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China: Der Trend weist nach unten

23. September 2015

Die Stimmung in Chinas Industrie hat sich weiter verschlechtert, wie neue Daten belegen. Präsident Xi Jinping hält mit Zweckoptimismus dagegen, doch Asiens Börsen geben nach.

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Bauarbeiter China
Bild: picture-alliance/dpa

Ein wichtiger Frühindikator für Chinas Konjunktur ist auf den niedrigsten Stand seit sechseinhalb Jahren gefallen: Der Einkaufsmanager-Index der verarbeitenden Industrie, der die Stimmung in den Chefetagen von produzierenden Unternehmen misst, ging im September von 47,3 auf 47 Punkte zurück. Das berichtete das chinesische Wirtschaftsmagazin "Caixin" am Mittwoch in einer vorläufigen Schätzung.

Damit ist der Index auf den tiefsten Stand seit März 2009 gesunken. Werte unterhalb von 50 Punkten gelten als Hinweis auf einen Abschwung.

Laut des vorläufigen Reports haben Chinas Fabriken im August erneut ihre Produktion heruntergefahren und Verkaufspreise und Mitarbeiterzahlen reduziert, weil die Aufträge aus dem In- und Ausland stärker zurückgingen als erwartet. "Der Rückgang zeigt, dass die Industrie des Landes eine entscheidende Phase in ihrem Transformationsprozess erreicht hat", sagte He Fan, Chefökonom der Caixin Gruppe.

Wertpapierhändler reagieren sensibel

Die enttäuschenden Konjunkturdaten haben am Mittwoch den asiatischen Börsen einen deutlichen Dämpfer versetzt. Vor allem die chinesischen Aktienmärkte gaben deutlich nach und zogen auch die übrigen Börsen in Fernost nach unten. Der MSCI-Index für die asiatischen Aktien außerhalb Japans notierte mehr als zwei Prozent im Minus. In Tokio blieb die Börse wegen eines Feiertags geschlossen.

In Australien zeigten sich Anleger besorgt über die Aussichten des wichtigen Handelspartners China, die Kurse fielen auf ein Zwei-Jahres-Tief. Die Leitindizes der Handelsplätze in Hongkong, Shanghai und Shenzen verloren jeweils rund zwei Prozent.

China steht unter Druck

Chinas Wirtschaft befindet sich in einem großen Umbauprozess: Das alte Wachstumsmodell als "Werkbank der Welt", die günstige Produkte für den Westen herstellt, stößt an seine Grenzen. Deshalb plant Peking, die eigene Industrie innovativer zu machen. Hightech-Produkte aus China sollen innerhalb der nächsten Jahre mit denen von westlichen Industrienationen konkurrieren können. Zuletzt hatten sich jedoch weltweit Sorgen verbreitet, dass dieser Umbau nicht schnell genug gelingt.

Bereits seit Wochen versucht die Führung in Peking zu beschwichtigen. Erst am Dienstag, im Vorfeld der überraschend schwachen Konjunkturdaten, hatte Chinas Präsident Xi Jinping erneut ein positives Bild der wirtschaftlichen Lage seines Landes gezeichnet. Die Wirtschaft befinde sich in einer "ordnungsgemäßen Spanne", sagte Xi während eines Staatsbesuchs in den USA vor Unternehmern in Seattle.

Wachstum verliert an Schwung

Die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft sei in den vergangenen Monaten unter Druck geraten. Jedoch sei das wegen der "komplexen" und "volatilen" Lage der Weltwirtschaft erwartet worden, so Xi. Mit der Ankündigung, Chinas Märkte weiter für ausländische Unternehmen und Investoren zu öffnen, hat Peking zuletzt versucht, Ängste über eine harte Landung der Wirtschaft zu zerstreuen.

Mit einem Wachstum von 7,3 Prozent war die Wirtschaft des Landes im vergangenen Jahr so langsam wie seit einem viertel Jahrhundert nicht mehr gewachsen. Für diese Jahr peilt Peking ein Wachstumsziel von etwa sieben Prozent an. Die Asiatische Entwicklungsbank rechnet in ihrer jüngsten Prognose jedoch nur noch mit 6,8 Prozent Wachstum, die OECD mit 6,7 Prozent.

dk/bea (dpa/rtr)