige Macht (Gott) sieht. Bis zu seinem Tod im April 1882 waren seine revolutionären Thesen in aller Welt bekannt.
Galápagos
Die Galápagos-Inseln vor der Küste von Ecuador waren die wichtigste Forschungsstation für Darwin: für die meisten Menschen eine nutzlose, graue Steinöde, für Darwin aber DER Ort seiner beeindruckenden Erkenntnisse zur Evolutionstheorie. Hier begann er über die Vielfalt der Arten nachzudenken und sah nur eine Möglichkeit, wie die verschiedenartigen Planzen und Lebewesen auf der rauen Insel ihr Überleben langfristig sichern können: durch Anpassung.