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China erlässt strenge Regeln für Gentechnik

28. Februar 2019

Hohe Strafen und staatliche Überwachung sollen den Ruf der enorm wichtigen Biotechnologie in China sicherstellen.

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Genetisch veränderte Mädchen in China geboren
Bild: picture-alliance/dpa/M. Schiefelbein

Gut drei Monate nach der schockierenden Ankündigung des chinesischen Wissenschaftlers He Jiankui, er habe die weltweit ersten genetisch veränderte Babys geschaffen, präsentierte die chinesische Staatsführung jetzt strikte Regeln für die biotechnologische Forschung. Denn Hes Experimente hatten weltweit nicht nur Entsetzen ausgelöst, er hatte mit seiner umstrittenen Forschung auch den Ruf der für China so extrem wichtigen Biotechnologie beschädigt und Chinas laxe Aufsicht über die wissenschaftliche Forschung offenkundig gemacht.

Die neuen Regeln sehen empfindliche Geldbußen und Verbote für abtrünnige Wissenschaftler vor. Ab sofort werden die Technologie zur Gewinnung von genetischem Material, die Genbearbeitung, der Gentransfer und die Stammzellforschung als "hohes Risiko" eingestuft. Vor allem aber werden jetzt die Gesundheitsbehörden unter der direkten Aufsicht der Zentralregierung die Forschung leiten.

Der Staat kontrolliert künftig auch die wichtige Biotechnologie

Der Staatsrat ist jetzt für die "Überwachung und Verwaltung der klinischen Forschung und Anwendungen im ganzen Land" zuständig. Der neue Entwurf sieht Geldbußen zwischen 50.000 und 100.000 Yuan (ca. 6.500 und 13.000 Euro) für Wissenschaftler oder Institutionen vor, die ohne entsprechende Genehmigung forschen. Wenn ein Wissenschaftler "illegale Einkünfte" aus unbefugter Forschung erzielt, wird er mit einer Geldstrafe in Höhe des 10- bis 20-fachen Betrages der illegalen Einkünfte belegt.

He Jiankui - Wissenschaftler der ersten Genmanipulierten Babies (Foto: picture-alliance/dpa/Imagechina/Ling)
He Jiankui wurde für seine Forschungen als "Chinas Frankenstein" bezeichnet Bild: picture-alliance/dpa/Imaginechina/Ling

Missfällt der Regierung die Forschung, kann sie die Arbeit auch einstellen lassen und Forschungsmittel konfiszieren. Je nach Schwere des Verstoßes kann ein Wissenschaftler für sechs Monate bis zu einem Jahr von seinem Arbeitsbereich ausgeschlossen werden. "Wenn die Umstände ernst sind, wird dem Arzt die ärztliche Zulassung entzogen und die Person darf lebenslang keine klinische Forschung mehr betreiben", heißt es in den Regeln.

Forscher He hatte im November behauptet, er habe mit der CRISPR-cas9-Technologie die DNA von Zwillingen so verändert, dass sie sich nicht mit HIV infizieren können. Für diese Forschung war He von der Universität verwiesen worden und werde laut chinesische Nachrichtenagentur Xinhua auch bestraft. Außerdem seien die beiden genveränderten Zwillinge und ein weiteres genverändertes Kind unter staatliche Aufsicht gestellt worden. Eine Regierungsuntersuchung habe ergeben, dass der Wissenschaftler He "ethische Überprüfungspapiere gefälscht" und sich der Aufsicht "absichtlich entzogen" habe, so die staatlichen Medien.

Strenge Kontrollen und viel Bürokratie

Als Reaktion auf den unrühmlichen Vorfall hatten die chinesischen Behörden enge Vorgaben gemacht. Chinesische Forscher berichten gegenüber der Nachrichtenagentur AP, dass der bürokratische Aufwand bei der Gen- bzw. Stammzellenforschung deutlich zugenommen habe und dass von staatlicher Seite die Kontrollen und Auflagen drastisch verschärft wurden.

China Schanghai geklonte Affen
Chinesische Forscher haben im Januar einen Gendefekt in einen Makaken eingeschleust und ihn fünfmal geklont. Bild: Getty Images/AFP

Gen-Editierung zu reproduktiven Zwecken ist in den meisten Ländern illegal. In China verbietet eine 2003 vom Gesundheitsministerium erlassene Regelung zwar die Genbearbeitung menschlicher Embryonen, die "gegen ethische oder moralische Prinzipien verstoßen". Laut den ethischen Richtlinien ist die Gen-Bearbeitung für die Forschung aber erlaubt, sofern der experimentelle Embryo nicht länger als 14 Tage gepflegt wird. Außerdem sah die chinesische Regelung bislang keine Strafen für Vergehen vor.

 

DW Mitarbeiterportrait | Alexander Freund
Alexander Freund Wissenschaftsredakteur mit Fokus auf Archäologie, Geschichte und Gesundheit@AlexxxFreund