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Rolling-Stones-Drummer Charlie Watts gestorben

Torsten Landsberg | Suzanne Cords
24. August 2021

Er galt als Gentleman der Rolling Stones und als einer der größten Rockdrummer aller Zeiten. Kurze Zeit nach seinem 80. Geburtstag ist Charlie Watts gestorben.

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Schwarzweißfoto von Charlie Watts am Schlagzeug
Charlie Watts ist überraschend gestorbenBild: Brian Foskett/National Jazz Archive/Heritage I/picture alliance

Gerade erst hatte sich Charlie Watts gedanklich mit dem Ruhestand beschäftigt. "Ich weiß nicht, was die anderen denken, aber mich würde es nicht stören, wenn die Rolling Stones sagen würden, dass es das jetzt war", sagte der Schlagzeuger anlässlich seines 80. Geburtstags im Juni diesen Jahres dem englischen "Guardian". Allerdings, so räumte er ein, wisse er gar nicht, was er machen würde, wenn wirklich alles zu Ende sei.

Watts schuf 60 Jahre lang den Rolling-Stones-Sound

So abrupt hatte sich der Schlagzeuger das Ende der Rolling Stones nicht vorgestellt: Am 24. August 2021 ist Charlie Watts in einem Londoner Krankenhaus gestorben. "Charlie war ein geschätzter Ehemann, Vater und Großvater und als Mitglied der Rolling Stones auch einer der größten Schlagzeuger seiner Generation", teilte ein Sprecher mit.

Bandkollege Mick Jagger postete zum Abschied ein Foto des lachenden Watts, Keith Richard twitterte  das Bild eines Drumsets, an dem ein Schild mit der Aufschrift "geschlossen" hängt:   Auch viele andere Musikgrößen meldeten sich zu Wort.      

Fast sechs Jahrzehnte gab Charlie Watts bei einer der größten Bands der Musikgeschichte den Takt vor. Ohne ihn hätte es die Rolling Stones wahrscheinlich schon längst nicht mehr gegeben. Mit diplomatischem Fingerspitzengefühl gelang es ihm immer wieder, die aufbrausenden Streithähne Mick Jagger und Keith Richards zur Räson zu bringen.

Keith Richards wollte Watts als Schlagzeuger

Charles "Charlie" Robert Watts erblickte am 2. Juni 1941 in Kingsbury das Licht der Welt, einem heutigen Stadtteil Londons. Der Sohn eines Lastwagenfahrers studierte Kunst und Grafik und stieg in seiner Freizeit als Drummer in Alexis Korners Band Blues Incorporated ein.

Dort spielten auch Mick Jagger und der 1969 verstorbene Gitarrist Brian Jones, die 1962 die Rolling Stones mitgründeten. Nur ein Jahr später schmiss Watts seinen Job als Grafiker, als Keith Richards ihn unbedingt als Schlagzeuger in der Band haben wollte.

Watts war der oft unterschätze Mann im Hintergrund, der seinen Bandkollegen mit britischem Understatement und knochentrockenen Beats die Bühne überließ. "Charlie Watts gibt mir die Freiheit, auf der Bühne fliegen zu können", sagte Gitarrist Keith Richards einmal.

Die fünf Mitglieder der Rolling Stones stehen 1967 in einem Park.
Charlie Watts mit Schlips und Anzug im Kreise seiner Bandkollegen im Jahr 1967Bild: Getty Images/Central Press/R. Jackson

Watts galt als wortkarg und solide, seine Alkohol- und Drogensucht hatte er schon in den 1980er-Jahren überwunden. Während viele Rockstars und mitunter auch seine Bandkollegen eher durch einen unsteten Lebenswandel Schlagzeilen machten, war der Drummer seit 1964 glücklich mit Shirley Ann Shepherd verheiratet. Die beiden lebten zurückgezogen auf dem Land, wo Watts Vollblutaraber züchtete.

Watts war kein typischer Rock 'n' Roller

Charlie Watts stand für all das, was nicht zum ursprünglichen Image der Rolling Stones passte. Er bevorzugte Anzüge und liebte Jazz - genau die Musikrichtung, gegen die die Stones am Anfang ihrer Karriere aufbegehrt hatten. Wenn er nicht mit den Stones auf Tour oder im Studio war, spielte er die Drums in seiner Jazz-Band. Dort fühlte er sich wohler als im Scheinwerferlicht, minutenlange Standing Ovations waren ihm unangenehm.

Charlie Watts, Drummer der Rolling Stones, sitzt lachend an einem Schlagzeug.
Charlie Watts gab seinen Bandkollegen den Groove vorBild: Ennio Leanza/dpa/picture alliance

Gemeinsam mit den Stones zog Charlie Watts 1989 in die Rock 'n' Roll Hall of Fame ein, das Magazin "Rolling Stone" wählte ihn schon vor vielen Jahren auf seiner Liste der besten Schlagzeuger aller Zeiten auf Platz zwölf. 2004 erhielt er die Diagnose Kehlkopfkrebs, besiegte die Krankheit aber mit zwei Operationen, um schon im Jahr darauf wieder mit den Stones auf Welttournee zu gehen.

Nachdem er sich in diesem Jahr einer Operation unterziehen musste, hatte Charlie Watts seine Teilnahme an der für kommenden September geplanten US-Tour der Rolling Stones abgesagt.

Suzanne Cords Weltenbummlerin mit einem Herz für die Kultur