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Politik

Klotzen statt kleckern!

Antonio Cascais
2. September 2018

Chinas Einfluss in Afrika ist groß - politisch und wirtschaftlich. Durch den China-Afrika-Gipfel soll er noch größer werden. Fast alle Staats- und Regierungschefs Afrikas haben zugesagt.

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Chinas Präsident Xin Jinping mit Ruandas Präsidenten Paul Kagame
Chinas Präsident Xin Jinping mit Ruandas Staatschef Kagame (Archiv)Bild: Getty Images/AFP/S. Maina

Gleich zwei europäische Regierungschefinnen reisten in den vergangenen Tagen aus dem gleichen Grund nach Afrika: Sowohl Bundeskanzlerin Angela Merkel als auch Großbritanniens Premierministerin Theresa May wollen bei ihren Besuchen die Wirtschaftsbeziehungen zwischen ihren Heimatländern und afrikanischen Staaten stärken. Merkel hatte eine Unternehmerdelegation im Schlepptau, in Ghana, Nigeria und Senegal standen zahlreiche Wirtschaftstermine auf dem Programm. Europa hat in Afrika einiges nachzuholen - denn Chinas politischer und wirtschaftlicher Einfluss in Afrika ist in den letzten Jahren stark gewachsen. 

Der China-Afrika-Gipfel soll dafür sorgen, dass es noch mehr wird. "Es wird der größte Gipfel aller Zeiten", sagte der euphorische chinesische Außenminister Wang Yi während eines Presse-Briefings vergangene Woche. Das "Forum on China-Africa Cooperation" (FOCAC) findet am Montag und Dienstag in Peking statt. China und Afrika seien in einer "Win-Win-Situation", die Zusammenarbeit werde allen beteiligten Ländern zugute kommen, so Chinas Chefdiplomat.

Die britischen Premierministerin Theresa May mit Kenias Präsident Uhuru Kenyatta
Auch Großbritanniens Premierministerin Theresa May will die Wirtschaftsbeziehungen mit Afrika ausbauenBild: DW/S. Wasilwa

Bereits Wochen vor dem FOCAC-Gipfel starteten die chinesische Staatsmedien eine Propagandaoffensive. Fast täglich loben chinesische Afrikaexperten auf allen Kanälen die chinesisch-afrikanische Zusammenarbeit. Afrika-Experte Zeng Aiping vom "China Institute of International Studies" lobt beispielsweise die häufigen Afrika-Besuche von Chinas Staatspräsident Xi Jinping. Vier Mal hat der verschiedene Länder in Afrika bereits bereist - so oft wie kein anderes chinesisches Staatsoberhaupt vor ihm. Diese Politik trage Früchte, sagt Aiping: "Die Beziehungen entwickeln sich in rasender Geschwindigkeit und auf höchstem Niveau."

"Ein sehr, sehr wichtiger Partner"

Die Zuwächse im Handel zwischen China und Afrika sind tatsächlich beeindruckend: Nach Angaben der Welthandels- und Entwicklungskonferenz UNCTAD lag das Handelsvolumen im Jahr 2000 gerade mal bei 10 Milliarden. In nur 17 Jahren hat es sich verzwanzigfacht - zuletzt lag es bei fast 200 Milliarden US-Dollar. Währenddessen stagniert Afrikas Handel mit Europa und den USA seit Jahren. Parallel ist auch ein starkes Anwachsen von Chinas Direktinvestitionen zu verzeichnen.

Auch Afrikaner kommen im Vorfeld des Gipfels in den chinesischen Medien verstärkt zu Wort. Liberias Wirtschafts- und Finanzminister, Augustus Flomo, wird mit folgenden Worten zitiert: "China ist für unsere Entwicklungsstrategie ein sehr, sehr wichtiger Partner." Liberia gehe es vor allem um den Bau von Straßen, den Ausbau des Stromnetzes, sowie um die Modernisierung des Gesundheitssystems.

Chinesen stehen vor dem Eingang zur internationalen Freihandelszone in Dschibuti
Chinesische Firmen bauen in Dschibuti die größte Freihandelszone der WeltBild: Getty Images/AFP/Y. Chiba

Auch Kenias Präsident Uhuru Kenyatta äußert sich im Interview mit CGTN ganz im Sinne der chinesischen Führung: "Der FOCAC-Gipfel bietet große Chancen für alle beteiligten Länder. Als Land und als Kontinent sind wir uns dessen bewusst, dass es nur Vorteile bringen kann, wenn wir unsere Beziehungen zu China ausbauen." Im selben Interview spricht sich Kenyatta auch für offene Märkte zwischen China und Afrika aus: "Wir Afrikaner dürfen uns nicht abschotten. Eine protektionistische Politik würde sich langfristig negativ auf die Menschen in Afrika auswirken."

Billigexporte vom Fahrrad bis zur Taschenlampe

"Eigentlich müsste Kenyatta China kritisieren, weil China mit subventionierten Exporten die afrikanischen Märkte kaputt gemacht hat. Vor allem mit Billigexporten von Staatsunternehmen, mit billigen Konsumgütern vom Fahrrad bis zur Taschenlampe, von der Kerze bis zum Kühlschrank", sagt Robert Kappel, Entwicklungsökonom an der Universität Leipzig. Der Freihandel, den Kenyatta im chinesischen Fernsehen propagiere, habe schließlich dazu beigetragen, dass die Industrialisierung in afrikanischen Ländern nach und nach zerstört worden sei.

Weitere Risiken sieht Kappel in der zunehmenden Abhängigkeit der Afrikaner von chinesischen Krediten. "China finanziert ja Infrastrukturmaßnahmen, zum Beispiel für den Bau von Eisenbahnen von Dschibuti nach Addis Abeba oder von Mombasa nach Nairobi. Die kosten sehr viel Geld, das die afrikanischen Staaten zurückzahlen müssen, denn die Chinesen verschenken ihr Geld nicht." Das treibe viele afrikanische Staaten direkt in die Schuldenfalle.

Eine Lokomotive mit der schwarz-weiß-rot-grünen Flagge Kenias darauf
Für den Bau der neuen Bahnstrecke hat sich Kenia hoch verschuldetBild: Reuters/Stringer

Neben der wirtschaftlichen Komponente hat die China-Afrika-Kooperation auch eine politische und kulturelle. Im Südsudan, wo China sich an einer Friedensmission beteiligt, und in Dschibuti, wo China einen Militärstützpunkt betreibe, übe China bereits heute großen Einfluss auf die politische Entwicklung aus, sagt Kappel: "China behauptet immer, es nimmt keinen Einfluss auf die internen Angelegenheiten. Aber es nimmt, wenn auch indirekt, sehr gezielt Einfluss auf die politische Entwicklung."

Dass dieses Streben bereits Früchte trägt, sieht man laut Experte Kappel an den Beziehungen der afrikanischen Staaten mit Taiwan: Alle afrikanischen Staaten - mit Ausnahme Swasilands - haben ihre Zusammenarbeit mit der aus Chinas Sicht abtrünnigen Inselrepublik aufgekündigt; zuletzt Burkina Faso im Mai dieses Jahres: "China hat alle Länder mehr oder weniger dahingebracht, dass sie nur noch mit der Volksrepublik China kooperieren. Auch hier gibt es also einen sehr deutlichen politischen Einfluss", sagt Kappel. Beim Sturz von Simbabwes Langzeitmachthaber Robert Mugabe soll China nach Meinung vieler Beobachter ebenfalls eine Rolle gespielt haben: Sein später Nachfolger Emmerson Mnangagwa hatte kurz vor Mugabes Absetzung durch das Militär im November 2017 Peking besucht. Die Regierung in Peking bestritt jedoch jede Einflussnahme. Wenige Monate nach Mnangagwas Machtübernahme vereinbarte er mit Chinas Führung eine "strategische Partnerschaft".

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