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Politik

Chef-Ermittler tritt nach Justizskandal zurück

27. September 2022

Der Mann, der in Mexiko den Fall der vermissten Studenten aufklären sollte, wirft hin - offenbar aus Verzweiflung. Dutzende Haftbefehle waren zuvor widerrufen worden.

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An den aufgestellten, meterhohen roten Ziffern 43 haben Menschen Blumen niedergelegt
Die Zahl 43 - hier ein Gedenkort - ist in Mexiko zum Synonym für ein Staatsverbrechen gewordenBild: Guillermo Diaz/Zuma/picture alliance

Acht Jahre nach der Entführung von 43 Studenten in Mexiko legt der Chef-Ermittler einer Sondereinheit sein Amt nieder. Omar Gómez Trejo, der den Angehörigen der Opfer nahestand, sei nach Streitigkeiten innerhalb der Staatsanwaltschaft zurückgetreten, sagte Präsident Andrés Manuel López Obrador. Zuletzt waren Dutzende bereits erlassene Haftbefehle zurückgenommen worden, darunter 16 gegen Mitglieder der Streitkräfte.

Am Montag, dem Jahrestag des Verschwindens der jungen Männer, hatten deren Familien die Ermittlungen kritisiert. Zwar seien Beschuldigte kürzlich verhaftet worden, sagte der Anwalt der Opfer, Vidulfo Rosales. Mehrere weitere Haftbefehle seien jedoch wieder annulliert worden. Tausende Menschen gingen in Mexiko-Stadt für eine Aufklärung des Verbrechens auf die Straße und riefen: "Lebend habt ihr sie uns genommen - lebend wollen wir sie zurück." Am Rande der Demonstration kam es zu gewaltsamen Ausschreitungen.

Was geschah 2014 wirklich?

Nach offizieller Darstellung hatten korrupte Polizisten die Studenten des Lehrerseminars Ayotzinapa in der im Süden des Landes liegenden Stadt Iguala in der Nacht zum 27. September 2014 verschleppt und dem Verbrechersyndikat Guerreros Unidos übergeben. Bandenmitglieder sollen die Studenten für Angehörige eines verfeindeten Kartells gehalten, ermordet und die Leichen auf einer Müllhalde verbrannt haben.

Protestierende recken ihre Hände in die Höhe
Tausende Menschen verlangten am Montag in Mexiko-Stadt eine Aufklärung der TatBild: Marco Ugarte/AP Photo/picture alliance

Unabhängige Experten der Interamerikanischen Kommission für Menschenrechte zweifeln diese Darstellung jedoch an. Die Hintergründe der Tat sind bis heute nicht aufgeklärt. Nur Knochenteile von drei der jungen Männer wurden bislang gefunden und identifiziert. Eine Wahrheitskommission hatte im August die Tat als Staatsverbrechen bezeichnet und die Studenten für tot erklärt. Demnach sollen auch Bundesbeamte, Militärs und Strafverfolger in den Fall verwickelt sein.

Generalstaatsanwalt verhaftet

Nach der Veröffentlichung des Kommissionsberichts wurde der seinerzeit verantwortliche Generalstaatsanwalt Jesús Murillo Karam festgenommen. Er soll die Ermittlungen gezielt so beeinflusst haben, dass der Verlauf der Tat nicht ans Licht kommt. Murillo Karam ist wegen Verschleppung, Folter und Behinderung der Justiz angeklagt.

jj/rb (dpa, epd, ap)